Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Die alte Sirene ist plötzlich wieder gefragt

Stadt- und Landkreis Heilbronnvon Alexander Hettich, HSt

Nach der Flutkatastrophe im Westen will der Bund das lange vernachlässigte Netz der Warnsirenen mit Millionen-Förderung ausbauen. Im Landkreis Heilbronn und im Hohenlohekreis wäre der Ausbaubedarf groß. Heilbronn hat die vielerorts ausrangierten Sirenen nie aufgegeben und wurde dafür mitunter belächelt.

E57 wäre bereit. Die Sirene auf dem Dach der Heilbronner Hauptfeuerwache hat schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel. Technisch ist sie einwandfrei in Schuss, versichert Uwe Pfeiffer, Abteilungsleiter Katastrophenschutz bei der Feuerwehr: „Die Anlagen werden jährlich gewartet.“

Im Stadtgebiet gibt es 91 Sirenen, die Abdeckung liegt laut Pfeiffer bei 95 Prozent der Fläche. Jede der Heulbojen ist in der Lage, mit dem auf- und absteigenden Warnton die Menschen im Umkreis von 350 Metern aus dem Schlaf zu reißen. „Schutz suchen und Radio hören.“ Das ist laut Pfeiffer die Botschaft der Signale, die kaum noch jemand kennt - außer von den regelmäßig abgehaltenen Übungen. Einen Ernstfall für den Sirenenalarm, berichtet der Experte von der Feuerwehr, hat es in der Stadt seit Jahrzehnten nicht gegeben. Die Einsatzkräfte werden längst per Funk alarmiert, nicht über Sirene, wie das in manchen ländlichen Gebieten noch üblich ist.

Bund plant Förderprogramm für Sirenen

Trotzdem ist gerade viel Alarm um das alte Warnsystem. Nach den Überschwemmungen in Westdeutschland ist der Ruf nach Reformen laut geworden. Der Leiter des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Armin Schuster, betonte, es brauche einen Warnmittel-Mix aus verschiedenen Methoden - rein digitale Warnungen seien nicht der richtige Weg. „Und deswegen wollen wir auch die gute alte Sirene zurückhaben.“

Der Bund hat ein Förderprogramm im Umfang von 90 Millionen Euro angekündigt. Details stehen noch aus. Heilbronn ist mit seinem engen Sirenennetz plötzlich wieder Trendsetter. Der Bund hatte die Anlagen nach dem Ende des Kalten Krieges aufgegeben und den Kommunen anheimgestellt, ob sie die Warnmelder übernehmen. Viele winkten ab. Heilbronn übernahm 64 Sirenen, 46 waren laut Pfeiffer noch funktionsfähig, und das auch nur mit Einschränkungen. „Sie wurden noch über das Telefonnetz angesteuert.“ Die Einsatzleitung hätte die Sirenen angerufen, damit sie losheulen.

Alle Anlagen sind per Funk steuerbar

Längst sind sie auf Funk umgestellt. Die Leitstelle der Feuerwehr kann alle 91 Melder im Stadtgebiet gleichzeitig auslösen, es geht aber auch stadtteilweise. Auch bei Hochwasser durch Starkregen könnte das System nützlich sein, bei Flusshochwasser gibt es andere Warnmechanismen. Bei einem Stromausfall, das wurde im Zusammenhang mit den jüngsten Überflutungen angemerkt, funktionieren auch die Sirenen nicht mehr. Wenn erst der Strom ausfällt, ist es für eine Warnung aber ohnehin zu spät, betont Experte Pfeiffer von der Feuerwehr.

Auch im Landkreis haben die Gemeinden Sirenen vom Bund übernommen. In den 46 Städten und Gemeinden gibt es 216 Standorte. Zusätzliche kamen aber meist nicht dazu, etwa um Neubaugebiete zu berücksichtigen. Kreisbrandmeister Bernd Halter würde einen Ausbau begrüßen, sagte er jüngst gegenüber unserer Zeitung. „Die Warnung ist nicht mehr flächendeckend.“ Details zum angekündigten Förderprogramm stimmen derzeit Bund und Länder ab. „Wenn das Förderprogramm steht und die Rahmenbedingungen klar sind, werden wir als Landkreis natürlich versuchen, die Kommunen entsprechend zu unterstützen“, heißt es aus dem Heilbronner Landratsamt. Im Hohenlohekreis gibt es noch 68 Sirenen, über die ausschließlich die Feuerwehr alarmiert wird. Kreisweit wurden zuletzt 26 Anlagen abgebaut.

Hersteller baut schon mal Kapazitäten aus

Bei Stückpreisen ab 10.000 Euro aufwärts würden die 90 Millionen Euro vom Bund für 9000 Sirenen reichen. Allein Bayern plant 26.000 Neuinstallationen. Hersteller wie das Unternehmen Fischer im oberpfälzischen Freudenberg richten sich auf eine steigende Nachfrage ein. „Wir haben die Kapazitäten vorsorglich ausgebaut“, sagt Geschäftsführer Sebastian Fischer. Er rechnet damit, dass ein bundesweiter, flächendeckender Ausbau der Sirenen fünf bis sechs Jahre in Anspruch nehmen würde.