Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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"Wir sind im Minutenbereich schneller"

Heilbronnvon Carsten Friese HSt.

Durch die Hinterachslenkung kann es seitlich fahren, um in engen Gassen an den Brandort zu kommen. Im Rettungskorb haben drei statt vorher zwei Menschen Platz, und die Drehleiter „merkt“ sich den genauen Weg zum richtigen Geschoss. Das neue Drehleiterfahrzeug der Feuerwehr hat die Bewährungsproben bestanden.

Bei jedem Einsatz ist das neue Flaggschiff DLK 23/12 der Heilbronner Feuerwehr mit dabei. Und nach gut 120 Tagen zieht Feuerwehrchef Eberhard Jochim zufrieden Bilanz. Die Sicherheit der Bürger sei weiter verbessert worden. „Wir sind im Minutenbereich schneller.“ Es sind Minuten, die bei Menschen im gefährlichen Brandrauch über Leben und Tod entscheiden können.

In Zeiten knapper Kassen war die 700 000-Euro-Investition der Stadt Heilbronn, davon 220 000 Euro Landeszuschuss, nicht selbstverständlich. Doch die Vorgänger-Drehleiter war nach 20 Jahren Dienst altersschwach, hätte teuer repariert werden müssen.

Jetzt sind die Floriansjünger schon ein bisschen stolz auf ihr neues technisches Vorzeigemodell. Im Brandfall ist die Drehleiter für den Rettungsweg über Fenster, Balkon oder Dach eminent wichtig. Voraussetzung: Die Drehleiter, sagt Technik-Abteilungsleiter Kurt Rohrbach, „muss nah ans Gebäude ran“. In engen Gassen der Innenstadt gibt es da immer wieder Probleme. Standen Autos im Weg, wurden diese früher zeitaufwändig durch Schaufeleinsatz unter den Rädern mit Hilfe von sechs Mann weggeschoben. In jüngster Zeit rückte die Wehr mit „Pkw-Rollern“ an. Das neue Fahrzeug hat jetzt eine Hinterachslenkung. Der Wendekreis ist dadurch um bis zu vier Meter verringert. Und durch Schrägstellen der Räder ist auch ein seitliches Fahren möglich. Man könne dadurch „viel besser manövrieren“, berichtet Rohrbach.

Doch nicht nur aus diesem Grund können die Floriansjünger im Ernst- fall fixer zu Werke gehen. Eine kleine Kamera im Heck erleichtert das Einparken; auf der Drehleiter ist zum einen ein Stahlrohr bereits installiert und zieht angekoppelte Schläuche beim Ausfahren automatisch nach oben; direkt am Rettungskorb sind zwei 2000-Watt-Scheinwerfer fest installiert; bei Nachteinsätzen mussten die Strahler vorher nach oben geschafft werden. Ein großes Plus ist zudem der größere Rettungskorb. Für drei statt vorher zwei Personen ist er zugelassen; ein Feuerwehrmann kann also gleich zwei Bewohner aus einem brennenden Haus in Sicherheit bringen. Die zulässige Traglast: 270 Kilogramm. „Da können wir jetzt auch eine stark übergewichtige Person mitnehmen, die 150 Kilogramm wiegt“, vergleicht Jochim. Mit dem alten Fahrzeug war dies ein Traglastproblem. Im Notfall rückte die Wehr da mit Kranwagen und einer Art Bergungswanne an.

Ein paar Zentimeter niedriger ist das neue, 400 PS starke Feuerwehrfahrzeug im Vergleich zu einem der zwei Vorgängermodelle. War das kleinere früher in Inspektion, wäre man mit dem höheren nicht durch den Torbogen in den Deutschhof gekommen. Jochim: „Zum Glück hat es dort nie gebrannt.“

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Einer der ersten großen Rettungseinsätze für die neue Drehleiter: In der Siebennussbaumstraße rettete die Heilbronner Feuerwehr im Januar zwei Frauen aus einem brennenden Mehrfamilienhaus. (Foto 1 + 2: Feuerwehr)

Bild 3
Einparken mit Mini-Kamera im Heck: Auf einem kleinen Bildschirm kann der Fahrer die Fläche hinter dem Drehleiterfahrzeug genau einsehen.

Bild 4
Trotz zehn Meter Länge und 16 Tonnen Gewicht ein wendiges Gefährt: Die Hinterachslenkung macht's möglich. In engen Gassen kommt das . . .

Bild 5
. . .Rettungsfahrzeug jetzt eher vorbei, während früher oft „PKW-Roller“ eingesetzt werden mußten, um störende Autos wegzuräumen.
(Foto 3 - 5. Dirks HSt)