Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Als das Wahrzeichen in Flammen aufging

Sie ist überstanden: Die Nacht auf den 18. Mai. Einen Sekt schenkt sich Deutschlands einzige Türmerin, Blanca Knodel, jetzt darauf ein, dass in der vergangenen Nacht der Blitz den Blauen Turm, anders als vor 25 Jahren, verschonte. Durch einen Blitzschlag brannte der Turmhelm in der Nacht zum 18. Mai 1984 ab und stürzte schließlich mit großem Getöse auf den Rathaus-Parkplatz. „Es gab in der Nacht viele Feuerwehrmänner, die weinend durch die Gegend liefen“, erinnert sich Reinhold Korb, damals wie heute Kommandant der Wimpfener Wehr. „Der Blaue Turm war ja unser Kleinod.“ Und er ist es immer noch.

Schwarze Rauchschwarden Von einem infernalischen Knall kurz vor Mitternacht sprach 1984 Heinz Münchow, der damals gemeinsam mit seiner Frau und drei Kindern im Blauen Turm lebte. Als Korb damals den Notruf der Türmer-Familie entgegennahm, rechnete er wie in der Vergangenheit mit einem Fehlalarm. Zunächst. Als er jedoch die schwarzen Rauchschwaden sah, die aus den Schießscharten des um 1200 erbauten Bergfrieds quollen, wurde ihm schlagartig klar, dass es ernst war.

Kurze Zeit später rangierten drei Wehren mühsam ihre Fahrzeuge durch die schmalen Gassen der historischen Altstadt. Dann kämpften 98 Feuerwehrmänner gegen die Flammen. Ein gefährliches Unterfangen: „Wir wollten einen Schlauch durchs Treppenhaus nach oben ziehen. Das mussten wir abbrechen, weil immer wieder Teile nach unten stürzten“. Darunter war auch die Sturmglocke. Ein Feuerwehrmann brach sich beim Einsatz das Schlüsselbein, andere Kameraden wurden leicht verletzt.

Die große Sorge galt dem bevorstehenden Absturz des Turmhelms. Das benachbarte Hotel wurde geräumt, die Autos wurden vom Parkplatz geschafft. „Zum Schluss hat der Turm Charakter bewiesen und ist dahin gestürzt, wo er am meisten Platz hatte: auf den Parkplatz“, sagt Korb. Erst später sei die Ursache des Brandes rekonstruiert worden. Zeugen hätten gesehen, wie gegen Mitternacht der Blitz in den Turm eingeschlagen hatte. „Es gab wohl eine Überlastung der Elektrik infolge des Blitzschlags“, erinnert sich Archivar Günther Haberhauer.

Neue Technik Heute ist der Blitzschutz auf dem neusten Stand. Auch gibt es Rauchmelder, eine Betonwanne, die notfalls herabstürzende Teile auffängt, eine Rohrleitung, an die die Feuerwehrschläuche angeschlossen werden können, und ein Fahrzeug mit Drehleiter im Fuhrpark der Wimpfener Wehr. Der Brand war nicht nur ein Schock für viele Wimpfener, er kam die Stadt auch teuer zu stehen. 1,7 Millionen Mark (knapp 870 000 Euro) verschlang der Wiederaufbau, der mehr als ein Jahr dauerte.

Bild: Bad Wimpfen ohne sein Wahrzeichen? Schwer vorstellbar. Dabei wäre der Turm vor 25 Jahren fast aus der Silhouette der Stauferstadt verschwunden. (Foto: dpa)