Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Bei Gasbränden ist Löschen verboten

Neckarsulmvon Ulrike Kugler, HSt

Stadtwerke und Feuerwehr luden Floriansjünger aus dem ganzen Landkreis zur Erdgasübung ein

Auf keinen Fall löschen - das muss ein Feuerwehrmann erst mal verstehen, wenn die Flamme vor ihm vier Meter in die Höhe schlägt. Doch bei Gasbränden ist eben alles ein wenig anders. Damit die Brandbekämpfer wissen, was zu tun ist, wenn eine beschädigte Erdgasleitung Feuer gefangen hat, haben Stadtwerke und Freiwillige Feuerwehr Neckarsulm am Samstagvormittag die Wehren aus dem ganzen Landkreis zu einer Löschübung auf einen Parkplatz in der Pichterichstraße eingeladen.

Felix Weschko von den Stadtwerken dreht langsam den Gashahn auf. Deshalb spricht Jörg David von der Neckarsulmer Wehr immer lauter. Das leise Zischen aus der Gasleitung im rund anderthalb Meter tiefen Graben vor ihm weicht allmählich einem starken Rauschen. Die Flamme ist inzwischen zwei Mann hoch und erreicht eine Temperatur von mehreren hundert Grad. „Wir sind bei 600 Millibar angelangt“, ruft David den umstehenden Floriansjüngern zu. Die verstehen allmählich ihr eigenes Wort nicht mehr.

Zum ersten Mal bieten die Neckarsulmer diese kreisweite Löschübung an. Das Interesse ist groß. „Wir mussten uns auf drei Mann pro Wehr beschränken“, sagt Sigbert Effenberger, technischer Leiter der Stadtwerke. 20 Wehren aus dem ganzen Landkreis, die Werksfeuerwehren Kolbenschmidt aus Neckarsulm und Solvay aus Bad Wimpfen sowie die Stadtwerke Bad Friedrichshall und Neuenstadt nehmen an der Schulung teil.

Erdgas ist sicher. So sicher, dass sich der Neckarsulmer Feuerwehrkommandant Hermann Jochim an keinen einzigen Gasbrand während seiner 42-jährigen Dienstzeit erinnern kann. Um so wichtiger sei deshalb diese Übung. Einen Vormittag lang lernen die Feuerwehrleute hier, dass entweichendes Gas kontrolliert verbrennt. „Strömt es unkontrolliert aus, kann ein gefährliches explosives Gemisch entstehen“, sagt Jochim. Im Ernstfall sollen die Feuerwehrleute deshalb lediglich verhindern, dass das Feuer auf umstehende Häuser, Autos oder andere Gegenstände übergreift. Und zwar so lange, bis die Stadtwerke die Gasleitung abgeklemmt haben. Einzige Ausnahme: „Wenn durch das Feuer Menschen gefährdet sind, müssen wir natürlich löschen“, betont der Feuerwehrkommandant. „Leben retten hat immer oberste Priorität.“

Auch das üben die Feuerwehrleute gruppenweise in der Pichterichstraße. Die Löschflaschen zischen zweimal kurz auf. Das herausschießende Löschpulver ummantelt die große Feuerzunge. Der Brand ist in Bruchteilen einer Sekunde gelöscht - auch das ist für die meisten Feuerwehrmänner eine Überraschung.

Währenddessen liefert Hartmut Stöckle von der Gesellschaft für Arbeits- und Betriebssicherheit aus Löchgau die theoretischen Grundlagen. Hier lernen die Feuerwehrmänner nicht nur, dass bei einem Druck von sechs Bar 60 Tonnen auf einen Quadratmeter wirken. Das entspricht 60 übereinander gestapelten Kleinwagen. Am Experiment erklärt der Referent auch die Kräfte, die bei einer Gasexplosion auftreten.

Nach rund vier Stunden sind die Teilnehmer hochzufrieden. „So eine Veranstaltung war überfällig“, sagt Franz Schuster von der Oedheimer Feuerwehr. „Damit wir auf dem Land auch wissen, was zu tun ist, wenn eine lecke Gasleitung Feuer fängt. Auch wenn ich hoffe, dass wir das nie brauchen werden.“

Bild: Meterhoch schlägt die Gasflamme aus dem Graben. Im Ernstfall sollen sie die Feuerwehrmänner nicht löschen, damit das Gas kontrolliert verbrennt. (Foto: Ulrike Kugler)