Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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MANV-Konzept auf die Probe gestellt

Stadt- und Landkreis Heilbronnvon Marcel Karger, Medienteam KFV Heilbronn

Im Regelrettungsdienst wird jeder Bürger individuell möglichst optimal notfallmedizinisch versorgt. Anders beim Massenanfall von Verletzten (MANV). Für die gleichzeitige Versorgung vieler Verletzter oder Erkrankter ist der Regelrettungsdienst weder personell noch materiell ausgestattet, so dass  man die Ziele anders definieren muss: mit begrenzten Mitteln an Material und Personal möglichst vielen zu helfen, was aber eine optimale Versorgung eines einzelnen einschränkt.

Hierzu hat das Innenministerium Baden Württemberg 2008 eine Konzeption für die Einsatzplanung und Bewältigung eines Massenanfalls von Verletzten oder Erkrankten im Katastrophenschutz entwickelt, welches eine Zusammenarbeit verschiedenster Organisationen und Einrichtungen mit dem Ziel der Menschenrettung und Schadensminimierung vorsieht.

Eine Arbeitsgemeinschaft hat die Vorgaben auf die Heilbronner Situation angepasst. Zur Erprobung wurde am Samstag zweimal in unterschiedlichen Besetzungen eine wirklichkeitsnahe Übung durchgeführt. Daran beteiligt waren der Rettungsdienst Heilbronn, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von DRK und ASB, Notärztinnen und Notärzte, die Leitende Notarztgruppe Heilbronn, die freiwilligen Feuerwehren Brackenheim und Güglingen, die Berufsfeuerwehr Heilbronn, die Polizeidirektion Heilbronn, die Notfallseelsorge Heilbronn, das Kriseninterventionsteam Heilbronn, das Kreisauskunftsbüro Heilbronn sowie das Katastrophenschutzamt von Stadt- und Landkreis Heilbronn.

Das Szenario:

In Brackenheim als Schulstadt sind täglich eine Vielzahl von Schulbussen unterwegs um ca. 1000 Schüler zur Schule und wieder nach Hause zu fahren. Dabei kommt es zur Katastrophe: ein mit ungefähr 40 Schülern besetzter Schulbus wird auf der Kreisstraße zwischen Haberschlacht und Brackenheim in einen Unfall mit mehreren PKW verwickelt. Der Schulbus kommt ins Schleudern und bleibt im Grünstreifen auf der Seite liegen. Die Insassen zweier PKW sind eingeklemmt. Dies ist die Situation, die die zuerst eintreffenden Einsatzkräfte der Feuerwehr Brackenheim vorfinden.

Verstörte Schulkinder machen ein gewohntes Abarbeiten eines Verkehrsunfalls gar nicht möglich. Die Kinder müssen zuerst einmal eingefangen und betreut werden. Nach und nach treffen weitere Einsatzkräfte des Rettungsdienstes und der Feuerwehren ein, sodass mit der Rettung begonnen werden kann.

Offensichtlich wurde ein dritter PKW in den Unfall verwickelt. Das Fahrzeug wird im benachbarten See vermutet. Dadurch kommen die Rettungstaucher der Heilbronner Berufsfeuerwehr zum Einsatz, welche später das vermutete Fahrzeug auf dem Grund des Gewässers finden. Der Fahrer (Übungspuppe) kann nur noch tot geborgen werden.

Die Kreisstraße füllt sich mit immer mehr Einsatzfahrzeugen und den dazugehörigen Kräften. Schritt für Schritt werden die verletzten Personen mit Rettungsgerät von der Feuerwehr aus ihren misslichen Lagen befreit und auf Sammelplätzen weiter durch Rettungs-, Sanitäts,- und Seelsorgekräfte registriert, betreut und versorgt. Nach Aufbau eines Behandlungsplatzes auf einem angrenzenden Parkplatz werden die Verletzten auf einen Abtransport in die umliegenden Kliniken vorbereitet. Leicht verletzte Personen werden in einem zur Einsatzstelle gerufenen Linienbus versorgt.

Die Übungen werden von zahlreichen Beobachtern von Rettungsdienst und Feuerwehr begutachtet. Unter diesen Beobachtern ist unter anderem der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Heilbronn, Reinhold Gall, sowie je ein Vertreter der Flughafenfeuerwehr Stuttgart und der Berufsfeuerwehr Mannheim. "Von Feuerwehrseite kann ich den 65 eingesetzten Feuerwehrkameraden eine gute Arbeit bei diesem ungewohnten Einsatzszenario bescheinigen", so Harald Zeyer, Kommandant der Feuerwehr Brackenheim. Auch Brackenheims Bürgermeister Rolf Kieser macht sich ein Bild vor Ort und ist erstaunt was für Überraschungen und Wendungen ein solcher Einsatz bringen kann. Den Pressevertretern bescheinigt er sogleich ein passives, unaufdringliches Arbeiten und wünscht, das dies bei wirklichen Ernstfällen auch so geschieht. Auch der Rettungsdienst zeigt sich nach ersten Angaben mit dem Übungsverlauf zufrieden.

Bilder: Marcel Karger und Marc Hoffmann, Medienteam KFV Heilbronn