Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Wie Feuerwehr-Anwärter in der Heilbronner Neckarhalde das Tauchen lernen

Heilbronnvon Heike Kinkopf, HSt

Angehende Feuerwehrmänner machen im Freibad Neckarhalde die ersten Tauchgänge. Das ist anstrengend. Die Quälerei nehmen sie gern in Kauf. Weil es in Einsätzen darum geht, Menschen zu retten.

Tim Rocksien verlangt den Tauchschülern einiges ab. Diese müssen etwa bis zur Mitte des Beckens tauchen und anschließend weiter schnorcheln. Haben sie die Aufgabe erfüllt, schraubt Rocksien die Anforderungen höher und höher. Mindestens einen Kilometer legen die Anwärter der Berufsfeuerwehr Heilbronn an dem Morgen im Becken im Freibad Neckarhalde zurück. Zum Aufwärmen. Das ist ganz schön anstrengend. „Sie müssen unter Luftnot Ruhe bewahren“, sagt Lehrtaucher Rocksien. Das sei Kopf- und Trainingssache.

Die sechs jungen Männer befinden sich seit einem Jahr in der Ausbildung zum Feuerwehrmann. Seit fünf Tagen steht Tauchen auf dem Lehrplan. Rocksien schmunzelt. „Sie sind unter Wasser noch ein bisschen hektisch.“

Zahl der Nichtschwimmer nimmt zu und damit auch die der Badeunfälle

16,8 Grad ist das Wasser kalt. Am Beckenrand schnauft Matthias Künzel durch. „Ungewohnt war am Anfang, dass man unter Wasser atmen kann“, meint der Frankenbacher. Das Training im Wasser ist anspruchsvoll. „Schwimmen lässt sich nur durch Schwimmen trainieren“, meint Vincenz Lang aus Neckarsulm. Ein guter Läufer zu sein, verschaffe einem einen leichten Vorteil. Trotz der Strapazen: „Das macht auch Spaß“, sagt Künzel. Man dürfe halt nicht aus den Augen verlieren, warum man sich quält: Um bei Einsätzen Menschen zu retten.

Die Zahl der Nichtschwimmer steigt. Die angehenden Feuerwehrmänner erwarten Taucheinsätze an Badeseen und am Neckar. In Erinnerung bleiben Rocksien Ereignisse wie die verheerende Flut 2016 in Braunsbach bei Schwäbisch Hall. Dort tauchten die Einsatzkräfte in einem vollgelaufenen Keller. Ein Mann sei in seinem Keller ertrunken, weil die Wassermassen die Tür zudrückten, erinnert er sich.

In der Neckarhalde lernen die Anwärter an diesem Tag einiges. Dazu gehört, die Ausrüstung in drei und in fünf Meter Tiefe abzulegen. Warum sie das beherrschen müssen? Bei einem Tauchgang könne es passieren, dass sich etwas unter Wasser verhakt, zum Beispiel an einem Auto, sagt Rocksien. Weiter steht auf dem Programm die Rettung eines Tauchkollegen. Freizeittaucher, sagt Jürgen Vogt, Sprecher der Feuerwehr, gehen zu zweit ins Wasser. Der Feuerwehrmann ist immer allein. Über eine Leine hält er Verbindung zum Signalmann, auch Leinenführer genannt, der am Ufer steht. „Im Neckar zum Beispiel hat man null Sicht“, sagt Vogt. Suchen sie im Fluss einen Menschen, dann bewegt der Taucher die ausgestreckten Arme wie Scheibenwischer vor sich. Meter für Meter zieht er im Halbkreis zum Ufer seine Bahn. Die Kommunikation zwischen Taucher und Signalmann erfolgt über das Ziehen an der Leine.

Wann es keine Chance auf Überleben gibt

Wann die Suche nach einem vermissten Menschen im Neckar oder in einem See abgebrochen wird, entscheidet Rocksien zufolge der Notarzt. Er legt unter Berücksichtigung von Wassertemperatur und Dauer, in der ein Mensch bereits vermisst wird, fest, ob es noch eine Überlebenschance für denjenigen gibt. Wenn diese nicht mehr existiert, brechen die Feuerwehrtaucher den Einsatz ab. Das Bergen der Leiche übernehmen in der Regel die Taucher der Wasserschutzpolizei.