Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Tunnelübung "Hölzern" A81

Stadt- und Landkreis Heilbronnvon Marc Hoffmann, Medienteam KFV Heilbronn

Samstag Nacht, kurz vor 0:00 Uhr auf der A 81 beim Autobahntunnel Hölzern. Auf der Autobahn Heilbronn Würzburg herrscht gespenstische Stille.noch.

Eine viertel Stunde später eilen Einsatzkräfte durch die Nacht; Rauch quillt aus verbeulten Autowracks, Verletzte Wimmern und schreien, Blaulicht erhellt die Dunkelheit.Ein Szenario wie aus einem Katastrophenfilm spielt sich in dieser ungemütlichen, regnerischen Samstagnacht auf der A81 bei Eberstadt ab. Doch zum Glück war all dies von langer Hand im Heilbronner Landratsamt und dem Regierungspräsidium Stuttgart geplant und Teil eines großen Drehbuchs (siehe Hintergrundinfo).

Das Szenario: Am Südportal, auf der Fahrbahn von Heilbronn in Richtung Würzburg, kommt es wenige Meter nach der Tunneleinfahrt zu einem Verkehrsunfall mit mehreren Fahrzeugen und mehreren Verletzten. Die Fahrzeuge beginnen zu brennen; der Rauch zieht durch den Tunnel zum Nordportal und vernebelt dort den aus Richtung Würzburg kommenden Fahrzeugen die Sicht, so dass es hier ebenfalls zu einem Verkehrsunfall kommt. Das Pikante dabei: eines der beteiligten Fahrzeuge ist ein mit etwa 40 Personen besetzter Reisebus. Soweit das Drehbuch.

Gespannt warten zahlreiche Zuschauer bestehend aus vielen Namhaften Persönlichkeiten der Politik, Verwaltung und der Hilfs- und Rettungsorganisationen, kurz nach Mitternacht am Südportal des Tunnels. Um genau 0:07 Uhr öffnet ein Mitarbeiter der Straßenbauverwaltung eine der Notrufnischen im Tunnel. Sofort springt die Not- und Fluchtwegbeleuchtung im Tunnel an; in der Tunnel-Leitzentrale in Stuttgart wird Alarm ausgelöst und die Ampeln am Tunneleingang springen auf rot. Im Ernstfall wäre der Tunnel jetzt für den einfahrenden Verkehr gesperrt.

Als die erste Polizeistreife eintrifft, kommen den Polizisten bereits die Verletzten gespielt von einer eigens für solche Fälle gegründeten Mimentruppe des DRK entgegen. Nach und nach treffen weitere Einsatzkräfte ein. Die Feuerwehren aus Weinsberg und Eberstadt nehmen die Brandbekämpfung auf, dringen mit Atemschutz in den verrauchten Tunnel bis zum simulierten Brandherd vor und organisieren die Wasserversorgung aus einem See in der Nähe. Sanitäter, Rettungsassistenten und Notärzte kümmern sich um die Verletzten. Die Feuerwehr Heilbronn rückt ebenfalls an und bringt den mobilen Großventilator in Stellung, um den Rauch aus dem Tunnel zu drücken.

Dann die Meldung: Unfall am Nordportal mit Reisebus!. Sofort werden weitere Einsatzkräfte aus der Gegenrichtung alarmiert diesmal die Feuerwehren aus Neuenstadt und Neckarsulm. Auch hier rücken zudem zahlreiche Rettungskräfte von ASB und DRK an.

Auf Grund der Größe der beiden Einsatzstellen wird nun auch eine gemeinsame Einsatzleitung im ELW 2 des Landkreises und dem ELW des Rettungsdienstes aufgebaut. Kreisbrandmeister Uwe Vogel, die für den Katastrophenschutz zuständige Dezernentin des Landratsamts Emilia Knör, Bürgermeister Timo Frey aus Eberstadt und weitere Vertreter der eingesetzten Behörden und Organisationen haben hier die Oberhand und dirigieren die großangelegte Rettungsaktion auf beiden Seiten des Tunnels. Als Vertreter der Notfallseelsorge sitzt Bruno Streibel mit im ELW. Ein Mann von THW und Straßenbauverwaltung komplettieren das Team.

Aufwändig ist an der Unfallstelle besonders die Rettung der Verletzten Personen aus dem Bus. Einen nach dem anderen holen die Feuerwehrleute über eine Plattform an einer zertrümmerten Seitenscheibe und über den hinteren Ausstieg aus dem Unfallfahrzeug.

Notärzte eilen von Patient zu Patient und teilen diese in Kategorien ein Grün, Gelb, Rot, Blau; je nach Schwere der Verletzungen. Entsprechend dieser Kategorie werden die Patienten dann auch Behandelt und abtransportiert. Die schwersten Verletzungen werden zuerst versorgt, danach der Rest. Notfallseelsorger, Kriseninterventionsteams und Notfallnachsorgedienst kümmern sich um die moralische Unterstützung der betroffenen Personen.

Während die Verletzten zunächst von den Notärzten gesichtet werden, haben Schnelleinsatzgruppen bereits Zelte auf der Autobahn aufgebaut. Eigens dafür ausgerüstete Gerätewagen des Katastrophenschutzes, die bei den DRK-und ASB-Ortsvereinen stationiert sind, liefern das notwendige Material dazu.

Kaum stehen die Zelte, werden auch schon die ersten Verletzten entsprechend der vorher festgelegten Kategorie in die Zelte gebracht. Dort werden sie nochmals von einem Arzt gesichtet, und falls erforderlich für den Transport in die Klinik stabilisiert. Wie am Fließband werden die Unfallopfer in die Zelte und von dort zu den Rettungs- und Krankenwagen gebracht, die aufgereiht wie auf einer Perlenschnur auf der Autobahn stehen. Damit diese gefahrlos wenden und zur Klink fahren können, entfernt das THW einen Teil der Mittelleitplanke. So können die Rettungsfahrzeuge gefahrlos auf die Gegenfahrbahn wechseln.

Doch nicht nur auf der Autobahn spielt sich diese Übung ab. Vier Verletzte sind von der Unfallstelle abgängig, also halten sich in der Umgebung auf. Um sie zu finden, wird die Rettungshundestaffel in Marsch gesetzt mit Erfolg. Alle Personen werden gefunden; zwei davon sogar kilometerweit von der Unfallstelle entfernt.

Gegen halb drei Nachts sind alle Verletzten gerettet; die ganze Szenerie verwandelt sich in Windeseile wieder in eine normale Autobahn. Am Morgen deutet nichts mehr darauf hin, dass sich hier zum Glück nur simuliert eine Katastrophe abgespielt hat.

HintergrundinfoDer rund 470 Meter lange Autobahntunnel Hölzern wurde 1973 gebaut. Zuständig für den Betrieb dieses Tunnels ist das Regierungspräsidium Stuttgart. In Stuttgart steht auch die Tunnelleitzentrale, von wo aus der Tunnel über Video, automatische Brandmelder und die Notrufnischen überwacht wird.Alle vier Jahre ist eine Großübung im Tunnel mit den Rettungskräften vorgeschrieben, die vom Betreiber (in diesem Fall dem Regierungspräsidium) durchgeführt werden muss. Zudem müssen besondere Alarmpläne für den Einsatzfall im Tunnel erstellt, erprobt und vorgehalten werden.