Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Beryllium-Werkzeug verhindert Funkenschlag

Weinsbergvon Gustav Döttling, HSt

Von „Er kommt nur sehr selten zum Einsatz, aber wenn, dann muss jeder Handgriff sitzen. Sonst besteht Lebensgefahr“, sagt der Weinsberger Oberlöschmeister Jochen Wengert, einer von 20 Gefahrgutspezialisten bei der Freiwilligen Feuerwehr Weinsberg. Was da nur selten zum Einsatz kommt, ist der Gerätewagen Gefahrgut (GW-G).

Das Spezialfahrzeug, von dem es in Stadt- und Landkreis Heilbronn nur drei Exemplare gibt, ist Bestandteil des Gefahrgutzuges für den südöstlichen Landkreis und des ABC-Schutzzuges des Landkreises. „Wir bilden alle unsere Männer an dem GW-G aus“, berichtet Jochen Wengert.

Weil der Gerätewagen als Herz des Gefahrgutzuges mit insgesamt sechs Fahrzeugen nie allein zum Einsatz komme, sei es wichtig, dass alle Weinsberger Feuerwehrmänner mit der Ausrüstung des Gerätewagens vertraut sind. Der 34 Jahre alte Maschinenbaumechaniker ist ein passionierter Feuerwehrmann. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder. Seit 1991 ist er Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in seinem Wohnort Lehrensteinsfeld und seit 1999 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Weinsberg, wo er bei der Firma Vollert arbeitet. „Mich hat die Technik gereizt, und ich wollte mithelfen, für die Sicherheit meiner Mitbürger zu sorgen.“

An der Landesfeuerwehrschule hat er vor einigen Jahren den zweiwöchigen Lehrgang „ABC-Einsatz“ und vier weitere Lehrgänge absolviert. Jetzt bildet er zusammen mit 19 Kollegen, die denselben Speziallehrgang gemacht haben, die restlichen 89 Weinsberger Feuerwehrkameraden in der Handhabung des Fahrzeugs und seiner Ausrüstung aus. „Die Lehrgänge sind für die Stadt Weinsberg sehr kostspielig“ sagt Lajos Miklosch, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Weinsberg. Man bezahle den Feuerwehrleuten zwei Wochen den Verdienstausfall. Der Lehrgang selbst koste die Stadt nichts.

Kostspielig war auch die Beschaffung des Fahrzeugs. Im Jahr 1996 musste der Landkreis 380 000 Mark aufbringen, um den Gerätewagen zu kaufen. „Das Fahrzeug hat alles drauf, was man zum Auffangen, Abdichten und Umpumpen von gefährlichen Stoffen benötigt“, beschreibt Jochen Wengert die Ausrüstung mit über 300 Einzelteilen.

Dazu gehört nicht funkenschlagendes Werkzeug aus Beryllium, verschiedene Schutzanzüge für Mineralöl- und Chemikalieneinsätze, Messgeräte, drei verschiedene Pumpen oder Auffangbehälter aus Kunststoff und Edelstahl.

„Unser Vakuumfass kann für die Pumpen wie der Auffangbehälter eines Staubsaugers dienen“, erläutert der Gefahrgutspezialist. Drei Mann Besatzung gehören zu dem Fahrzeug. Sie greifen bei Einsätzen nicht selbst ein, sondern stellen die Ausrüstung für ihre Kameraden von den Löschzügen bereit und helfen beim Anlegen der Schutzkleidung.

Maximal 20 Minuten darf ein Feuerwehrmann mit dem schweren Chemikalienschutzanzug mit Atemschutzgerät im Einsatz sein. Durchschnittlich zwei Mal im Jahr rückt der Gefahrgutwagen aus, das letzte Mal 2004. Geübt wird 15 Mal im Jahr. An einen Einsatz erinnert sich Feuerwehrmann Wengert besonders gut: Auf der Autobahn mussten nach einem Lkw-Unfall 20 Tonnen Batteriesäure umgepumpt werden.

Foto: Jochen Wengert (links) und Thomas Hardt prüfen die Ausrüstung für den Einsatz zur Beseitigung von gefährlichen Chemikalien. (Foto: Gustav Döttling)