Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Die fünfgeteilte Schule

Schwaigernvon Angela Groß, HSt

Wer die Stettener Grundschule sucht, wird in dem Gebäude in der Oststraße 16 alles mögliche finden - nur keine Schüler. Die scheinen ausgeflogen zu sein. Lucca, Salome, Erdem, Cheyenne, Moritz, Saskia, Vanessa, Laura und Sophie und wie die anderen 129 Mädchen und Jungen alle heißen, sind über Nacht zu Wanderschülern geworden.

Schuld daran ist der Brand in der letzten Augustwoche. Jugendliche zündelten auf dem Hof, bis das Feuer aufs Schulhaus übergriff. Es beschäftigte die Polizei, rief die Versicherung auf den Plan und brachte das ganze Dorf durcheinander. Schnell mussten Ausweichquartiere gefunden werden. Viele haben geholfen. Zum Glück, sagen die Lehrer. Bis zu den Osterferien geht das noch, dann dürfen sie wieder in die Schule.

Lektion Sogar die Kleinsten, die Erstklässler, wissen gut Bescheid über das, was passiert ist und warum sie da sind, wo sie sind. „Der Dampf ist überall das Gebäude hochgeschossen, deshalb mussten wir raus“, erklärt Lucca mit ernster Miene. „Aber“, sagt der ABC-Schütze aus der 1a: „Hier ist es auch schön.“ Mit den anderen lernt er bei seiner Lehrerin Heike Neumann, gerade, welche Silben ein Wort ergeben. Im Gemeindehaus.

Obwohl das Schulleben im permanenten Ausnahmezustand stattfindet, das meiste Unterrichtsmaterial für immer dahin ist, das Kollegium kein Lehrerzimmer mehr hat und der Kopierer im Alten Rathaus nur mit dem Auto zu erreichen ist, musste es nach den Ferien mit dem Unterricht weitergehen. Und es geht weiter, mit viel Kreativität und Engagement, nur eben woanders. Im Feuerwehrhaus zwischen goldenen Pokalen und zünftigen Zinntellern und mit Pfarrers Segen im evangelischen Gemeindehaus. Der Vereinsraum bei der Turnhalle wurde als Klassenzimmer ausstaffiert. Melanie Vogler unterrichtet dort. Wie Brigitte Lehrich im Feuerwehrhaus ist sie völlig auf sich gestellt. Die Kolleginnen sind Kilometer entfernt, kein netter Gruß ins Wochenende mehr. Von diesen Problemen weiß die 2a nichts: Die Schüler freuen sich auf dem Weg in die Pause über die roten Feuerwehrautos.

Die beiden dritten Klassen haben neuerdings zwei Lehrerinnen, Nicole Broßler und Martina Herkert realisieren einen lange gehegten Wunsch: gemeinsamen Unterricht. Umgeben von Feldern und viel Grün haben die Drittklässler Unterricht in der Kelter Feile. „Unsere Waldschule“, sagt Irene Schnabel. Dieses Domizil bringt besonders viel Bewegung in den Unterricht. Alle paar Wochen finden dort Feste statt. Dann heißt es: Kisten packen! Die Schüler räumen alles, was sie brauchen, mit den Lehrern in Pappkartons, dann kommt der Bauhof, lädt alles ins Auto ein, ab ins Lager. Und am Montag geht der Weg andersherum, nicht ganz einfach.

Domizil Rektorin Schnabel hat die vierte Klasse unter ihre Fittiche genommen, mit den Kindern ging sie in die Leintal-Realschule nach Schwaigern. Dort haben sie alles, was zu einer Schule gehört, einen Pausenhof und ein richtiges Klassenzimmer. Aber sie sind umgeben von Nicht-mehr-Grundschülern, die ihre Überlegenheit demonstrieren. Maria sagt: „Die sind viel größer als wir.“ Larissa mag nicht, „wenn die zu uns Pimpfe sagen“. Vor allem die älteren Schüler sind traurig darüber, dass so viele Sachen für immer kaputt gegangen sind. „Der schöne Leseturm zum Beispiel“, sagt Tabea.

Bild: Auf dem Weg in die große Pause in der Keltergasse: Die Zweitklässler laufen an den Feuerwehrautos vorbei. Brigitte Lehrich ist mit der 2a alleine im Feuerwehrhaus.