Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Schreckensszenario mit Übungspuppen

Obersulmvon Gustav Döttling, HSt

Aus der offenen Tür der Traubenannahme der Schlosskellerei dringt dichter Qualm. An der Verladerampe für Weincontainer ist ein Mensch zwischen Rampe und der Gitterbox eines Gabelstaplers eingeklemmt. In zehn Metern Höhe liegt auf der Laufgalerie der Edelstahlweintanks ein Mann mit einem gebrochenen Bein. In einem der Weintanks ist ein Mitarbeiter bei Reinigungsarbeiten kollabiert. Obersulms Feuerwehrkommandant Michael Schepperle und Gerhard Schenk, Abteilungskommandant der Abteilung Obersulm, haben für die Jahreshauptübung der Obersulmer Wehr auf dem Gelände der Schlosskellerei Affaltrach mit Übungspuppen ein richtiges Schreckensszenario aufgebaut.

Mit der feuerwehreigenen Übungsrauchmaschine verqualmt Schepperle in wenigen Minuten die beiden Kellergeschosse der Traubenannahme. Man sieht kaum noch die Hand vor Augen. „Aufgabe wird es sein, hier zwei Verletzte zu finden und aus dem Gebäude zu retten“, erläutert der Kommandant. Außerdem müssten Atemschutzträger mit der Wärmebildkamera Gasflaschen finden und sichern. In den Flaschen ist heißes Wasser drin. „Dann müssten sie mit der Kamera leicht zu finden sein“, meint Schepperle und alarmiert um 19.30 Uhr per Funk die Feuerwehrabteilung Obersulm.

Aufstellung Es dauert keine fünf Minuten, da biegen mit Blaulicht und Martinshorn ein Mannschaftstransportwagen, das HLF 20, die Obersulmer Drehleiter und das Löschfahrzeug LF8/6 in den Hof. Die Feuerwehrmänner springen heraus und nehmen vor ihren Fahrzeugen Aufstellung. Die Gruppenführer informieren sich beim Kommandanten über die Schadenslage. „Atemschutz anlegen“, kommandiert Gruppenführer Thoralf Ehrle die Mannschaft des HLF 20.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wissen Passanten wegen des Qualms nicht: Ist das echt oder nur Übung? Handys werden zum Filmen gezückt. An der Zufahrt zur Laderampe kommt es zu einem Fahrzeugstau. Einweiser Christian Gruber löst das Problem, dirigiert Drehleiter, Gerätewagen und Löschfahrzeug in ihre Positionen. Schnell und sicher befreit die Abteilung Eschenau die vom Gabelstapler eingeklemmte Übungspuppe. Reiner Schüro und Sarah Schwabe sichern mit einem Stahlseil den Stapler und ziehen ihn mit dem „Greifzug“ von der Rampe weg. So können ihre Kameraden den „Verletzten“ bergen.

Einsatz Nur wenige Minuten dauert der Einsatz der Drehleiter: Das Team um Maschinist Jürgen Schaffert bringt mit der Trage die auf den Edelstahltanks verunglückte Person sicher zu Boden. „Alles erledigt“, meldet Atemschutzträger Sven Hohl. Er hat mit Mehmet Tubay die kollabierte Reinigungskraft aus dem 135 000 Liter Tank geborgen. „Sie handeln sehr umsichtig, haben den Verkehr gesichert. Der Aufbau einer 350 Meter langen Wasserversorgung vom Michelbach hat hervorragend geklappt“, lobt Obersulms Kämmerer Karl Heinz Schmidt die Abteilungen Weiler und Eichelberg.

1200 Liter pro Minute versprüht der Wasserwerfer für eine „Riegelstellung“ im Hof. Nicht ganz zufrieden ist Michael Schepperle mit der Rettung der beiden Verletzten aus der brennenden Traubenannahme: „Das hat zu lange gedauert, da müssen wir künftig mehr Manpower einsetzen.“ „Ich habe den Eindruck, die Wehr ist sehr routiniert“, sagt Andreas Römmele, Technischer Betriebsleiter der Schlosskellerei Affaltrach. Er begleitet den Übungseinsatz seitens der Schlosskellerei. „Ich bin sehr angetan. Heute hat sich wieder gezeigt, dass wir eine gut ausgebildete und engagierte freiwillige Feuerwehr haben“, würdigte Bürgermeister Tilman Schmidt als Beobachter die Übung mit 63 Einsatzkräften und elf Fahrzeugen aus allen Abteilungen.

Bild: Voller Einsatz mit Atemschutzgeräten: Bei ihrer Hauptübung trainiert die Feuerwehr die Bekämpfung eines simulierten Brandes in der Schlosskellerei. Foto: Döttling