Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Grundfertigkeiten könnten bei Feuerwehren verloren gehen

Bad Friedrichshallvon Ute Plückthun, HSt

Corona-Vorschriften beeinflussen auch die Arbeit der Feuerwehr. Dabei sind reduzierte Mannschaftsstärken in den Fahrzeugen, Maskenpflicht bei den Einsätzen sowie die zusätzliche Desinfektion noch das kleinste Problem.

Die Arbeit der Feuerwehr ist unverzichtbar, gerade in Krisenzeiten. Die Corona-Pandemie macht den Helfern allerdings selbst zu schaffen. „Am allerschlimmsten ist, dass der Übungsbetrieb komplett heruntergefahren ist“, sagt Kommandant Marcel Vogt. Nach der ersten Zwangspause im Frühjahr konnte mit den Lockerungen über den Sommer wenigstens in reduziertem Maß trainiert werden, statt gemeinsam aufgesplittet in Einheiten: „Jeden Tag in einer Zehnergruppe, zeitversetzt manchmal auch in einer zweiten“, so Vogt

Nur einsatzrelevante Besprechungen

Damit ist es jetzt wieder vorbei. Lediglich einsatzrelevante Besprechungen finden weiterhin im kleinen Rahmen statt. Pflicht für die 70 Atemschutzträger ist dagegen die jährliche Übung. „Sie führen wir in Kleingruppen den Januar über auf der Atemschutzübungsstrecke der Berufsfeuerwehr Heilbronn durch“, erzählt Vogt.

Alles andere liegt brach. Kommandant Vogt befürchtet, dass handwerkliche Grundfertigkeiten nach fast einem Jahr abhandenkommen könnten. Die 132 Aktiven der Kernstadt, von Duttenberg und Untergriesheim für Einsätze fit zu halten, sei aber wichtig. „All zu lange darf das nicht mehr gehen.“

Die Kameradschaft leidet

Nicht zu unterschätzen sei ein weiterer Effekt der Pandemie. Vogt: „Die Kameradschaft leidet.“ Nach der im März abgesagten Hauptversammlung sind auch Kameradschaftsabende und Weihnachtsfeiern ausgefallen. „Die Hauptversammlung haben wir 2021 auf Mai verschoben“, kündigt er an. Dann hofft die Wehr, dass Ehrungen und Beförderungen in würdigem Rahmen nachgeholt werden können.

Die Einsätze tragen zwar dazu bei, „dass man sich nicht aus den Augen verliert“. Danach gehe aber jeder schnell nach Hause, ohne Möglichkeit, Einsätze Revue passieren zu lassen oder das Erlebte zu verarbeiten. Auch die zehn Neuzugänge von 2020 ohne richtiges Kennenlernen und grundlegende Einarbeitung fürs Einsatzgeschehen heranzuziehen, sei schwierig. Um wenigstens dabei zu sein, würden sie mit alarmiert.

Einzig positiver Effekt: Waren es 2019 noch 258 Einsätze für die Feuerwehr, ging die Zahl 2020 um 37 zurück. „Ab März, April war es sehr ruhig“ sagt Vogt. Abgesehen von dem Doppeleinsatz auf einem landwirtschaftlichen Anwesen oder den Hilfeleistungen bei den Gundelsheimer Bränden. Bagatelleinsätze wie brennende Mülleimer habe es nicht mehr gegeben. „Auch zu Silvester war es sehr ruhig.“

Abstandsregeln gelten auch in den Fahrzeugen

In den Gerätehäusern und bei Einsätzen ist Mund-Nase-Schutz Pflicht, Desinfektionsmittel ist Standard. Für Patientenkontakt sind FFP2-Masken, Schutzanzüge und Brillen an Bord. Im Sommer wurde für 2000 Euro ein Hygiene-Rollwagen mit Handwaschbecken und Ersatzanzügen angeschafft. Abstandsregeln gelten auch in den Fahrzeugen. „Wir haben von neun auf sechs Leute reduziert“, sagt Vogt. Das fehlende Personal komme mit dem Mannschaftstransportwagen nach. Einzelne Corona-Infektionen oder Quarantänefälle wegen Erstkontakts habe es gegeben. Durch die Vorsichtsmaßnahmen sei aber bisher verhindert worden, dass Abteilungen oder die ganze Wehr ausfielen.

Nach den Einsätzen gehört es für die beiden hauptamtlichen Gerätewarte Michael Specht und Gerhard Klaiber sowie für Michael Bischof als Bundesfreiwilligendienstler ohnehin dazu, an den Fahrzeugen Wasser nachzufüllen oder sie mit Atemschutz zu bestücken. Jetzt füllen sie noch das Maskenkontingent auf und desinfizieren alle Kontaktflächen wie Türgriffe, Haltestangen oder Lenkräder.