Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Erst Hochwasser, dann Feuer

AUDI AGvon Manfred Stockburger, HSt

Erst kam das Hochwasser, das vor allem die Karosseriebauhallen für den A6, A7 und A8 überschwemmte und mit Schlamm füllte. Am Montagabend brach dann im Presswerk ein Schwelbrand aus: Wann die Produktion im Neckarsulmer Audi-Werk wieder im vollen Umfang läuft, ist derzeit noch offen.

Am Abend nach der großen Flut hat am Montag ein Kurzschluss im Keller unter einer der beiden großen Transferpressen einen Schwelbrand ausgelöst. „Dabei entsteht viel Rauch“, hatte eine Sprecherin erklärt. Ein Schaltschrank sei betroffen.

Großeinsatz

Allerdings: 150 Feuerwehrleute, darunter auch Taucher, waren am Montagabend im Einsatz und benötigten fast sechs Stunden, um den Schwelbrand zu ersticken. Selbst von außerhalb der Werksgrenzen roch es gestern Nachmittag noch nach verbranntem Gummi. Umweltschäden durch den Rauch habe es aber nicht gegeben, betont Werkleiter Helmut Stettner, der noch nicht abzuschätzen vermag, wie sehr die Pressenstraße in Mitleidenschaft gezogen wurde. Und entsprechend, wie lange es dauern wird, bis dort wieder Karosserieteile produziert werden können. Eine solche Anlage ist so groß wie ein großes Mehrfamilienhaus und sehr komplex. Stettener betont aber, dass es keine Explosion gegeben habe. und: „Wir hatten die Lage ständig unter Kontrolle.“

Auf den sogenannten Großraumsaugertransferpressen werden komplexe Blechteile für Automobile produziert − etwa Seitenteile oder Türen, die in sechs Schritten in Form gebracht werden. Hochwasserbedingt war die Anlage nicht in Betrieb, als das Feuer ausbrach. Sie war allerdings mit einem Werkzeugsatz bestückt. Nach Stimme-Informationen handelte es sich um Werkzeuge, mit denen ein Bauteil für die Schwesterfirma Porsche produziert wird. Mühsam und von Hand, weil die Anlage ja nicht funktioniert, müssen die tonnenschweren Werkzeuge jetzt aus der Anlage ausgebaut werden.

Die Werkzeuge − auf einer solchen Pressenstraße können 60 oder mehr unterschiedliche Teile hergestellt werden − lässt Audi nun nach einem Notfallplan an andere Standorte im Konzern transportieren, wo schon in den nächsten Tagen wieder Teile hergestellt werden.

Freiwillige des Technischen Hilfswerks hatten den Brand am frühen Montagabend entdeckt, als sie mit dem Auspumpen des Kellers unter der Presse beschäftigt waren. Gegen 18.40 Uhr rückten laut Polizei die Feuerwehren aus umliegenden Gemeinden aus. Auch Landrat Detlef Piepenburg und Oberbürgermeister Joachim Scholz eilten zur Brandstelle. Sicherheitshalber wurden auch Rettungssanitäter angefordert, Werkleiter Stettner betont jedoch, dass bei den Löscharbeiten niemand verletzt wurde.

Fortschritte hat das Unternehmen indes bei den Aufräumarbeiten in den Karosseriebauhallen gemacht. Stettner, unter dessen Leitung zweimal täglich ein Krisenstab zusammentritt, geht davon aus, dass bereits am Mittwochnachmittag in der Spätschicht wieder erste A8-Karosserieteile produziert werden können. Beim A6/A7 wird es noch länger dauern, weil die Fördertechnik im Keller vom Wasser in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Werkleiter hofft aber, dass auch hier die Produktion noch in dieser Woche langsam wieder angefahren werden kann. In der Lackiererei war lediglich der Strom ausgefallen.

Aufräumen

An den Montagelinien der Modelle A4 und A8, die vom Hochwasser nicht direkt beeinträchtigt waren, wurde bereits gestern wieder gearbeitet. Dort wurden die Karosserien, die bereits im Umlauf waren, zu fertigen Autos komplettiert. Die A6-Montage soll Mittwoch in der Spätschicht probeweise wieder anlaufen. Zahlreiche Mitarbeiter, die ihrer eigentlichen Arbeit nicht nachgehen können, beteiligen sich an den Aufräumarbeiten.

Am Dienstag stattete Produktionsvorstand Hubert Waltl dem vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogenen Werk einen Besuch ab. „Er hat uns bestätigt, dass wir die Lage immer unter Kontrolle hatten“, sagte Stettner der Stimme.

Bild: Der Amor- und der Hängelbach unterspülten die Gleise und bahnten sich einen Weg ins Werksgelände. Im Keller unter einer der beiden großen Pressenstraßen löste das Wasser einen Schwelbrand aus. (Foto: privat)