Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Zugunglück im Tunnel deckt Schwachstellen auf

Heilbronnvon Joachim Friedl - hst

Unheimliche Szenen spielten sich am Freitagabend vor und im Eisenbahntunnel im Heilbronner Osten ab: Bei einem simulierten Zugunglück mit Toten und Schwerstverletzten übten Rettungskräfte das Zusammenspiel. Nach Anlaufproblemen lief die Bergung reibungslos. Aber es zeigten sich auch Schwachstellen.

Schauplatz der Großübung war der Weinsberger Tunnel, durch den ab 10. Dezember die Stadtbahn fahren wird. Ausgewählt hatte man diesen Streckenabschnitt, da nach der Elektrifizierung der Strecke Heilbronn - Öhringen das Gefahrenpotential gestiegen ist. Bewährt hatte sich, dass das Szenario der Übung, an der insgesamt 457 Personen und 80 Fahrzeuge teilnahmen, nur wenigen Eingeweihten bekannt war. Die Verantwortlichen von Feuerwehr, DRK, ASB und Frankenambulanz, Polizei, Technischem Hilfswerk, Notfallseelsorge und Bahn AG mussten vor Ort und eigenständig die Lage erkunden und Entscheidungen treffen.

Die Herausforderungen, die an die Einsatzkräfte gestellt wurden, waren enorm: absolute Finsternis im Tunnel und im Zug, erschwerte Sicht durch Disco-Rauch, schlechte Rettungsmöglichkeiten aufgrund der Enge zwischen Tunnelwand und Zugwaggon sowie unwegsames Gelände. Um die 99 Opfer zu bergen, setzte die Feuerwehr Atemschutzgeräte, Wärmebildkameras und Loren auf den Schienen ein.

Experimentiert wurde auch mit Lüftern, um den Rauch aus dem Tunnel zu drücken. Dabei zeigte sich, dass die feuerwehreigenen Gebläseanlagen den Anforderungen nicht entsprechen. Um mit modernster Technik Erfahrung zu sammeln, wurde von einer Fachfirma ein Großlüfter eingesetzt. Dieses Gerät, das eine Luftmenge von 220 000 Kubikmeter pro Stunde in den Tunnel blies, ließ die Augen von Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim strahlen. Allerdings: Der Preis liegt bei rund 80 000 Euro.

Als gravierendes Problem stellte sich die Kommunikation heraus. Im 900 Meter langen Tunnel funktionierte der Funk nicht. Die Feuerwehr musste Melder einsetzen, was Personal band und Zeit kostete.

Fast 45 Minuten dauerte es, bis die ersten Rettungskräfte am Einsatzort waren. Die Ursache war auch hier mangelhafte Kommunikation. Notärzte und Sanitäter wurden lange im Ungewissen gelassen, ob die Gleisstrecke stromlos und geerdet ist. Dies jedoch war eine der ersten Maßnahmen der Feuerwehr gewesen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde auch auf dem Verbandsplatz, der auf dem Hartplatz der TSG Heilbronn im Pfühl eingerichtet wurde, routiniert gearbeitet. Dieser Übungsteil war wichtig, da Heilbronner Rettungskräfte bei einer Katastrophe während der Fußball-WM in Stuttgart eingesetzt werden.

Insgesamt fällt das Fazit von Feuerwehrkommandant Jochim gut aus: Die Strukturen standen. Wo Abstimmungsbedarf besteht, wird eine interne Auswertung ergeben.

(Fotos: Ralf Seidel)