Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Spezialeinsatzgruppe der Feuerwehr für Wald und Flur

Stadt- und Landkreis Heilbronnvon Sabine Friedrich, HSt

Mitglieder der Feuerwehr Ellbachtal werden für Vegetationsbrände geschult. Damit reagiert der Landkreis Heilbronn auf den Klimawandel. Die Ausrüstung mit Handarbeitsgeräten und Schläuchen ist größtenteils schon angeschafft. Die Spezialkräfte verstärken Löschgruppen vor Ort.

Thomas Bujara schultert den gelben Rucksack, der mit 20 Litern Wasser gefüllt ist. Er demonstriert, wie es funktioniert. Mit dem Handstrahlrohr pumpt er den Inhalt heraus und kann so in unwegsamem Gelände Feuer im Wald, auf Wiesen oder Feldern zu Leibe rücken. „Das ist auch nicht anstrengender, als ein Atemschutzgerät zu tragen“, meint der junge Feuerwehrmann. Zudem pumpe man nicht kontinuierlich, sondern punktuell. Bujara gehört zu den 25 der 50 Einsatzkräfte der Feuerwehr Ellbachtal, die für Vegetationsbrände geschult und ausgerüstet werden. Es ist eine neue Sondereinheit im Landkreis Heilbronn. Sie kann künftig die örtlichen Feuerwehren bei Einsätzen in der Landschaft unterstützen, anleiten und ausrüsten.

Arbeitsgeräte müssen handlich, flexibel und leicht transportierbar sein

Das 2019 vom Feuerwehr-Zweckverband der Kommunen Ellhofen und Lehrensteinsfeld für 388 000 Euro angeschaffte Tanklöschfahrzeug 3000 hat eine Grundausstattung für Vegetationsbrand. Dazu kommen drei Systempaletten, die der Gerätewagen Logistik transportiert. Eine vierte Palette wird noch geliefert, so dass 60 Leute mit Material ausgestattet werden können. An der Front hat das TLF einen Löschbalken, der aus vier Düsen mit hohem Druck einen Wassernebel sprüht.
Kommandant Thomas Oeckler erklärt die Handwerkzeuge: den Löschpatscher mit Teleskopstil aus speziellem Gummi, um brennendes Gras auszustreifen. Das Multifunktionsgerät mit scharfen Messern und Zacken an den vier Seiten, mit dem sich Grasnarben aufbrechen lassen. Auch Wundstreifen für Brandschneisen sind damit zu ziehen, in denen alles brennbare Material entfernt wird. Äxte und Schaufeln dürfen nicht fehlen, genauso wenig ein Tragegestell für die Motorsäge, die Baumstümpfe zerteilt, um Glutnester aufzuspüren. Alles müsse handlich, flexibel und leicht transportierbar sein, sagt Oeckler.

Mit Wasser muss man in der Landschaft haushalten

Schläuche und Verteiler sind eine Nummer kleiner als für die Innenbrandbekämpfung. Ein D-Strahlrohr hat eine Leistung von 25 Litern pro Minute, die Revolverdüse von 11 Litern pro Minute. „In der Vegetation muss man mit Wasser haushalten“, erklärt Oeckler, schließlich gibt’s hier keine Hydranten.

Durch den Klimawandel werden Wetterextreme zunehmen, Hitze und lange Dürreperioden. Das begünstigt Vegetationsbrände. „Dafür müssen wir gewappnet sein“, begründet der Ellbachtaler Kommandant, warum der Landkreis diese Fachgruppe installiert hat und sich an den Ausrüstungskosten von 20.000 Euro beteiligt. „Wir haben ein Einsatzkonzept erstellt.“ In den Grundlagen schult Oeckler seine Leute selbst, die weitere Fortbildung leistet der Verein Waldbrandteam, ein Zusammenschluss aus Feuerwehrmitgliedern aus ganz Deutschland.

Waldbrände in Deutschland

1360 Waldbrände gab es 2020 deutschlandweit, weniger als in den beiden Vorjahren aber mehr als im Mittel. Betroffen waren 368 Hektar. Mit 51 Waldbränden liegt Baden-Württemberg erst an neunter Stelle der Bundesländer. Die Hälfte der Brände, so zeigt es die Statistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, ging auf Fahrlässigkeit zurück. Sehr gut bewirtschaftete Wälder mit einem engmaschigen Wegenetz sowie in der Hauptsache Mischwälder, die schlechter brennen als Monokulturen, damit ist für Oeckler Baden-Württemberg weniger gefährdet, was die Waldbrände betrifft.

Übung auf abgeerntetem Strohacker

Bei der nächsten Übung der Ellbachtaler Spezialeinheit wird ein abgeernteter Strohacker angezündet, um die verschiedenen Löschtaktiken anzuwenden. „Es ist ein ganz neues Themenfeld, gänzlich anders zu behandeln als Standardlöscheinsätze: andere Technik, andere Taktik, andere Vorgehensweise“, spricht Oeckler von einer spannenden Aufgabe, die sehr komplex sei.

Die Vegetationsbrandgruppe hat eine neue, ockerfarbene Einsatzkleidung. Sie ist leichter und dünner als die Standardmontur und hat Abluftöffnungen, damit der Körper nicht überhitzt. Hinzu kommt ein dichtschließender Augenschutz.

„Die Einheit ist einzeln alarmierbar“, gibt der Kommandant zur Auskunft. Noch in diesem Jahr wolle sich die Fachgruppe in Teilbereichen einsatzbereit melden.