Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Mit Warnaufklebern gegen Tote-Winkel-Unfälle

Heilbronnvon Carsten Friese, HSt

Die Stadt Heilbronn startet eine neue Schutzaktion für Radfahrer: Knallige Sticker an Bussen und Lastwagen sollen Zweirad- und Kfz-Fahrer für die Gefahr sensibilisieren. Neben einem Mehrtonner zu halten ist ein großes Risiko.

Wenn Radfahrer an Ampelkreuzungen neben Lastwagen, Bussen oder großen Einsatzfahrzeugen stehen, ist der tote Winkel nicht weit. „Es gibt selten Unfälle, aber wenn, sind die Folgen enorm“, sagt Tilo Elser, Leiter der Verkehrsbetriebe bei den Stadtwerken Heilbronn.

Mit einer neuen Aktion will die Stadt Heilbronn vor allem Zweiradfahrer sensibilisieren, sich der lauernden Gefahr bewusst zu werden: Auffällige Aufkleber der Landes-Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen und der Landesverkehrswacht werden nun städtische Großfahrzeuge von Feuerwehr, Verkehrsbetrieben und Betriebsamt am Heck in Kopfhöhe von Radlern zieren. „Achtung, toter Winkel“, steht dort unter der Silhouette eines Lkw. Eine erste Reaktion hat der städtische Radverkehrsbeauftragte, Stefan Muth, per E-Mail schon erhalten. „Tolle Aktion“, schrieb ein Radfahrer ans Amt.

Der tote Winkel sei auch bei Fahrten der Feuerwehr „immer eine Gefahr“, stellt Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim fest. Es ist eben die Crux, dass über die Seitenspiegel nicht der gesamte Bereich neben dem Fahrzeug eingesehen werden kann. Irgendwo bleibt immer ein Winkel, in dem ein Radfahrer für den Fahrer eines Mehrtonners unsichtbar bleibt.

Tödliche Folgen bei Unfällen von Radfahrern und abbiegenden Lastwagen

Eindeutige Unfallzahlen gibt es nicht. Die Polizei erfasst Unfälle nicht unter dem Aspekt eines toten Winkels. Die Bundesanstalt für Straßenwesen hat vor wenigen Jahren jedoch hochgerechnet, dass es in Deutschland 2012 insgesamt 650 Abbiegeunfälle mit Personenschaden zwischen Lkw und Radfahrern gab - davon 30 mit tödlichem Ausgang. Laut Statistischem Bundesamt starben im Jahr 2017 deutschlandweit 37 Radfahrer bei Unfällen mit abbiegenden Lastwagen.

Stefan Muth rät Zweiradfahrern deshalb auch immer, auf keinen Fall an einer Kreuzung neben einem Mehrtonner stehenzubleiben. Besser ist es laut ADAC, hinter einem Lkw zu bleiben und das Abbiegen abzuwarten. Optimal ist es für Stefan Muth, wenn Radfahrer an Ampelkreuzungen bis zu einer vorgezogenen Haltelinie für Radler vorfahren, also vor dem Lkw stehen und gesehen werden. In der Frankfurter Straße, Karlstraße, Füger-, Uhlandstraße oder Rathenauplatz gibt es diese Linien beispielsweise. „Es bringt was“, ist Muth überzeugt.

ADAC empfiehlt Radlern Blickkontakt zu Lkw-Fahrern beim Halten an Kreuzungen

Der ADAC rät Radfahrern zudem, sich neben das Führerhaus eines großen Fahrzeugs zu stellen und „Blickkontakt“ mit dem Fahrer aufzunehmen. Und: Zu einem parkenden Wagen am Straßenrand sollte immer ausreichend Platz vorhanden sein.

„Gegenseitige Rücksichtnahme“, sei das Ziel der Kampagne, erläutert Tilo Elser. Die Stadt wolle ein Kontingent der 300 Aufkleber auch an größere Unternehmen mit Lkw-Fuhrpark verteilen. Damit es „eine flächendeckende Aktion in Heilbronn wird“, hofft Stefan Muth auf eine rege Teilnahme. Die Firmen hätten ja auch Interesse daran, solche Unfälle zu vermeiden.

Die beste Lösung gegen Tote-Winkel-Unfälle stellen elektronische Abbiegeassistenten dar. Mit deren Hilfe können Lkw-Fahrer via Sensor, Ultraschall oder Radar den kompletten Seitenbereich erfassen. Akustische oder optische Signale warnen vor Personen im Seitenraum. Wie Ralph Winkler für das Heilbronner Betriebsamt mitteilt, habe sein Amt gerade den ersten 18-Tonner mit einem Abbiegeassistenten bestellt.

In der Fläche müssen indes erst einmal die Aufkleber helfen. Für eine längere Zeit. Der Hersteller hat nach Kenntnis der Stadt garantiert, dass die Warnsticker „mindestens sieben Jahre halten“.

Keine Rundumsicht

Auch Pkw-Fahrer haben tote Winkel, da in den Seitenspiegeln und im Rückspiegel nicht die kompletten Außenbereiche sichtbar sind. Dazu kommen verdeckte Zonen durch Säulen und Kopfstützen im Auto.

Jedes Fahrzeug hat tote Winkel, direkt vor und hinter dem Kfz sowie an den Fahrzeugseiten. Besonders gefährlich ist die rechte Fahrzeugseite, weil dort Zweiradfahrer stehen können vor einem Abbiegevorgang.