Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Gefahrgutunfall vor idyllischer Kulisse

Bad Friedrichshallvon Michael Siegmann, Feuerwehr Bad Friedrichshall

"Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig: Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen." (Albert Einstein)

Alles sah so harmlos aus, der idyllisch ländliche Hintergrund, das Fahrzeug, das vom Jagstfelder Weg auf das Bankett gekommen war, keine Unfallspuren waren äußerlich zu erkennen, lediglich fünf blaue Fässer waren auf der Ladepritsche und der Straße verteilt. In unmittelbarer Nähe war ein Mann zu sehen. Wird wohl der Fahrer sein, das muss der erste Eindruck des Einsatzleiters der Feuerwehr gewesen sein. Doch was sich dann nach und nach herauskristallisierte, war ein Unfall einer nicht alltäglichen Dimension. Übrigens, der umherlaufende Mann war nicht etwa der Fahrer des Fahrzeuges, sondern nur ein Spaziergänger, der den Unfall live miterlebte und die Feuerwehr alarmierte, wie der Einsatzleiter bei seiner Erkundung schnell herausfand.

Der eigentliche Fahrer des Fahrzeuges, war während der Fahrt vermutlich aufgrund eines Herzanfalles von der Fahrbahn abgekommen und an den angrenzenden Paddock eines Pferdebesitzers gestoßen. Bei diesem Aufprall war der Fahrer vom Sitz in den Fußraum gestürzt und zog sich zu seinen kardiologischen Verletzungen auch noch eine Verletzung der Hals-Wirbelsäule zu. Er wurde sofort vom zweiten Mann aus dem Einsatzleitwagen betreut. Die weitere Erkundung ergab dann, dass die Ladung des Transporters aus nicht klar gekennzeichnetem Gefahrgut bestand, auf den Fässern war der Inhalt als 60% Essigsäure deklariert. Dies änderte die Vorgehensweise der Einsatzleitung. Gemäß den Angaben des Gefahrgutdatenblattes wurde der Gefahrgutzug bestehend aus den heimischen Fahrzeugen HLF 20/ 16, RW 2, LF 8/6 sowie unserem GW- T (CSA Anzüge) sowie (fiktiv) dem Fahrzeug GW- Mess der Feuerwehr Neckarsulm über den ELW 1 angefordert. Nächstes hinzuzuziehendes Fahrzeug wäre der Gerätewagen Gefahrgut Bad Rappenau gewesen.

Eine Messung der Windrichtung sowie der Windgeschwindigkeit, bestimmte den Absperrradius um das verunfallte Fahrzeug. Innerhalb dieses Absperrradius, darf sich nur Personal aufhalten, welches die dem Medium angepasste Schutzausrüstung, in diesem speziellen Fall für das Rettungspersonal des Fahrers Pressluftatmer und regulärer Feuerwehrschutzanzug, für die Bergung der Fässer dann ein Trupp unter Pressluftatmer (PA) im Chemiekalienschutzanzug (CSA), aufhalten. Desweiteren wurde die gesamte Straße für den Verkehr gesperrt.

Der Trupp unter CSA stellte das leckgeschlagene Fass, nachdem es abgedichtet wurde, in ein sogenanntes Überfass, damit nicht noch weiteres Medium austreten kann.

Nachdem der Fahrer durch den Rettungstrupp des HLF 20/16 gerettet wurde und die Leckage des auf der Pritsche verbliebenen Fasses vom zweiten Trupp des HLF unter CSA versorgt wurde, begann der Trupp die verbleibenden Fässer nach Haarrissen zu untersuchen und anschließend, nachdem klar war, dass kein Medium austritt, aufgestellt am Straßenrand zu lagern.

Unterdessen begann die Besatzung des LF 8/6 eine Dekontaminationstelle für die eingesetzten Kräfte einzurichten. An dieser Stelle werden die zurückkehrenden Kräfte in einem Wasserbecken und mit einem Schlauch grobgereinigt und von Ihrem CSA befreit. Die dabei anfallenden "Wasserabfälle" werden entsprechend der Gefahrgutverordnung gesammelt und entsorgt.

Nach dem Übungsplan fuhr der GW- Mess der Feuerwehr Neckarsulm (fiktiv) das Gelände großräumig ab und gab schließlich Entwarnung für den angrenzenden Ortsteil Hagenbach sowie das angrenzende Industriegebiet.

Abschließend wurde eine Spedition angefordert, die den Abtransport der Fässer übernahm, sowie der Abschleppdienst für die Verbringung des Fahrzeuges alarmiert. Nach weiteren Messungen und einer nach Gefahrstoffblatt vorgesehenen Verdünnung der bereits ausgetretenen Essigsäure bestand keine weitere Gefahr für Mensch und Umwelt. Nach ca. 2 Stunden, konnte die Einsatzstelle wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Ergebnis der Übung war, dass im Ernstfall wieder einmal durch schnelles und beherztes Eingreifen der Feuerwehr ein größerer Schaden hätte abgewendet werden können. Um auch weiterhin immer auf einem hohen Level agieren zu können, sind solche Übungen notwendig.

Ihre Feuerwehr Bad Friedrichshall, im Notfall, Rund um die Uhr, Tag und Nacht für die Bevölkerung da!