Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Mann aus dem Neckar weiterhin vermisst

Heilbronnvon Carsten Friese, Redaktion HSt

Noch immer gibt es kein Lebenszeichen von dem vermissten Mann, der in der Nacht zum Mittwoch in den Heilbronner Neckar gesprungen war. „Er ist weder tot noch lebendig aufgetaucht“, sagte Polizeisprecher Rainer Köller.

Weder am Arbeitsplatz noch in seiner Wohnung war der gesuchte 59-jährige Neckarsulmer gestern. Die Polizei hatte am Neckarufer an jener Stelle einen Rucksack mit seinen Kontoauszügen entdeckt, an der ein Mann nach Zeugenangaben in den Fluss gesprungen war.

Muss man mit der nächsten Wasserleiche rechnen? Die Gewissheit darüber kann länger dauern. Der Verbleib eines Toten unter Wasser „hängt von der Wassertiefe und der Wassertemperatur ab“, erklärt Dr. Frank Wehner, Leiter des Lehr- und Forschungsbereichs Rechtsmedizin der Universität Tübingen.

Faulgase

Ein toter Körper ohne Luft in der Lunge gehe unter. Einsetzende Fäulnisvorgänge liefen im Sommer schneller ab als im Winter. Erfahrungen zeigten, dass eine Wasserleiche nach einigen Tagen wieder auftauche. „Aber auch Wochen sind nichts Außergewöhnliches“, so Wehner. Vor allem die Faulgase Ammoniak, Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff sind maßgeblich an der Zersetzung beteiligt. Und wenn eine entsprechend große Menge Gase gebildet werde, drücke dies den Körper nach oben.

Manche Wasserleiche ist im Neckar schon wochenlang nicht aufgetaucht, vermutlich auch, weil sie an Müll am Flussgrund festhing. Einkaufswagen, gestohlene Räder oder Mopeds oder gar Zigarettenautomaten fischt die Feuerwehr immer wieder vom Flussgrund. „Gerade im Bereich der Brücken finden wir jede Menge Unrat, der reingeworfen wurde“, sagt Heilbronns Feuerwehrchef Eberhard Jochim. Auch große Wurzeln, die unter Wasser in das Flussbett ragen, stellen Hindernisse dar. Wenn Ertrunkene zudem noch schwere, wasseraufsaugende Kleidung tragen, könne dies das Aufsteigen eines toten Körpers zusätzlich verzögern.

Unglücksfall? 

Welche Kräfte die Faulgase nach einer bestimmten Zeit entwickeln können, hat der Fall einer ermordeten 26-jährigen Spätaussiedlerin gezeigt. Die Polizei fand die tote Frau im April 2004 im Neckar bei Kochendorf. Der Mörder – ihr ehemaliger Lebensgefährte – hatte ihre Leiche mit einem 31 Kilogramm schweren Verkehrsschild beschwert, das er mit einem Bettlaken um ihren Körper geknotet hatte. Rechtsmediziner Frank beschreibt das Phänomen von einer rein sachlichen Seite: „Irgendwann taucht jeder wieder auf.“

Der Fall des vermissten Neckarsulmers bleibt jedenfalls rätselhaft. Die Polizei hat weder Hinweise auf Schulden oder eine schwere Krankheit des Mannes. Zeugen haben den Mann im Neckar zudem in der Nacht als schwimmend beschrieben. Eine Erklärung für das Verschwinden hat die Polizei noch nicht. „Es könnte auch ein Unglücksfall sein, wenn der Mann in einen Strudel geraten ist“, sagte Polizeisprecherin Yasmin Daiber. Nach Regenfällen in jener Nacht war die Strömung im Heilbronner Neckar höher als sonst, hatten Augenzeugen unserer Zeitung berichtet. 

Wochen unter Wasser

Fälle in der Region: Die Wasserleiche eines Neckarschiffers, der Ende November 2008 als vermisst gemeldet wurde, tauchte dreieinhalb Wochen später im Heilbronner Neckar auf. Kanuten entdeckten den Leichnam eines 65-jährigen Talheimers , der im Dezember 2005 spurlos verschwand, vier Wochen später im Neckarwasser. Die Leiche eines Obersulmer Schülers, der im Dezember 2007 vermisst gemeldet wurde, tauchte fünfeinhalb Wochen später im Neckar auf. In allen Fällen fand die Polizei keine Hinweise auf Fremdverschulden.