Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Stress an der 112

Stadt- und Landkreis Heilbronnvon Carsten Friese, HSt

Es war nicht gerade eine Liebesheirat. Doch nun haben sie sich zusammengerauft und können sich über mangelnde Arbeit nicht beklagen. Ein Jahr gibt es die Integrierte Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst im neuen Gebäude auf dem Feuerwehrgelände an der Charlottenstraße.

Allein im Rettungsdienst nahm die Zahl der Einsatzfahrten um rund zehn Prozent zu, überschlägt Leitstellenchef Günter Friederich. Rund 31â000 Einsätzen im Jahr 2011 standen bis Weihnachten 2012 bereits 33â000 Einsätze gegenüber. Es ist eine Steigerung, die wir fühlen, blickt der Chef auf die Disponenten an den Notruftelefonen. An manchen Tagen sei man schon an der Grenze des Leistbaren.

Genau 365â003 Telefongespräche liefen bis Ende Dezember über die Leitstellenrechner Notrufe, Anfragen nach ärztlichem Notdienst, aber auch Anfragen der Disponenten bei Krankenhäusern und Notärzten im Rettungsfall. Das sind rund 1000 Telefonate pro Tag.

Vielâschneller Die Gründe für die seit Jahren zu beobachtende Zunahme der Einsatzzahlen sind vielschichtig. Auf die immer älter werdende Bevölkerung verweist DRK-Kreisgeschäftsführer Ludwig Landzettel. Ein steigendes Verkehrsaufkommen und eine zunehmende Industrialisierung mit der Gefahr von Unfällen nennt Kreisbrandmeister Uwe Vogel als Hintergründe.

Da ist es für die Verantwortlichen äußerst positiv, dass Rettungsdienst- und Feuerwehrmitarbeiter Tisch an Tisch arbeiten. Schon beim Gespräch eines Rettungsdienstlers bekomme der Feuerwehrkollege den Inhalt mit, könne auf Zeichen reagieren und schon alarmieren, erklärt Friederich. Das geht viel schneller als früher, als es noch zwei getrennte Leitstellen gab. Gerade bei komplexen Einsätzen kann der Zeitgewinn schon in den Minutenbereich gehen, überschlägt Bernd Halter, der Leitstellenchef der Feuerwehr. Ein weiterer großer Vorteil: Rund ein Jahr lang haben fünf Mitarbeiter vor dem Start gut 15â000 verschiedene Alarmszenarien in die Leitstellencomputer eingegeben. Gibt es ein Großereignis, ist vieles automatisiert. Es muss nicht wie früher nacheinander jede Feuerwehr benachrichtigt werden, mit einem Knopfdruck kann zur Not der ganze Landkreis alarmiert werden, erklärt Uwe Vogel. Für ihn ist die Leitstelle gut investiertes Geld.

Durchdringen Mitarbeiter aus grundverschiedenen Welten mit zwei Fachsprachen sind nun zu einem Team zusammengeschweißt. Fünf Jahre, schätzt Ludwig Landzettel, dauere es bis zur vollständigen Durchdringung des jeweils anderen Bereichs. Es ziehen alle an einem Strang, wir haben ja das gleiche Ziel, versichert Bernd Halter.

Wie hoch die laufenden Kosten der Leitstelle sind, muss nach dem ersten Jahr aufgesplittet und zusammengerechnet werden. In einem Punkt ist das neue System in jedem Fall sparsam. Öl oder Gas wird fürs Heizen nicht benötigt. Das komplette Gebäude wird über die Abwärme der 23 Server und rund 50 zusätzlichen Rechner und technischen Geräte beheizt. Anfangs war Bernd Halter skeptisch. Es funktioniert, sagt er jetzt. Den Kollegen im Leitstellenraum sei es mit 22 bis 24 Grad sogar fast etwas zu warm.