Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Dramatische Pferderettung aus Güllegrube

Langenbrettachvon Daniel Stahl, HSt

Familie Braun rechnete schon mit dem Schlimmsten: Ihr Pferd Jessy steckte nach einem Sturz in einer drei Meter tiefen Grube fest, bis zum Kopf in Gülle. Dank der Hilfe von Tierarzt und Feuerwehr ging der Unfall aber ganz anders aus.

Monika Braun konnte in den vergangenen Nächten kaum schlafen. Die Bilder der dramatischen Rettungsaktion kamen der 51-Jährigen immer wieder in den Kopf: Ihr Pferd, das in der drei Meter tiefen Grube steckt. Die vielen Helfer der Feuerwehr. Und die Angst, ob die Stute überlebt. „Es ist fast ein Wunder, dass sie keine Schramme hat“, sagt Monika Braun heute.

Der Unfall passiert am vergangenen Wochenende: Norweger-Stute Jessy läuft aus ihrer Box in Langenbeutingen zur Koppel. Dabei trottet sie wie so oft über die abgedeckte Güllegrube im Stall. Doch dieses Mal bricht eines der Bretter über dem Loch. „Sie war eigentlich schon drüber“, sagt Monika Brauns Mann Reinhold, der dabei steht. Aber die Stute erschrickt und tritt aus. „Dabei hat sie die ganzen anderen Bretter abgeräumt und ist ins Loch gerutscht“, erzählt er.

Kluge Reaktion rettet Leben

Den Brauns könne man keinen Vorwurf machen, sagt Tierarzt Christian Seidensticker später. „Das war ein dummer Zufall.“ Dumm und gefährlich. Denn in seiner Panik tritt das Pferd im Loch um sich und verdreht sich so noch weiter. Die Brauns bangen lange, ob das Pferd den Unfall heil übersteht.

Als Reinhold Braun die Stute unter sich sieht, in dem schmalen drei Meter tiefen Loch und bis zum Hals in Gülle, macht er das einzig Richtige: Er legt eine Schlinge um den Hals des Pferdes, damit sein Kopf nicht in die Gülle absackt und das Tier nicht ertrinkt. Stundenlang halten Reinhold Braun und sein Sohn Benjamin die Schlinge fest, während Helfer versuchen, das Tier zu retten.

Schon nach wenigen Minuten ist die Freiwillige Feuerwehr zur Stelle. Monika Braun hat sofort den stellvertretenden Feuerwehrkommandanten Gerhard Kubach angerufen. Und der alarmierte seine Kameraden. Tierarzt Seidensticker lobt die Feuerwehr: „Es war schön zu sehen, wie schnell da zehn bis 15 Leute da waren, die mit anpacken. Ohne sie hätten wir das Pferd wohl einschläfern müssen.“

„Enormer Lebenswille“

Mit Hilfe der Feuerwehr kommt das Pferd wieder aus der Grube heraus. Es dauert zwar einige Zeit, bis die Helfer einen Gurt um das Pferd legen können. Aber alle packen mit an. Der Tierarzt spritzt dem Tier Beruhigungsmittel, Landwirt Rainer Kubach bringt einen Frontlader, Herbert Kubach ein leeres Güllefass, um die Grube leerzupumpen.

Mit dem Frontlader und Bergungsgeschirr heben die Feuerwehrleute das gut 400 Kilogramm schwere Tier nach etwa eineinhalb Stunden langsam an – die Beine voraus.

Einige Minuten liegt Jessy nach der Rettung im Stroh. „Und dann steht sie auf, als ob nichts gewesen wäre“, sagt Monika Braun. „Es ist enorm, was für ein Lebenswille in diesem Pferd steckt“, sagt Tierarzt Seidensticker.

Drei Tage nach dem Sturz steht Jessy wieder munter in ihrer Box. Die 23 Jahre alte Norweger-Stute kaut genüsslich zwei Karotten. Die Stute habe nur einige Prellungen und eine Muskelentzündung, sagt Seidensticker. „Das ist wirklich sehr im Rahmen geblieben, echt unglaublich.“ Das Gülleloch will Reinhold Braun in den kommenden Tagen zuschütten. „Ich kann das nicht mehr sehen.“