Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

Suchergebnis löschen

"Kyrill" hat die Region fest im Griff

Landkreis Heilbronnvon Redaktion HSt

Reihenweise umgestürzte Bäume, gesperrte Straßen, ausgefallene Straßenlaternen, zerlegte Gartenhäuschen: Der stärkste Auftritt von Orkan „Kyrill“ verzögerte sich gestern Abend im Unterland.

„Es spitzt sich so langsam zu mit den Einsätzen“, sagte Heilbronns Feuerwehrsprecher Günter Baumann gestern gegen 20.45 Uhr. 100 Feuerwehreinsätze im Landkreis, 30 im Stadtkreis lautete zu dieser Stunde die Bilanz. Von Verletzten gab es bis dahin keine Meldungen. Die Jägerhausstraße zwischen Heilbronn und Untergruppenbach war bereits wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Die Gefahr sei zu groß, „da noch jemand rein zu lassen“, so Baumann. Die größte Gefahr erwartete die Feuerwehr nach Rücksprache mit dem Deutschen Wetterdienst zwischen 22 und 2 Uhr. Windgeschwindigkeiten bis zu 110, 120 Stundenkilometer waren angekündigt. Kurz vor Redaktionsschluss gegen 21 Uhr lag der Spitzenwert des Windes in Heilbronn bei 98 Stundenkilometern.

Für den Ernstfall gerüstet

Im Führungs- und Lagezentrum der Unterländer Polizeidirektion gingen seit dem frühen Abend ununterbrochen Notrufe ein - „vor allem wegen umgestürzter Bäume“, teilte Alexander Walz, Polizeiführer vom Dienst, am Abend mit. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits vier Straßen wegen Sturmschäden gesperrt: neben der Jägerhausstraße die Sommerau in einem Heilbronner Wohngebiet, die L 1110 zwischen Eppingen und Kleingartach und die L 552 bei Gundelsheim-Tiefenbach.

Züge stehen still

„Es fährt nichts mehr“, erfuhren rund 50 Reisende gegen 20.15 Uhr am Heilbronner Hauptbahnhof. Die Züge wurden gestoppt. Taxigutscheine wurden an die Wartenden verteilt, die teilweise noch nach Mainz, Mannheim und Stuttgart wollten. Bereits am Nachmittag war die Zugstrecke östlich von Bad Rappenau für 90 Minuten gesperrt worden; ein Baum war auf die Gleise gestürzt.

In Alarmbereitschaft versetzt hatte das Sturmtief die Förster. Manche Straßen wurden sicherheitshalber gesperrt. Trotz heftiger Böen wurden dem Heilbronner Forstamt bis zum frühen Abend keine größeren Schäden gemeldet. „Kritisch wird es ab Windgeschwindigkeiten von 130 Stundenkilometern“, erklärte Thomas Widmaier. Dann sind vor allem flach wurzelnde Fichten bedroht. 30 000 Festmeter, das entspricht dem fünffachen Jahreseinschlag, fielen im Stadtwald an Weihnachten 1999 dem Orkan Lothar zum Opfer.

Schulen in Heilbronn und Hohenlohe geschlossen

„Wir haben sturmfrei.“ Mit diesem Satz überraschten gestern Schüler ihre Eltern: Der Nachmittagsunterricht fiel aus. „Je nach Gefährdungslage vor Ort“ sollten die Schulleitungen entscheiden, ob und ab wann sie die Kinder nach Hause schicken. Entsprechend unterschiedlich fielen die Regelungen aus. So sagte die Heinrich-von-Kleist-Realschule Heilbronn einen nächtlichen Besuch der Sternwarte ab, den Nachmittagsunterricht aber nicht. Die Peter-Bruckmann-Schule erlaubte Schülern mit langem Heimweg vorzeitig aufzubrechen.

Die meisten Schulen im Hohenlohekreis gaben ihren Schülern am Nachmittag frei. Der geschäftsführende Schulleiter in Öhringen, Jürgen Höllwarth, hatte seinen Kollegen empfohlen, den Unterricht nach der sechsten Stunde zu beenden. Dem Vorschlag folgten die meisten Schulleiter im Kochertal und von Niedernhall bis Künzelsau. Die Schüler vom Künzelsauer Ganerben Gymnasium mussten dagegen wie üblich die Schulbank drücken.

Vorsichtsmaßnahmen getroffen

„Unsere Gebäude sind 100 Jahre alt. Die haben schon manchen Sturm überstanden“, sagt Kolbenschmidt-Sprecher Folke Heyer. Selbstverständlich seien die Mitarbeiter angeleitet worden, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Die Produktion des Neckarsulmer Automobilzulieferers werde dadurch allerdings nicht beeinträchtigt, prognostizierte Heyer.

Die Produktion werde auch bei Audi normal weiterlaufen, hieß es gestern Abend. Allen Mitarbeitern mit flexiblen Arbeitszeiten hat das Unternehmen allerdings empfohlen, schon um 16 Uhr nach Hause zu gehen.

Die Dachdecker richteten sich gestern auf Noteinsätze noch während des Sturms ein. „Wenn nicht mit zu großen Werkstücken hantiert werden muss, gehen wir auch bei diesem Wetter aufs Dach. Es geht ja um die Rettung von Werten“, sagte Innungsobermeister Michael Knittweis. Grenzwerte, ab denen Handwerker nicht mehr am Bau arbeiten dürften, gebe es nicht, ergänzte Steffen Baumann vom Zimmerer-Obermeisterbetrieb Baumann in Flein. „Viele Betriebe haben in den Vortagen ihre Arbeitsgeräte gesichert. Die frühen Warnungen haben uns sehr geholfen.“ Auch bei Glaser-Obermeister Dieter Vogt in Schwaigern blieben die Mitarbeiter im Hause. „Bei so einem Wetter werden in Absprache mit den Kunden Montagearbeiten verschoben.“