Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Mehr Frauen und Migranten zur Feuerwehr

Stadt- und Landkreis Heilbronnvon Sabine Friedrich, HSt

Seit März steht der SPD-Landtagsabgeordnete Reinhold Gall an der Spitze des Kreisfeuerwehrverbandes Heilbronn. Mit welchen Fragen wird sich die Interessengemeinschaft für die Feuerwehren in Stadt- und Landkreis Heilbronn in Zukunft beschäftigen? Sabine Friedrich sprach mit dem 52-Jährigen, der Hauptbrandmeister in Obersulm ist.

Herr Gall, haben Sie überhaupt Luft für ein weiteres Ehrenamt?

Reinhold Gall: Ja natürlich. Ein Mensch wie ich, der so viele Ehrenämter hat, arbeitet strukturiert.

Die Mitglieder hoffen, mit Ihnen noch mehr Gewicht zu erhalten. Wird der Verband künftig politischer?

Gall: Wir hatten bisher schon Gewicht, sowohl innerhalb der Kommunen wie auf Landesebene. Das ist nicht so sehr von meiner Person abhängig. Der Verband hat in seinen 60 Jahren die Grundlagen gelegt.

Bei den Aktiven und der Jugend wachsen die Wehren der Region. Wie kann verhindert werden, dass sie vom rückläufigen Landestrend erfasst werden?

Gall: Es gab bei uns auch schon immer mal Schwankungen. Wenn wir das Minus in den Altersabteilungen nicht hätten, könnten wir zufrieden sein. Die Nachwuchsgewinnung und der Personalstand sind ein Thema, dem wir uns intensiv stellen müssen. Wir müssen zwingend mehr Frauen und mehr Migranten aufnehmen. Die Frauen stellen die größte Bevölkerungsgruppe. Da mag ich nicht einsehen, dass wir nur rund fünf Prozent - 200 Frauen - in unseren Reihen haben. Auch die Migranten liegen mir sehr am Herzen. Das System, sich ehrenamtlich einzubringen, ist in anderen Ländern deutlich unterentwickelt. Wir müssen gezielt mit den Verbänden auf Migrationsebene dafür ein Bewusstsein schaffen.

Viele Wehren haben Mühe, die Tagespräsenz zu gewährleisten. Mancher Arbeitgeber sieht es ungern, wenn Wehrleute vom Job zum Einsatz eilen.

Gall: Wir haben mehr positive als negative Beispiele. Erst kürzlich haben wir zwei Firmen in Weinsberg als „Partner der Feuerwehr" ausgezeichnet. Das verstehe ich unter bürgerschaftlichem Engagement. Wir werden als Verband bei der Änderung des Feuerwehrgesetzes darauf dringen, dass auch die öffentlichen Arbeitgeber, genauso wie die privaten, ihre Beschäftigten abstellen müssen. Wenn es Probleme in der Region gibt, muss man mit diesen Unternehmen sprechen.

Müssen die Kommunen angesichts der Krise nicht fürchten, dass die Feuerschutzsteuer, die übers Land fließt, zweckentfremdet wird?

Gall: Dem würden wir massiv Widerstand entgegensetzen. Man geht davon aus, dass mehr als 45 Millionen Euro fließen. Der Landesfeuerwehrverband hält rund 50 Millionen Euro pro Jahr für notwendig. Ich mache eine Ausnahme: Wenn das Land endlich daran geht, die Landesfeuerwehrschule in Bruchsal zu modernisieren, sind wir bereit, dafür einen Anteil der Steuer zu verwenden.

Reicht das Geld aus, das die Feuerwehren bekommen? Rund 37 Euro pro Kopf sind es in Deutschland.

Gall: Wir sind gut ausgerüstet. Wenn man mehr Geld setzt, dann sollte das in eine verbesserte Schutzausstattung fließen.

Die Risiken und Anforderungen bei Einsätzen werden immer größer. Sind die Wehren dafür gerüstet?

Gall: Ja. Was aber zwingend erforderlich ist, dass wir die Technik und Ausrüstung auch optimal einsetzen. Der Anteil der Ausbildung und der Belastung im Ehrenamt wird steigen. Deshalb muss die Ausbildungsstruktur überdacht werden. Den Allround-Feuerwehrmann wird es so nicht mehr geben. Es wird mehr Spezialisierung erforderlich sein.

Das Verhältnis zum früheren Kreisbrandmeister war nicht ohne Spannungen. Wie ist es jetzt zu Uwe Vogel?

Gall: Kreisbrandmeister ist ein schwieriger Job im Spannungsverhältnis zwischen der Aufsichtsbehörde und dem Ehrenamt. Deswegen sind wir gegen die Änderung, dass ein Kreisbrandmeister hauptamtlich tätig sein muss. Nach der jetzigen Struktur haben wir die Möglichkeit, über das Ehrenamt mitzubestimmen. Das Mitspracherecht der Kommandanten muss möglichst groß sein.

Bild: Großbrand einer Lagerhalle in der Salzstraße Heilbronn im Dezember 2008: Solche Einsätze bergen ein hohes Risiko für die Rettungskräfte. Deshalb müssen sie in der Lage sein, die Technik optimal einzusetzen. Foto: Archiv/ Sawatzki