Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Die "Katastrophe" vom Buchberg

Löwensteinvon Klaus Thomas Heck, HSt

Dichter Rauch weht durch den Stadtwald. Ein Geruch von verbrannter Kohle liegt in der Luft. Am Grillplatz im Löwensteiner Stadtwald wird's brenzlig. Waldbrand. Punkt 14.30 Uhr schlägt die Freiwillige Feuerwehr Alarm.

„Im vergangenen Jahr haben wir gemerkt, dass unsere Wasserversorgung im Ernstfall nicht ausreicht. Wir hatten kaum Zugriffsmöglichkeiten auf das öffentliche Netz“, sagt Feuerwehrkommandant Manfred Kurz. Am Samstag will er deshalb seine Kameraden testen: Wären sie auf eine Katastrophe vorbereitet?

Per Notrufpieper werden die Männer alarmiert, die meisten eilen sofort zum Gerätehaus. Schnell die Uniform anziehen, los geht's. Um 14.38 Uhr ist das erste Fahrzeug im Stadtwald. Über die Leitstelle in Heilbronn ruft Kurz Verstärkung. Jetzt rücken auch die Feuerwehren aus Wüstenrot, Oberstenfeld und Beilstein aus. Martinshörner hallen rund um den Buchberg.

Am Grillplatz sorgen fünf Kilo Rauchpulver für eine realistische Atmosphäre. Der erste Angriffstrupp des Löwensteiner Löschfahrzeugs spritzt sein Wasser in Richtung Brandherd. 2500 Liter. Kurz muss nun entscheiden: Woher soll der Nachschub kommen? Er könnte eine Schlauchleitung zum tiefer gelegenen Bleichsee aufbauen. Doch das würde viel Zeit kosten. Also fährt Löschfahrzeug Nummer acht, mit Baujahr 1966 der dienstälteste Wagen der Feuerwehr, zur Löwensteiner Klinik.

Das Krankenhaus ist für die Brandbekämpfer ein Glücksfall. Seit 1960 hat es eine eigene Wasserversorgung, die sich aus zwei Brunnen und vier Quellen im Lautertal speist. Im Wasserturm und dem Hochbehälter der Klinik lagern 1400 Kubikmeter Trinkwasser - 1,4 Millionen Liter. „600 Kubikmeter können wir im Notfall immer abgeben“, sagt Betriebsleiter Günther Stiefel. „Den Rest brauchen wir für andere Fälle oder unsere Eigenversorgung.“ Ehrensache, dass das Krankenhaus bei der Übung hilft.

14 Schläuche - jeder ist 15 Meter lang - rollen die Feuerwehrleute Tobias Schock und Timo Weidmann aus. Sie verbinden so den Hochbehälter mit den Löschfahrzeugen. Im Minutentakt fahren sie mit Blaulicht vor und holen Nachschub für die Löschtrupps. Günther Stiefel misst die Zeit. 1:40 Minuten dauert es, um einen 2500-Liter-Tank zu füllen.

„So eine Übung macht schon Spaß. Da ist der Druck nicht so groß“, sagt Bernd Häussermann von der Oberstenfelder Feuerwehr, die als Angriffstrupp den vermeintlichen Brand löscht. Auch die Kollegen nebenan sehen es gelassen: Sie klemmen ihren Löschschlauch einfach zwischen zwei Äste und halten einen Plausch. Im Ernstfall wäre so ein Einsatz an vorderster Front allerdings gefährlich. „Wegen der großen Hitze müssten wir die Angriffstrupps nach 20 Minuten ablösen“, sagt Kommandant Kurz.

Er koordiniert vom Einsatzleitwagen aus die ankommenden Fahrzeuge. Die laden ihr Wasser in einen Faltbehälter, von wo aus es weiter gepumpt wird. Vier Wagen pendeln zwischen Brand und Klinik. „Einen Wagen mehr könnten wir gebrauchen. Unsere Transportmöglichkeiten sind hart an der Grenze.“ Und einen größeren Behälter würde er sich wünschen. „Etwa das Güllefass eines Landwirts.“ Doch er hat Glück. Was auch am Termin liegt. „Wochentags wäre es schwieriger, so viele Kameraden zu mobilisieren.“

Nach zwei Stunden Pumpen und Löschen, als der Stadtwald längst unter Wasser steht, werden die Schläuche wieder eingerollt. Zufrieden stapft Einsatzleiter Manfred Kurz durch ein paar Pfützen: „Hat alles prima geklappt. Und brennen kann es hier in den nächsten Wochen wahrscheinlich nicht mehr.“

Bild 1: Maßarbeit: Die rote Signallampe samt Antenne wird auf dem Einsatzleitwagen montiert. Hier ist der Dreh- und Angelpunkt der
Feuerwehrübung.

Bild 2: An vorderster Front: Willi Reichert (59) gehört zu den dienstältesten Männern der Wüstenroter Wehr. Ob er vom Löschen Muskelkater bekommt? „Vielleicht morgen.“

Fotos: Klaus Thomas Heck