Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Familie rettet sich in letzter Minute

Güglingenvon Adrian Hoffmann, HSt

Dramatische Szenen in Güglingen: In letzter Minute hat sich eine Familie in der Nacht auf Freitag vor verheerenden Flammen aus ihrem Haus gerettet. Die Eltern und ihr jüngster Sohn, fünf Jahre alt, kletterten über den Balkon ins Freie. Der 21-jährige Sohn und die 16-jährige Tochter entkamen über Dachfenster und stiegen die Spindeltreppe an der Rückseite des Gebäudes hinab.

"Ich bin so froh, dass meine Frau aufgewacht ist", sagt Christian Fiedler, 46-jähriger Familienvater - sonst wären sie womöglich alle nicht mehr am Leben. Fiedler versuchte zunächst, in die Zimmer der älteren Kinder zu gelangen - doch Qualm und Flammen schlugen ihm entgegen. "Ich wäre fast erstickt." Also schlug er gegen die Schlafzimmerwand und brüllte wie verrückt. Solange, bis seine Schreie erwidert wurden.

Lebensretter

Als die Feuerwehr eintraf, vermutete man die beiden älteren Kinder noch im Haus - doch zum Glück waren sie bereits nach draußen gekommen. Vom Dach führt eine 30 Meter lange Wasserrutsche in den Garten-Swimmingpool, und deren Spindeltreppe erwies sich jetzt als Lebensretter.

Fische sind tot

"Ich muss erst mal tief Luft holen, ich habe das alles noch gar nicht realisiert", sagt Christian Fiedler am Freitagmorgen mit Blick ins abgebrannte Wohnzimmer. Verkohlte Balken ragen von der Decke, Wände und Möbel kleben voller Ruß. Besonders hart trifft Fiedler den Verlust seiner Fische. Barsche hielt er in zwei 500 und 1000 Liter fassenden Aquarien, dazu hatte er ein Goldfischbecken - doch die Tiere sind allesamt verendet.

Auch Feuerwehrkommandant Bernd Neubauer wertet es als großes Glück, dass letztlich so wenig passiert ist. Es sah zunächst sogar so aus, als würde es zu einem Flash-over kommen: eine schlagartige Durchzündung, die böse Folgen für die Einsatzkräfte hätte haben können. "Wenig später wäre es zu spät gewesen", sagt Bernd Neubauer. "Der Qualm war überall, durch die Hitze sind Schränke an den Wänden einfach weggeschmolzen." Die Polizei vermutet einen technischen Defekt als Ursache und beziffert den Schaden auf rund 300.000 Euro. Drei Fahrzeuge und mehr als 30 Mann waren in der Nacht im Einsatz.

Fiedlers selbst sind noch völlig fassungslos. Sie haben kaum Kleidung, sie standen gegen 1.30 Uhr in ihren Schlafanzügen vor den Flammen. Jetzt suchen sie kurzfristig eine Wohnung, ihr Haus ist unbewohnbar. "Aber das sind nur irdische Dinge", sagt Friedmar Fiedler, 66, der die Familie seines Sohnes bei sich aufgenommen hat. "Hauptsache ist, dass niemand verletzt ist."

Hintergrund: Rauchmelder

Feuerwehrleute predigen es in jedem zweiten Satz, doch es will sich einfach nicht durchsetzen. Viele Haushalte verzichten noch immer auf Rauchmelder. Auch beim Hausbrand in Güglingen hätte dieses technische Hilfsmittel einiges verhindern können. „Das ist auf jeden Fall das Nächste, was ich mir hole“, sagt Hausbesitzer Christian Fiedler. Oft werden Opfer im Schlaf überrascht, ohne die gefährliche Brandgase zu bemerken. Gute Rauchmelder gibt es bereits ab 10 Euro.

Foto: Adrian Hoffmann