Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Reicht das Personal im Notfall noch aus?

von Sabine Friedrich, HSt

Landkreis Heilbronn Gibt’s Hochhäuser in der Kommune? Industrie, die mit gefährlichen Stoffen arbeitet? Wie groß ist die Verkehrsdichte auf der Gemarkung? Stehen Häuser in potenziellen Überschwemmungsgebieten? Das sind einige der Fragen für die Gefahrenlage bei Bränden, Unfällen oder Hochwasser, die Feuerwehren einschätzen müssen. Auch Einwohnerzahl, Fläche und Löschwasserversorgung spielen eine Rolle. Zwar wurden bisher Tanklöschfahrzeuge oder Drehleitern nicht ins Blaue hinein angeschafft. Fuhrpark und Gerätschaften sollen aber auf standardisiert aufgearbeiteten Grundlagen basieren - mit dem Feuerwehrbedarfsplan, den jede Kommune im Land erstellen muss.

Die „eigentliche Brisanz des Papiers“ liegt für den Heilbronner Kreisbrandmeister Uwe Vogel in der Bewertung der Leistungsfähigkeit der Feuerwehren. Hier geht es um die Tagespräsenz. Können die Rettungskräfte rechtzeitig genügend Personal aufbieten? „Das muss klar auf den Tisch“, sagt der Kreisbrandmeister, der weiß, dass es bei kleineren Wehren in ländlichen Gebieten Probleme gibt, wenn nur wenige Aktive im Ort arbeiten. Oder weil sich Feuerwehrmänner immer weniger trauten, bei Alarm ihre Arbeit liegen zu lassen, ergänzt der Neckarsulmer Kommandant Hermann Jochim.

Dieser Abschnitt im Feuerwehrbedarfsplan ist für Vogel auch deshalb wichtig, damit Lösungen gesucht werden. „Viele Gemeinden haben sich damit schon längst auseinander gesetzt und die Alarmierungspläne abgestimmt“, kann der Heilbronner Kreisvorsitzende des Gemeindetags, Harry Brunnet, kein Versäumnis erkennen. Auch Vogel berichtet von Verträgen zur gegenseitigen Hilfe. Namen will er nicht nennen. „Momentan empfinden es diese Feuerwehren als Makel.“ Dem will der Kreisbrandmeister entgegenwirken. „Konkurrenzdenken, Neid und Empfindlichkeiten“ müssten abgebaut werden.

Was für Brunnet, „alter Wein in neuen Schläuchen“ ist, sehen Kreisbrandmeister und Landesbranddirektor Hermann Schröder nicht als zusätzlichen Bürokratismus. „Eine nachvollziehbare, Risiko orientierte Ausstattung im Land soll erreicht werden“, sagt Vogel. Entspricht die Ausstattung bisher nicht dem Bedarf? „Das kann man so nicht sagen.“ Sie werde mangels Koordination bei den Sonderfahrzeugen vielleicht nicht sinnvoll eingesetzt, überlegt er. Angaben zu Nachbarschaftshilfe und überörtlichen Zuständigkeiten sollen hier mehr Klarheit bringen.

Zweifel an der Grundversorgung hat Vogel nicht. Die gebe allein schon die gesetzlich vorgeschriebene Eintreffzeit von zehn Minuten am Einsatzort vor. Auch Brunnet ist überzeugt, dass die Feuerwehren bedarfsgerecht ausgestattet sind. Städte und Gemeinden im Landkreis hätten schon früh Bedarfspläne aufgestellt und weiter entwickelt, fragt er sich, ob nun eine derart detaillierte Erhebung notwendig sei. Kommandant Jochim stimmt zu. Die Ausstattung habe man in Neckarsulm schon immer an der Gefahrenlage festgemacht.

Droht mit dem neuen Feuerwehrbedarfsplan eine Kürzung der Landesmittel? „Um Gottes Willen“, entfährt es Landesbranddirektor Schröder. Daran sei nicht gedacht, die Förderung aus Feuerschutzsteuermitteln sei zweckgebunden. Ein Bedarfsplan könne auch ergeben, die Ausstattung sei zu knapp.

Bis Ende 2007 sollen die Bedarfspläne im Kreis vollständig sein. Vogel ist überzeugt, dass die Feuerwehren mit ihren „mündigen Kommandanten“ den Fragenkatalog, der als Leitfaden dient, ohne externe Sachverständige beantworten können.

Bild: Gibt es Hochhäuser in einer Kommune oder gar eine Klinik? Nach solchen Kriterien richtet sich die Fahrzeug-Ausstattung der Feuerwehren.

Foto: Archiv/Ulrike Kugler