Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Crash-Rettung nur im akuten Notfall geeignet

Weinsbergvon Karin Freudenberger HSt

Auch Ärzte und Arzthelferinnen können noch eine ganze Menge dazu lernen. Diese Erkenntnis brachte ein Kurs zur patientengerechten Rettung aus einem Unfallauto, den eine Pharmafirma in Kooperation mit der Freiwilligen Feuerwehr Weinsberg und Notarzt Dr. Wolfgang Balz veranstaltet hatten.

„Jeder Arzt, der an einem Unfall vorbei kommt, ist zur Hilfe verpflichtet, also muss er auch Sicherheit haben in der Patientenrettung aus einem Unfallwrack“, begründete Balz den Kurs. Denn die Anforderungen zum Beispiel auf der Autobahn sind ganz anderer Natur als in der Praxis oder im Krankenhaus.

Zunächst unterteilte Balz die Hilfe in den Part für die medizinischen Experten und die Feuerwehr. Dazu wurde ein Unfallszenario mit einem hinter dem Steuer eingeklemmten Fahrer in einem Auto angenommen. Balz empfahl die folgende Vorgehensweise: Nach dem Absichern der Unfallstelle soll sich der Helfer, wenn möglich, auf den Beifahrersitz begeben, ruhig auf den verletzten Menschen einwirken, sofern er ansprechbar sei und dabei erste Untersuchungen zu Kreislauf und Blutwerten starten. Auch das Anlegen einer Halskrawatte ist laut Balz empfehlenswert, um nachträgliche Verletzungen der Halswirbel zu vermeiden.

Wenn der Airbag nicht aufgegangen ist, ist übrigens äußerste Vorsicht geboten. „Die Auslösung kann auch mit minutenlanger Verzögerung erfolgen, und wenn sich dann der Helferkopf direkt vor dem Unfallopferkopf befindet, hat das für beide üble Folgen“, warnte der Notarzt.

Sofern die Werte des ersten Durchcheckens es zulassen, ist dann die Feuerwehr an der Reihe. An dieser Stelle staunten die Teilnehmer, wie schnell die Floriansjünger mit Hydraulikscheren und Stemmeisen ein Auto auseinander nehmen können. „Das ist für uns schon Routine, weil wir oft auf der Autobahn im Einsatz sind“, erläuterte der Weinsberger Feuerwehrkommandant Lajosch Miklosch.

In wenigen Minuten hatten nur drei Wehrleute die Scheiben herausgebrochen, die Türen und das Dach entfernt und schließlich sogar die Lenksäule so weit angehoben, dass die „eingeklemmte Person“ ohne Probleme auf die bereit gestellte Trage gehoben werden konnte. In diesem Falle wäre also keine weitere Verletzung mehr durch das Bergen hinzu gekommen.

Anders müssen die Helfer vorgehen, wenn etwa der Kreislauf zusammenbricht oder das Auto zu brennen anfängt. Im Zeitalter der Kunststoffkarosserie hilft dann nur das sofortige Herausziehen des Verletzten, da schnell Temperaturen bis zu 500 Grad erreicht werden. Mit einem Märchen räumte der Feuerwehrchef auf: „Das Auto, das sofort nach dem Unfall explodiert, gibt es in der Regel nur im Fernsehen.“

Foto: Fachgerecht zerlegte die Feuerwehr Weinsberg den Einstieg an der Fahrerseite, um an das „Unfallopfer“ heranzukommen. Dies wurde beim Kurs zur patientengerechten Rettung vorbildlich vorgeführt. (Foto: Karin Freudenberger)