Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Ortskerne im Zabergäu überflutet

von Redaktion HSt

Für viele Bewohner des westlichen Landkreises Heilbronn brachte der Mittwochabend eines der schlimmsten Unwetter, an die sie sich erinnern können: Überflutete Ortskerne im Zabergäu, Schlammlawinen im Kraichgau. In Meimsheim wurden die Menschen per Sirene geweckt und vor den Wassermassen gewarnt. Verletzt wurde niemand.

Auf dem Wetterradar der Heilbronner Feuerwehr zeichnet sich gegen 21.30 Uhr westlich von Heilbronn die extremste Gewitterzelle ab, die es gibt. Während ein zweites Gewitter im nordöstlichen Landkreis nur einige Keller volllaufen lässt, bringt das Unwetter im Westen die Heilbronner Feuerwehrleitstelle zwischen 22 und 1 Uhr „an die obere Grenze dessen, was wir in den letzten Jahren zu bewältigen hatten“, sagt Feuerwehrsprecher Günter Baumann. Regen, der für einen ganzen Juli gereicht hätte, macht 285 Einsätze notwendig.

Mittwoch, 22.30 Uhr. In Brackenheim-Botenheim ist Gastwirt Jochen Rembold guter Dinge: ?Endlich kühlt?s mal ab.? Doch dann wird sein Gesicht immer länger. Der Herrenwiesenbach - sonst ein Rinnsal - tritt über die Ufer und flutet den Ortskern. In Rembolds Gasthof „Adler“ füllt sich der Weinkeller drei Meter hoch mit Schlamm. Hier und andernorts sind die Helfer stundenlang im Einsatz.

Botenheim zählt wie Cleebronn zu den Orten, die das Unwetter besonders schwer trifft. 700 Sandsäcke verteilt die Feuerwehr in Meimsheim, um Türen und Häuserwände abzudichten. Doch die befürchtete Flutwelle bleibt aus. Zahlreiche Landesstraßen werden gesperrt. In Cleebronn wird die Heidestraße teilweise unterspült, ein Quadratmeter Asphalt weggerissen.

„In der Brackenheimer Fußgängerzone hätte man Bootle fahren können“, sagt Carl Michael Nägele. Doch lustig ist dem Geschäftsführer der Brackenheimer Firma Georg Kohl nicht zumute. Das Firmen-Archiv überschwemmt, Unterlagen der Finanzbuchhaltung und Musterformulare durchnässt. Die Telefonanlage fällt aus, der Strom auch.

Als um 22.30 Uhr der Wasseralarm kommt, entschließt sich die Belegschaft, kurzerhand eine Sonderschicht zu fahren. Mit vereinten Kräften wurde gestern bis um 15 Uhr geschuftet. In der Güglinger Realschule tauschten die Schüler gestern Stift und Block gegen Besen und Kehrschaufel: Das Wasser hatte sich seinen Weg durch das Untergeschoss gesucht und Lagerräume mit Büchern und der EDV erreicht.

Auch Teile des Kraichgaus sind verwüstet. In Gemmingen-Stebbach sind Straßen verschlammt und Bäume umgeknickt. Der Sportplatz wurde zum See, der Tennisplatz zum Schlammfeld. In Ittlingen mussten mehr als 30 Tonnen Schlamm abtransportiert werden, um den Autobahnzubringer wieder passierbar zu machen.

Bis zur Halbzeit des Halbfinales Frankreich - Portugal blitzte und donnerte es im WM-Fandorf auf der Heilbronner Theresienwiese nur. Nach dem Pausentee der Nationalspieler schüttete es „ganz schön auf die rund 1000 Fans im Camp“, sagt Bernhard Winkler, Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH. Für ein paar Sekunden fiel die Großbildleinwand samt Ton aus. Die Masse flüchtete vor dem Gewitter - ins Vip-Zelt oder nach Hause. (ff, kth, ang, ing, ah, mut)