Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Oberstes Ziel: Brände vermeiden

AUDI AGvon Reto Bosch, HSt

Serie Werk- & Betriebsfeuerwehren Teil 1 - Werkfeuerwehr der Firma Audi in Neckarsulm

Das darf nur Manfred Mezger. Einen Feuermelder drücken ohne Feuer. Der Leiter der Audi-Werkssicherheit will sehen, wie lange seine Männer zum Gebäude A 17 unterwegs sind. Mezger startet die Stoppuhr. „Fünf Minuten sind unser Ziel“, sagt er. Nach 2,12 Minuten ist das Jaulen der Martinshörner zu hören. Nach 2,55 Minuten erreichen die Feuerwehrleute das Gebäude. Kommandowagen, Löschfahrzeug, Hubrettungsgerät. Mezger ist zufrieden. Übungen gehören zum Alltag der Audi-Werksfeuerwehr. Eine Abteilung mit breitem Aufgabenspektrum.

Große Fläche

Ein Produktionswerk stellt eine Werksfeuerwehr vor anspruchsvolle Aufgaben: 13 500 Mitarbeiter, eine Fläche von einer Million Quadratmetern, davon 70 Prozent bebaut. In den Hallen schweißen Roboter, sie lackieren, schleifen. Unzählige Gefahrenstellen, wo Brände oder Unfälle entstehen können. Deshalb setzt das insgesamt 81 Mitarbeiter umfassende Team von Manfred Mezger auf Prävention. „Das ist unsere große Stärke“, sagt Schichtführer Hartmut Reuschel.

17 000 Melder geben Laut, wenn sie Rauch, Gas oder erhöhte Wärme entdecken. Die Werksfeuerwehrleute gehen Streife, Sicherheit und Brandschutz im Auge. Auf dem Gelände gilt für Fremdfirmen grundsätzlich ein Schweißverbot. Ausnahmen muss ein Kollege Mezgers genehmigen. Oft stellt die Werksfeuerwehr Personal ab, das eine solche Baustelle überwacht. Teilweise wird schon vor Arbeitsbeginn eine Wasserversorgung aufgebaut. Dies erklärt, warum es nach Angaben Reuschels bislang nicht zu einem größeren Brand gekommen ist.

Planungen

Dazu kommt, dass Manfred Mezger schon im Vorfeld in die Planung von Um- oder Neubauten eingebunden wird. In seiner Mannschaft steckt so viel Kompetenz, dass sie Brandschutzschauen - also die Kontrolle, ob der bauliche Schutz ausreicht - selbst machen darf. Das ist sonst eine Aufgabe des Landratsamts. Prävention lohnt sich allein deshalb, weil Brände und damit verbundene Löscheinsätze zum Stopp der Produktion führen können. Ein Ausfall der Lackiererei etwa würde viel Geld kosten.

Das Vorgängerunternehmen NSU hatte schon 1897 eine Werksfeuerwehr eingerichtet. Damals rückten die Männer noch mit Tragkraftspritzen aus. Heute entspricht die Ausrüstung dem neuesten Stand. Das spektakulärste Fahrzeug ist ein Hubrettungsgerät (HRG). Sein Arm reicht bis in eine Höhe von 42 Metern. Es hilft, Menschen zu retten, Brände zu bekämpfen. Etwas vergleichbares gibt es in der Region nicht. Die Drehleitern der anderen Wehren reichen meist nur rund 22 Meter in den Himmel. Den einzigen externen Einsatz fuhren die Audianer 2008 mit diesem HRG: Sie beteiligten sich an den Löscharbeiten am Fiat-Großlager in Heilbronn.

Tempokontrollen

Werkssicherheit ist mehr als der Schutz vor Feuer. Mezgers Mitarbeiter sichern das Werk gegen Einbrüche, kontrollieren einfahrende Autos, messen die Geschwindigkeit auf dem Werksgelände. Bei prominentem Besuch lautet ihre Aufgabe: Personenschutz. Ohne Technik ist ein derart großes Werk nicht zu sichern. Videokameras senden ihre Bilder in die Leitzentrale mit modernster Technik. Dort laufen die Fäden von Brandschutz und Werkssicherheit zusammen. Und dort zeigen die Bildschirme auch an, wenn ein Melder Alarm auslöst. Zum Beispiel im Gebäude A 17. Wo Manfred Mezger einen roten Knopf drückt.

Aufgaben

Die Mitarbeiter der Audi-Werksfeuerwehr arbeiten im Dreischicht-Rhythmus. Nachts warten sie neben der Streifentätigkeit 7700 Feuerlöscher, prüfen 4000 Schläuche. Zu den Aufgaben der Abteilung gehört auch, einen Fuhrpark von 130 Dienstautos zu verwalten. Sie stellt Mitarbeiterausweise und Einfahrgenehmigungen aus, übernimmt die Schadensabwicklung nach Unfällen. Die Fachleute bilden zudem eigene Feuerwehrleute weiter, aber auch Mitglieder von Freiwilligen Wehren.

Einsätze

Die Statistik weist für das Jahr 2008 160 Brände aus. Zu größeren Feuern ist es aber nicht gekommen. 200 Fehlalarmen mussten die Audi-Mitarbeiter nachgehen. Meist verursacht durch Melder, die zum Beispiel Baustaub mit Rauch verwechselten. Der Werkschutz registrierte 2008 über 1100 Vorfälle, also Diebstähle, Unfälle und ähnliche Vorkommnisse.