Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

Suchergebnis löschen

Walter Keilbach aus Neuenstadt ist seit 69 Jahren Feuerwehrmann

Neuenstadt a.K.von Ute Plückthun, HSt

Erst aktiver Dienst, dann Altersabteilung: Walter Keilbach aus Kochertürn hält der Feuerwehr seit Jahrzehnten die Treue.

Eine Anekdote ist Petra Hofmann lebhaft in Erinnerung: Wie ihr Vater Walter Keilbach als nächstgelegener Aktiver zum damaligen Feuerwehrhaus in Kochertürn „in den Hausschlappen“ rausgerannt ist und mit diesen das Glas am roten Druckkopfmelder eingeschlagen hat. Leute aus dem Dorf hatten gemeldet, dass es brennt. Handy und digitale Alarmierung waren noch in weiter Ferne.

Nicht nur einmal spurtete er im Schlafanzug hinüber, um seine Kameraden herbeizutrommeln. Ehefrau Ingeborg richtete derweil Stiefel und Overall her. „Bis er reingekommen ist, stand alles schon da“, denkt die 81-Jährige zurück. Seinen Helm aus schwarzem Stahl mit ledernem Nackenschutz und seinen Gurt aus den Anfangsjahren hat der 87-Jährige aufbewahrt.

Dienstälteste Floriansjünger der Neuenstädter Gesamtwehr

1992 erhielt er das Ehrenzeichen der Feuerwehr, 2017 die Auszeichnung der Stadt für seine Treue. Er ist Gründungsmitglied des Blasmusikverbands Baden-Württemberg und des TSV Kochertürn. Vor allem aber ist Walter Keilbach seit 69 Jahren Feuerwehrmann, „mit Feuer und Flamme“, wie er selbst bestätigt. 42 Jahre im aktiven Dienst und danach in der Altersabteilung Stein-Kochertürn. Er ist der dienstälteste Floriansjünger in der Neuenstädter Gesamtwehr.

Mit 18 Jahren kam er zur Feuerwehr. Schon der Vater und der Großvater waren dabei. Der Opa sogar als Kommandant. „Zu der Zeit hat es ja für junge Leute nicht viel gegeben“, räumt Walter Keilbach ein. Geselligkeit, Kameradschaft und auch die Nachtübungen haben ihm immer hervorragend gefallen. „Damals ist eine ganze Ratz Junger, mindestens acht oder zehn Leute, auf einen Schlag dazugekommen“, erinnert er sich an die „lustige Truppe“, die „nach den Übungen auch mal Streiche angestellt“ habe.

Rustikale Ausrüstung

Die Ausrüstung war anfänglich rustikal: „Wir sind mit dem Schlauchwagen vorgefahren, den haben wir noch selbst ziehen müssen.“ Dann kam die erste Zwei-Takt-Pumpe, die an den Schlepper hingehängt wurde, wie Wolfgang Spindler, Leiter der Altersabteilung Stein-Kochertürn, berichtet. 1967 der Ford Transit als Löschfahrzeug mit VW-Pumpe. 1993, ein Jahr nach der Einweihung des Kochertürner Umbaus, das Tanklöschfahrzeug, das heute in Cleversulzbach steht. Etliche Brände half Walter Keilbach zu löschen. Etwa an vielen Scheunen. Auch ein Wohnhausbrand „ging glimpflich aus, nur das Obergeschoss war angekokelt“. Beim allerersten Funkerlehrgang in Offenau war Keilbach dabei und bei der ersten Atemschutzausbildung in Kochertürn. Acht Tage hat er sich in der Feuerwehrschule in Bruchsal fortbilden lassen. Beruflich gelernter Schuhmacher, dann Meister der Galvanik, führte er zuletzt als Oberlöschmeister eine Gruppe an.

Voll stand er hinter der Fusion der Kochertürner mit der Steiner Abteilung 2005, die im gleichen Jahr das neue Feuerwehrhaus am Ortsausgang nach Kochertürn bekam. Zugleich erinnert er sich an die großen Debatten. „Die Stärke war ein Problem, beide Abteilungen haben die Tagespräsenz nicht mehr zusammenbekommen“, führt er an.

Schöne Erinnerungen

Gern denkt er an die vielen Ausflüge zurück. Nach Rüdesheim, ins Tannheimer Tal oder auch 1981 ins Feuerwehrheim Titisee. Auch an viele Feste, bei denen er als Kassier und Schriftführer eine wichtige Funktion erfüllte. „Jeder, der unentschuldigt bei der Übung gefehlt hat, musste eine Mark zahlen.“ Er selbst hat nie bezahlen müssen. Eine Haltung, die sich der Urgroßvater und zweifache Großvater bewahrt hat.

„Wir sind stolz auf solche Mitglieder, die sich trotz fortgeschrittenen Alters noch für die Feuerwehr engagieren“, lobt Matthias Belz, Kommandant der Abteilung Stein-Kochertürn. „Er kommt zu jedem Treffen der Altersabteilung und ist bei Abteilungsversammlungen immer ein gern gesehener Gast.“ Jedenfalls vor Corona. Die aktuelle Lage beurteilt Walter Keilbach als „schwierig, wenn man keine Ansprechpartner mehr hat“. Er hofft, dass sie bald vorüber ist: „Es wäre so langsam an der Zeit.“