Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Retter oft zu spät? "Nicht bei uns in Heilbronn"

Landkreis Heilbronnvon Carsten Friese, HSt

Ihr Job ist oft ein Kampf gegen die Zeit und deshalb wiegt die Kritik doppelt schwer: In 24 von 37 Rettungsdienstbereichen in Baden-Württemberg wird die gesetzliche Hilfsfrist nicht eingehalten, in 95 Prozent aller Notfälle innerhalb von 15 Minuten am Einsatzort zu sein. Das Sozialministerium will durchgreifen und hat die Verantwortlichen angewiesen, unverzüglich Abhilfe zu schaffen.

„Die Retter kommen oft zu spät“, war eine gängige Schlagzeile. „Nicht bei uns in Heilbronn“, sagt DRK-Rettungsdienstleiter Lothar Reinhard. Mit seinem ASB-Kollegen Werner Eckert ist er für die Koordination von Personal und Einsätzen zuständig. Und die Zahlen der vergangenen fünf Jahre belegen: Seit 2003 haben die Retter bei Notfalleinsätzen in der Region die 95-Prozent-Hürde immer übersprungen.

Jeweils 95,6 Prozent waren es in 2006 und 2007. Also gerade noch so geschafft? „Wir kommen gut drüber und sind im sicheren Bereich“, erklärt DRK-Geschäftsführer Ludwig Landzettel. Jeden Monat würden die Einsatzzeiten kontrolliert. Dies bestätigt die Heilbronner Feuerwehr, die als Rechtsaufsicht der Rettungsdienste die automatisch erfassten Computerdaten halbjährlich prüft. „Es funktioniert bei uns“, sagt Kommandant Eberhard Jochim. Das war nicht immer so.

Vor zehn Jahren, als die Hilfsfrist zum Gesetz wurde, „lag einiges im Argen“, blickt Landzettel zurück. Rettungswachen in Löwenstein und Möckmühl waren nur bis 22 Uhr besetzt, eine Wache in Bad Rappenau gab es nicht, und auch der Doppelstandort Lauffen-Ilsfeld war noch nicht eingerichtet. Da lagen die Retter deutlich unter der 95-Prozent-Schwelle. Ein Gutachter wurde eingeschaltet, der am Computer Einsatzfahrten simulierte. Nach und nach wurde die neue Struktur aufgebaut. Heute „stehen wir gut da“, sagt Landzettel.

Auch AOK-Chef Thomas Weber sieht ein sehr gut funktionierendes System. Die Strukturmaßnahmen hätten „Wirkung gezeigt“. Als einziges Bundesland schreibt Baden-Württemberg vor, dass Rettungs- und Notarztwagen in der 15-Minuten-Spanne am Notfallort sein müssen. Ein „Damoklesschwert“ sieht Landzettel über den Notärzten aufziehen, weil immer weniger qualifiziertes Personal bereit stehe. Für den Fachkundenachweis müsse ein Arzt heute 50 Notfalleinsätze mitfahren. Landzettel: „Das ist viel Holz.“

Zu spät? An der 95-Prozent-Hilfsfrist will das Sozialministerium nicht rütteln. Das befürworten auch die Heilbronner Retter. Der Kampf gegen die Zeit aber bleibt. Auch bei 98 oder 100 Prozent „kann man zu spät kommen“, sagt Werner Eckert und führt als Beispiel einen Herz-Atem-Stillstand an. Die Entwicklung im Heilbronner System sieht Eckert jedenfalls positiv für die Patienten. Die Zahl der Einzelschicksale, für die es dramatisch ausgegangen sei, „hat sich insgesamt sicher verringert“.