Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Solarstromanlagen bremsen Feuerwehr

Stadt- und Landkreis Heilbronnvon Carsten Friese, HSt

Der Boom der Photovoltaikanlagen bereitet der Feuerwehr zunehmend Sorgen. Bei einem Wohnhausbrand im nordrhein-westfälischen Rösrath erlitt ein Feuerwehrmann einen Stromschlag und kam ins Krankenhaus. Das Feuer brach im Keller aus, doch die Gefahr kam vom Dach - weil sich eine Solarstromanlage nicht abschalten lässt.

"Das Gefährdungspotenzial für Einsatzkräfte ist erheblich", sagt auch Heilbronns Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim. Bisher wurde die Heilbronner Wehr noch nicht zu einem Hausbrand mit einer Photovoltaikanlage gerufen. Doch irgendwann kommt der Tag. Selbst wenn der Strom im Haus abgeschaltet wird, steht die Anlage unter Spannung (siehe Hintergrund). Ein Löschen aus kurzer Distanz könnte zur Todesfalle für die Retter werden.

Es dauert länger 

Die Einsatzleiter sind sensibilisiert. Bei jedem Alarm gehe der Blick zunächst einmal aufs Dach, berichtet Jochim. Die Gefahrenquelle liegt aber auch im Haus, weil die Feuerwehrleute normalerweise nicht wissen, wo die Solarstromleitungen exakt verlaufen. Falls Putz von der Wand bröckelt, wird es beim Löschen brenzlig. Jochim: "Man muss aufpassen und die Dinge erkunden. Das kostet Zeit."

Wasserschaden

Über Meldungen von anderen Orten der Republik, dass Feuerwehren brennende Häuser mit Solarstromanlagen wegen der Gefahren kontrolliert abbrennen ließen, schüttelt Heilbronns Feuerwehrchef den Kopf. "Wir löschen. Aber vor allem bei Dachbränden dauert es länger." Beim Vollstrahl gilt die Vorgabe, mindestens fünf Meter Abstand zum Objekt einzuhalten. Ab dieser Länge wird der Strom vom Wasserstrahl nicht mehr geleitet. Beim Innenangriff gilt die Vorschrift, nur einen Sprühstrahl aus mindestens einem Meter Entfernung einzusetzen.

Auf einige Hundert schätzt der Neckarsulmer Feuerwehrchef die Zahl der Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Stadt. "Zum Glück" habe es dort noch keinen Einsatz gegeben, sagt Hermann Jochim. Auch er verweist auf die besondere Vorsicht im Brandfall. Man könne nicht mehr so punktgenau arbeiten. Die Folge: Mehr Wasser wird benötigt und der Wasserschaden am Haus "wird unter Umständen etwas größer".

Warum es an den Solarmodulen auf dem Dach keine Schalter gibt? "Sie müssten ja 100-prozentig wasserdicht sein", erklärt Eberhard Jochim. Er glaubt nicht, dass die Industrie in Zukunft Abhilfe schafft. "Zu aufwendig, zu teuer."

Ist eine Solarstromanlage im Haus, droht auch bei überfluteten Kellern ein Stromschlag, wenn Feuerwehrkräfte im Wasser waten. Man könnte zwar mit Spannungsmesser und Pumpen arbeiten, die man ins Wasser wirft. Im Ernstfall geht bei Jochim aber die Sicherheit seiner Leute vor. Sein Rat: "Wegbleiben".