Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Im Ernstfall zählen die Sekunden

Güglingenvon Marc Thorwartl, HSt

Jäh unterbricht das laute Sirenengeheul die beschauliche Ruhe in Frauenzimmern. Es ist Samstagnachmittag, 16 Uhr, und Kommandant Manfred Rapp drückt auf seine Stoppuhr. Ab jetzt zählt jede Sekunde. Die jährliche Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr Güglingen ist angelaufen.

Das „Feuer“ ist bei der Firma Lägler ausgebrochen und von Inhaber Karl-Eugen Lägler der Leitstelle in Heilbronn gemeldet worden. Sobald sie den Einsatzbefehl absetzt, wird der Ernstfall geprobt. Es dauert keine zwei Minuten, da ist das Martinshorn des ersten Löschfahrzeugs aus Frauenzimmern zu vernehmen. 30 Sekunden später sind die Wehrleute vor Ort.

Keine Hektik Schnell, aber ohne Hektik, gehen sie an ihre Arbeit. Einsatzleiter Bernd Betzner erkundet die Lage vor Ort. Starke Rauchentwicklung verleitet ihn zur Annahme, dass das Feuer im Öllagerraum ausgebrochen ist. Währenddessen legt der erste Stoßtrupp bereits die Atemschutzausrüstung an, die Wasserschläuche sind ans Löschfahrzeug und den Hydranten angeschlossen, und das Wasser bläht die Schläuche mit acht Bar Druck auf.

Über einen Seiteneingang dringen die Löschmannschaften ins Gebäude vor. Derweil treffen die Einsatzwagen der Abteilung I aus Güglingen am Einsatzort ein. Sie sichern die Gebäudefront, das zweite Fahrzeug unterstützt das Team aus Frauenzimmern.

Die Einsatzzentrale bildet die Schnittstelle zwischen dem Einsatzleiter und den Löschtrupps. Sie ist in einem älteren Mannschaftstransportwagen untergebracht, und in ihm versehen Manfred Stotz und Michael Tauch ihren Dienst. Ununterbrochen nehmen sie die Funksprüche entgegen, koordinieren die Einsatzvorgaben und leiten Befehle weiter.

Kisten im Weg Andreas Conz und Michael Hering aus Güglingen kämpfen an vorderster Front. Es ist drückend schwül, und unter ihren Atemschutzmasken läuft der Schweiß in Strömen. Sie erreichen als erste den Zugang zum Öllagerraum. Doch der ist versperrt. Gitterboxen und Paletten stapeln sich vor der Türe. Conz schnappt sich einen Hubwagen, wuchtet die massiven Kisten hoch, schiebt sie zur Seite. Hering zieht seine Handschuhe aus, legt die Hand vorsichtig an die Tür und gibt das Warnsignal: „Heiß!“

Jetzt gerät die Übung in ihre kritische Phase. Was ist im Raum gelagert? Hochexplosive und leicht entflammbare Flüssigkeiten, Chemikalien, giftige Dämpfe entwickelnde Kunststoffe oder Öle, alles ist denkbar. Gebückt nähern sich die beiden Wehrleute der Tür. Conz gibt das Kommando. „Eins, zwei, drei“, dann reißt er die Klinke herunter, öffnet die Tür. Hering lässt dem Löschwasser freien Lauf.

An der Rückseite des Gebäudes ist das Fahrzeug der Abteilung Eibensbach in Position gegangen. Gischtwasser erfüllt die Luft. 2600 Liter laufen pro Minute durch die Schläuche. Um 16.22 Uhr erfolgt dann die erlösende Botschaft. „Feuer schwarz“, vermeldet Einsatzleiter Betzner. Der Brand ist gelöscht.

Manfred Rapp drückt erneut seine Stoppuhr. Er ist zufrieden. „Um 16.12 Uhr hatten wir den Brand unter Kontrolle, zehn Minuten später war der Spuk vorbei.“ Auch Firmenchef Lägler ist erfreut. „Die Jungs machen einen tollen Job. Im Ernstfall hätten sie größeren Schaden abgewendet.“

Ortskenntnis Rapp weist darauf hin, dass einige Wehrmänner bei Lägler arbeiten. „Ihre Ortskenntnisse sind von unschätzbarem Vorteil.“ Für ihn ist das ein gewichtiges Argument für die Aufrechterhaltung der Ortsgruppen. „Das sollte bedacht werden, bevor der Rotstift zur Kosteneindämmung und Zusammenlegung angesetzt wird.“ Dann begibt er sich zur Manöverkritik. Und für alle Beteiligten gibt es eine Stärkung im Depot in Frauenzimmern.

Bild: Atemschutzmasken müssen auch bei der Übung sein: Löschtrupps beim Betreten einer Fertigungshalle der Firma Lägler. (Foto: Marc Thorwartl)