Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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"Die Feuerwehrleiter steht ja bekanntlich in der Kelter. . ."

Heilbronnvon Franziska Feinäugle HSt.

Das Gebäude an sich ist so unscheinbar, dass man geneigt ist, im Sog der Theodor-Heuss-Straße daran vorbeizufahren: Man sieht dem Klingenberger Feuerwehrmagazin nicht an, was für eine bewegte Geschichte es hat.„Kein Mensch hat das gewusst“, sagt Feuerwehrsprecher Günter Baumann, der nach ausführlichen Nachforschungen im Heilbronner Stadtarchiv Interessantes über das Haus zu Tage gefördert hat, das anfangs eine Kelter war, aber auch da schon mit Feuer zu tun hatte: Im Februar 1850 nämlich war die Kelter des Grafen Neipperg abgebrannt, wo auch die Klingenberger gekeltert hatten.
Die Gemeinde Klingenberg musste unter großen finanziellen Anstrengungen eine eigene Kelter bauen. Mit der Feuerwehr hatte das Kelter-Gebäude an der heutigen Theodor-Heuss-Straße 176 zunächst nichts zu tun: Das Feuerwehrmagazin war im Klingenberger Rathaus.1947/48 wurde die eine Hälfte der Kelter zur Turnhalle ausgebaut. Für 1950 ist erwähnt, dass schon lange der Neubau eines Feuerwehrmagazins vorgesehen sei. Vorgesehen ist der Neubau noch heute, 55 Jahre später. Wegen Unwirtschaftlichkeit wurde die Kelter 1951 stillgelegt.
Der Einzug der Klingenberger Feuerwehr in das Gebäude geschah schleichend und in kurioser Nachbarschaft: „Der Bürgermeister berichtet, dass der neue Leichenwagen eingetroffen sei und dass die Unterbringung Schwierigkeiten mache“, heißt es in einem Klingenberger Protokoll vom August 1955. „Der Wagen ist vorläufig im Feuerwehrmagazin im Rathaus untergebracht, welches an sich schon zu klein ist. Die Feuerwehrleiter steht ja bekanntlich in der Kelter.“ Dieser Zustand, so das Protokoll weiter, sei „unhaltbar“, die Kelter müsse „in Zeitkürze“ als Turnhalle und Feuerwehrmagazin ausgebaut werden.
Was dann auch geschah. Das alte Feuerwehrmagazin im Rathaus wurde 1958 als Garage an Bürgermeister Hagner vermietet. Der Neubau der Klingenberger Schule 1961 machte die provisorische Turnhalle überflüssig. Seither hat die Feuerwehr beide Hälften des Gebäudes.
Ein Ausbau des Dachbodens „wurde 1990 gestoppt: Ein Neubau sei sinnvoller“, zitiert Feuerwehrsprecher Baumann die Meinung des Gemeinderats. Auf diesen viel zitierten Neubau warten Klingenbergs Florianjünger noch immer.

Bild: Einst wurden hier Trauben gekeltert, turnten hier Kinder, wurden hier Leichen aufgebahrt: Das Gebäude an der Theodor-Heuss-Straße, das heute Klingenbergs Feuerwehr beherbergt, hat eine bewegte Geschichte. (Foto: Rabea Sattar)