Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Feuerwehrübung im Neckar artet in Müllsammlung aus - Beute: vier Einkaufswagen, drei Fahrräder

Heilbronnvon Carsten Friese HSt

Wenn Taucher zu Müllmännern werden

Die Feuerwehr als Neckarmüllsammler: Bei einer Tauchübung an der Heilbronner Götzenturmbrücke fischten Feuerwehrtaucher gestern Morgen vier Einkaufswagen und drei Fahrräder aus dem Neckar. Ein normaler Wert an dieser Stelle, bilanzierte Tauchlehrer Rainer Steinnagel.

Wie in einem skurrilen Freiluft-Museum ist die merkwürdige Beute aus dem Fluss am Neckarufer aufgereiht. Extrem verrostete, von Blattresten, Stofffetzen und Kunststoffstreifen überzogene Einkaufswagen stehen da neben dreckigen, unbrauchbaren Fahrrädern. „Die Einkaufswagen gibt es heute gar nicht mehr, die sind noch ohne Geldschlitz“, merkt Steinnagel an. Die Fahrräder dagegen „waren mal teuer“, verweist er auf Scheibenbremsen und große Gangschaltungen.

Eigentlich soll die Heilbronner Berufsfeuerwehr hier Taucheinsätze üben. Doch wenn sich derartiger Zivilisationsmüll am Neckarboden türmt, „nehmen wir ihn halt mit“, sagt Steinnagel. Bei einem echten Einsatz bestehe sonst die Gefahr, dass Taucher sich darin verhaken.

Auf zehn Tauchstunden im Jahr müssen es die 40 Taucher der Heilbronner Berufsfeuerwehr jeweils bringen, alle 14 Tage trainiert eine andere Gruppe. Vor allem um die Rosenberg- und Götzenturmbrücke, aber auch in Höhe der Kranenstraße räumen sie immer wieder Müllhalden unter Wasser auf. „Da wird schon einiges von den Brücken geworfen“, weiß Rainer Steinnagel aus Erfahrung.

Akribisch aufgelistet werden die Neckar-Müllfunde von der Feuerwehr nicht. Auf etwa zehn bis 15 Fahrräder und die gleiche Zahl Einkaufswagen schätzt Steinnagel die Ausbeute pro Jahr. Skulpturen, Schmuck, Geldbörsen und Geldkassetten haben die Feuerwehrtaucher schon aus den trüben Neckarfluten schon gezogen. Auch gestern war ein Geldbeutel ohne Geld, aber mit einigen Karten dabei.

Derartige Wertsachen werden zur Polizei gebracht. Die verrosteten Räder und alten Einkaufswagen sind ein Fall für das städtische Betriebsamt. Ob die Stadt damit noch beim Schrotthändler Geld verdienen kann? Ein paar Cent bekomme man dafür von einem Eisenhändler, bestätigt Raimund Kießecker, Verantwortlicher für die Stadtreinigung. Da man aber auch geborgene Altreifen, Mülleimer oder sogar Altbatterien aus dem Neckar entsorgen müsse, „verdienen wir insgesamt nichts daran. Das hebt sich auf“. Rund einen Container Flussmüll, schätzt Kießecker, fischen die Feuerwehr und die Abteilung Brücken und Gewässer der Stadt pro Jahr aus dem alten Neckar.

Viele Menschen verfolgten die Tauchaktion der Feuerwehr gestern Morgen interessiert von der Götzenturmbrücke und der Neckarpromenade. „Das ist ja Wahnsinn“, kommentierte Christian Nitsche (13) die nasse Sammlung aus Einkaufswagen und Fahrrädern. Die Zweiräder inspizierte er aus der Nähe. Das gestohlene Rad seines Freundes war jedoch nicht dabei.

Bild 1: Wieder ein Fund am Neckargrund: Feuerwehrtaucher Rainer Steinnagel hievt ein Fahrrad zu Kollegen ans Neckarufer. (Fotos: Friese)

Bild 2: Verrostete Einkaufswagen: Die Modelle gibt es längst nicht mehr.