Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

Suchergebnis löschen

Untergriesheim: Treibt Brandstifter sein Unwesen?

Bad Friedrichshallvon Adrian Hoffmann, HSt

Dieses Mal hat es eine alte Scheune getroffen. Das Areal ist mit Absperrband gesichert, die Polizei ermittelt. Nach einem Feuer in der Nacht auf Donnerstag ist von dem Gebäude in der Ortsmitte in Bad Friedrichshall-Untergriesheim nicht mehr viel übrig geblieben. Viele Menschen sprechen von Brandstiftung – es ist der dritte Brand infolge weniger Wochen. Auch aus Sicht des Feuerwehr-Kommandanten Kurt Semen liegt diese Vermutung nahe. Die Polizei will sich aber noch nicht ganz festlegen.

„Es kann nichts anderes sein“, sagt der 42-jährige Besitzer der Scheune in der Straße Haingasse. Es habe keinen Stromanschluss im Gebäude gegeben, was einen technischen Defekt ausschließe. Und der Opel Omega, der darin stand, sei seit Dienstagabend nicht mehr bewegt worden.

Auffälligkeiten

Ungewöhnlich ist auch, dass die Brände alle nachts um etwa die gleiche Zeit ausgebrochen sind, zwischen 1 und 3 Uhr. Vor Weihnachten im katholischen Kindergarten, am Dienstag in einem Lager der Baufirma Manfred Dally, jetzt in der Scheune. „Die zeitliche Nähe der beiden letzten Brände fällt natürlich auch auf“, sagt Polizeisprecherin Yasmin Daiber – genauso die räumliche Nähe: die betroffenen Gebäude liegen Luftlinie höchstens 200 Meter voneinander entfernt.

Der Scheunenbesitzer wohnt nur wenige Meter von der Scheune entfernt, er ist in der Nacht von seinem Neffen bei der Feuerwehr angerufen worden. Er muss jetzt erst mal mit seinem Fahrrad zur Arbeit fahren – einen Zweitwagen haben er uns seine Frau nicht. Neben dem Auto sind ein Anhänger, ein Motorrad und Brennholz abgebrannt. Verletzt wurde niemand. Den Schaden schätzt die Polizei auf zwischen 30.000 und 50.000 Euro. Beamte der Kriminalpolizei Heilbronn haben im Laufe des Donnerstags Brandschutt gesichert, um so Hinweise auf die Brandursache zu bekommen.

Besorgte Bewohner

„Natürlich hat jetzt jeder Angst im Dorf, wann wieder was passiert“, sagt die Frau des Scheunenbesitzers. Zumal es nicht ungefährlich sei: Ihre Scheune grenzt unmittelbar an ein Wohnhaus an, dessen ältere Bewohnerin von dem Feuer sehr verängstigt wurde. Feuerwehr-Kommandant Kurt Semen weiß um die Sorgen der Menschen in Untergriesheim und versteht deren Ängste. „Untergriesheim ist nicht groß“, sagt er. Und der Verdacht, es könnte einen Zusammenhang zwischen den Bränden geben, liege nahe. Im katholischen Kindergarten sei es eine Couch gewesen, die Feuer fing – wie soll das ohne Einwirken Dritter geschehen?

Bei diesem Brand kurz vor Weihnachten ist die Pausenhalle des Kindergartens abgebrannt, Spielzeuge im angrenzenden Abstellraum waren unbenutzbar. Laut Polizei lag der Schaden bei 50.000 Euro.

Selbst beim Brand des Gerätehauses der Baufirma am vergangenen Dienstag hätte mehr passieren können: Ein Gastank steht in der Nähe.  Bei diesem Brand geht die Polizei mittlerweile auch in der Außendarstellung mit großer Wahrscheinlichkeit von Brandstiftung aus. Wie in der Scheune gab es hier keinen Stromanschluss, der zu einem Kurzschluss hätte führen können. Und keine selbst entzündbaren Stoffe, sagt Manfred Dally, Inhaber der Baufirma. Den Schaden an seinem Lager und Geräten schätzt er auf zwischen 30000 und 40000 Euro.

„Die Leute hier sind sehr verängstigt“, sagt Dally. Für den 54-Jährigen ist es offensichtlich, dass hinter all dem Brandstiftung steckt. Ende 2009 soll alles angefangen haben, mit dem Brand eines Papiercontainers. „Das passt schon in eine Reihe“, sagt Untergriesheims Ortsvorsteher Klaus Schaffner.

Polizeipräsenz statt Bürgerpatrouille

Er hofft jetzt vor allem auf „Kommissar Zufall“. Man müsse Augen und Ohren offen halten. Allerdings führe eine Bürgerpatrouille, die manche im Ort schon angedacht haben, nicht weiter. „Wenn das jemand ist, der sich hier auskennt“, sagt Schaffner über einen möglichen Brandstifter, „dann spielt er mit einer solchen Patrouille Katz und Maus.“ Wichtiger sei, dass die Polizei nun vermehrt Streife fahre - was sie ihm gegenüber auch angekündigt habe. „Es gibt hier viele alleinstehende Objekte“, sagt Schaffner.

Erst am Mittwochabend ist der Besitzer der alten Scheune in der Straße „Im Dorf“ spazieren gegangen. Dabei habe er sich schon gefragt, ob das Gebäude möglicherweise gefährdet sei. Im Ort gesprochen wird momentan viel. Aber er habe sich gedacht, dass es einem mutmaßlichen Brandstifter zu gefährlich sei, ein Gebäude direkt neben einem Wohnhaus anzubrennen. Es waren 65 Feuerwehrleute aus Bad Friedrichshall und Neckarsulm vor Ort, zwei Drehleitern wurden eingesetzt.

Zeugen gesucht

Die Polizei sucht nach Zeugen, die in der Brandnacht verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben. Hinweise gehen an das Revier Bad Friedrichshall: 07136/98030.

Foto: Adrian Hoffmann