Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Aufatmen nach den Hochwasserfluten

Stadt- und Landkreis Heilbronnvon Redaktion HSt

Die Uferpromenade in Offenau ist am Freitagmorgen komplett im Neckar verschwunden. Nur die Laternenmasten und das Straßensschild ragen noch aus den braunen Fluten. Eine Wasserschutzwand schirmt Neckarstraße und Kirchplatz vor dem reißenden Fluss ab. Am Donnerstagabend hat die Freiwillige Feuerwehr die Schutzwände aufgebaut. "Als die Vorhersage einen Pegel von fünf Metern meldete, haben wir beschlossen, die Schutzwand aufzubauen", erklärt Kommandant Achim Klotzbücher. Tatsächlich stieg der Neckar in Offenau bis 4,60 Meter.

Das von der Hochwasser-Vorhersagezentrale angekündigte 20-jährliche Hochwasser am Kocher blieb zwar aus. Doch Neckar, Kocher und Jagst traten an vielen Stellen über die Ufer. Wiesen, Uferwege, einige Straßen standen unter Wasser. Sperrungen waren die Folge, wie zum Beispiel auf der L 1101 zwischen Obereisesheim und Neckarsulm.

Noch in der Nacht hatte die Feuerwehr hier am Abzweig zur Tennishalle einen Hochwassersperrschlauch aufgebaut, um ein Überfluten der Halle und der Gaststätte zu verhindern. Bis an die Sperre schwappte das Neckarwasser, das ringsum alle Wiesen und Parkplätze überflutet hatte. "Gott sei Dank war der Regen nicht so intensiv wie erwartet", zeigt sich Feuerwehrkommandant Wolfgang Rauh am Freitagmorgen erleichtert.

Durchatmen auch an der Schleuse Gundelsheim: Gegen zwei Uhr nachts hatten die Mitarbeiter die mächtigen Walzen an den Stauwehren hochgefahren, um das Wasser durchfließen zu lassen und keinen Rückstau zu verursachen. Der erwartete Sieben-Meter-Pegel, der auch die Kaiflächen mit Schlamm überzogen hätte, wurde jedoch nicht erreicht. "Wir haben Glück gehabt", sagt Schichtleiter Josef Mader gegen 10 Uhr. Eine braune Brühe voller Treibholz fließt hier mit hohem Tempo stromabwärts.

Stall evakuiert

20 Zentimeter mehr, und der Kocher hätte die Halle des Reitvereins in Bad Friedrichshall-Kochendorf erreicht. Vorsichtshalber hat Stallmeister Matthias Beyerbach einige Pferde abtransportiert. Zehn Tiere sind noch da. Am Mittag strömt der Fluss zwar bedrohlich nah an der Reithalle vorbei, doch "eine Gefahr für die Pferde besteht jetzt nicht mehr", ist Beyerbach überzeugt. Nebenan im Reiterstüble wartet Udo Hekler vergebens auf Kundschaft. Der Weg zum Haus ist teilweise überflutet, eine Schutzwand versperrt die Zufahrt. "Da wird wohl niemand kommen", sagt Hekler, nimmt es aber gelassen. Immerhin ist sein Keller trocken geblieben.

Schiffsverkehr ruht

Seit einer Woche sitzt Kapitän Klaus Müller (57) aus Koblenz mit seinem 100-Meter-Schiff "Lippischer Wald" vor der Schleuse Kochendorf fest. Nichts geht mehr auf dem Neckar. "Das ist irre", sagt er am Freitag zu den erneut gestiegenen Fluten. Was er die ganzen Tage macht? Das Schiff hat er gereinigt, den Maschinenraum gestrichen, mit seiner Frau ist er spazieren gegangen, zum Glück liegt ein Supermarkt in der Nähe. Immerhin: An Bord gibt es ein Bad, Küche, Schlaf- und ein Wohnzimmer mit Couch und Fernseher. Teuer ist das Warten dennoch. Das Schiff ist gepachtet, Müller hat weitere Frachtaufträge. Pro Tag rechnet er mit einem Ausfall von bis zu 1500 Euro. Er hofft, dass er am Sonntag endlich ablegen kann.