Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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"Rettungsdienst ist Teamarbeit"

Landkreis Heilbronnvon Ulrike Bauer-Dörr, HSt

Die Lkw-Fahrerin brüllt vor Schmerzen. Sie ist im Führerhaus eingeklemmt, das Lenkrad schnürt ihr im Bauchbereich die Luft ab, ihr linker Unterschenkel ist schwer verletzt. Vor dem Unfallfahrzeug machen sich Feuerwehrleute, Rettungssanitäter und Notärzte zur Bergung bereit. Binnen Sekunden muss klar sein: Wer fängt an? Wer hilft wem? Wer macht was?

„Bei unserer heutigen Fortbildung geht es um Abstimmung, Koordination, Teamarbeit". sagt Dr. Wolfgang Balz, Notfallmediziner aus Pfaffenhofen und Mitglied der Leitenden Notarztgruppe Heilbronn. Nur wer die Aufgaben und Handgriffe seiner Mithelfer kennt und sich durch ständiges miteinander Reden abstimmt, arbeitet effektiv. Und das heißt in diesem Fall: Die Lkw-Fahrerin innerhalb kürzester Zeit und so schonend wie möglich aus dem Wrack heraus zu schneiden, um sie in die Klinik zu bringen.

Keine Knautschzone

Gerade im Großraum Heilbronn mit seinen vielen Autobahnen passieren zahlreiche Lkw-Unfälle. Gewaltige Kräfte - hundert Mal stärker als bei einem Autounfall - werden beim Crash freigesetzt. Und weil es keine Knautschzone gibt, ist der Fahrer im Führerhaus besonders gefährdet. Trotzdem fährt die Hälfte der Brummifahrer ohne Sicherheitsgurt, weiß Dr. Balz. Wohl auch deshalb endet jeder fünfte Unfall tödlich. Die Verletzungsmuster eines Lkw-Fahrers seien andere als bei Autoinsassen: Oft sind Beine, Brust und Bauch schwer in Mitleidenschaft gezogen, der sehr hoch sitzende Fahrer ist nur mit Hebebühne oder Leiter zu erreichen.

85 Feuerwehrleute, Rettungssanitäter und -assistenten von ASB und Rotem Kreuz übten am Samstag auf dem Gelände der Firma Autoservice-Fischer in Neckargartach den koordinierten Einsatz von technischem Gerät und medizinischer Hilfe. Zwei Lkw-Karossen hatten die Firma Daimler und Norbert Fischer als Sachspende zum Zerlegen zur Verfügung gestellt.

Schneiden und spreizen

Vormittags war erst mal Theorie angesagt. Frank Bohm, Experte für Lkw-Rettung aus Ludwigshafen, hatte typische Lkw-Unfallfotos mitgebracht, an denen er die Personenrettung und die üblichen Rettungstechniken erklärte: Wie setzt man bei welchem Modell den Spreizer zum Auseinanderdrücken der Karosserie an, wo das Schneidwerkzeug?

Dass die verletzte Fahrerin aufschrie, war Absicht: Immer wenn ein Ruck oder ein lauter Schlag durch das Fahrzeug ging und keiner zuvor mit ihr gesprochen hatte, brüllte sie los. Bohm: „Feuerwehrleute, Notarzt und Rettungsleute müssen miteinander reden, damit das Opfer erfährt, was um es herum passiert."

Auch Autofahrer wurden gerettet: Je eine Gruppe fand ein Crashauto auf Rädern, eines in Seitenlage und eines auf dem Dach liegend vor. Koordiniert und im Team wurden deren Insassen gerettet.

Bild 1: Geschafft: Die eingeklemmte Lkw-Fahrerin ist aus der Kabine befreit. Die Feuerwehr hat sich binnen Minuten einen Zugang verschafft.

Bild 2: Der Notarzt versucht, Kontakt mit dem Unfallfahrer aufzunehmen. (Fotos: Andreas Veigel)