Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

Suchergebnis löschen

Explosion bei Teusser fordert die Rettungskräfte

Löwensteinvon Sabine Friedrich, HSt

Was nützt ein Alarm- und Einsatzplan, der in der Praxis nicht erprobt ist? Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, spielte die Klinik Löwenstein mit Feuerwehr und Deutschem Roten Kreuz das Szenario einer Katastrophe durch. Diese Übungspartnerschaft ist landesweit außergewöhnlich.

Qualvolle Hilfe- und Schmerzschreie dringen aus der Produktionshalle von Teusser-Mineralbrunnen in Löwenstein. Stockdunkel ist es im Inneren und völlig verqualmt. Es hat eine Explosion gegeben, der Strom ist ausgefallen, 20 Menschen sind verletzt: Das ist die Ausgangslage am Samstag für die 170 Einsatzkräfte der Übung, die im Landeskatastrophenschutzgesetz als Massenanfall von Verletzten tituliert wird. Würde bei der Fußball-WM 2006 in Stuttgart ein Anschlag verübt, würden auch Verletzte in die Löwensteiner Klinik eingeliefert.

Punkt 12 Uhr löst DRK-Kreisbereitschaftsführer Achim Schugt den Alarm aus. 52 Feuerwehrleute aus Löwenstein, Obersulm und Wüstenrot-Neulautern rücken an. Die Atemschutzträger müssen einen Zugang ins Gebäude schaffen und sichern - das Rolltor lässt sich nicht mehr öffnen.

Die Rettungsfahrzeuge des DRK treffen ein. Die Helfer aus Löwenstein, Weinsberg, Obersulm, Wüstenrot, Ilsfeld und Beilstein sind vom Treffpunkt am Breitenauer See gestartet. Mühsam werden die Verletzten, die die Gruppe Realistische Unfalldarstellung mimt, über die enge Treppe des Notausgangs geborgen. Blaue Lippen symbolisieren Sauerstoffmangel, Wasserspritzer auf der Stirn einen Schock, viele Gerettete haben Verbrennungen. Die Ersthelfer teilen sie unter den Augen von Schaulustigen nach Schweregrad der Blessuren ein - in grün , gelb und rot für leicht-, mittel- und schwerstverletzt.

Ich gehe davon aus, dass nichts funktioniert , ist einer der Übungsbeobachter skeptisch. Es ist Dr. Stefan Gromer vom Institut Katastrophenmedizin an der Uni Tübingen, der die Klinik Löwenstein beim neuen Alarm- und Einsatzplan beraten hat. Ohne Training könne ein solches Szenario nicht klappen. Katastrophenmedizin muss sich im Kopf abspielen , sagt der Experte. Die Rettungsdienste müssten umdenken, weg von der Individualmedizin, die im Schlaf beherrscht werde, hin zur Hilfeleistung für viele Menschen auf einmal und mit einfachen Mitteln.

Ortswechsel: Klinik Löwenstein. Die ist um 12.40 Uhr einsatzbereit: 53 Ärzte, Pflegekräfte, Labor- und Röntgenassistenten, Verwaltungskräfte und Helfer sind aus ihrem freien Samstag geholt. Betten stehen im Eingangsbereich bereit, Notfallsets, Verbandswagen. In der Bibliothek, die zur Meldestelle umgewandelt ist, hat der Ärztliche Direktor, Dr. Jürgen Fischer, den Überblick, wo welcher Klinikmitarbeiter im Einsatz ist. Er verteilt die ab 13.10 Uhr tröpfchenweise eintreffenden Verletzten. Sie werden von den Teams untersucht und behandelt, kommen zum Röntgen, auf die Intensivstation, in den OP. Eine Stunde später ist das Schreckensszenario durchgespielt.

Klinik-Geschäftsführer Dieter Bopp zieht nach der Manöverkritik ein positives Fazit. Katastrophenmediziner Gromer auch: Für eine Erstübung sei es gut gelaufen. DRK, Feuerwehr und Klinik seien für den Ernstfall sehr gut vorbereitet . Im Januar 2006 werden Verbesserungsvorschläge für einzelne Abläufe gemeinsam besprochen.

Fotos: HSt