Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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135 Jahre Feuerwehr Tschagguns und 60 Jahre Partnerschaft mit der Feuerwehr Bad Friedrichshall

Bad Friedrichshallvon Kurt Semen, Feuerwehr Bad Friedrichshall

Die 60- jährige Partnerschaft mit der Feuerwehr Bad Friedrichshall nahm die Feuerwehr Tschagguns in Vorarlberg zum Anlass ein nicht alltägiges Jubiläum, ihr 135- jähriges Bestehen zu feiern.

Bereits am diesjährigen Kameradschaftsabend Ende September wurde die 60- jährige Partnerschaft der Feuerwehren Tschagguns/ Latschau/ Bad Friedrichshall in Bad Friedrichshall gefeiert. Hierzu war eine 8 Personen große Delegation aus Tschagguns und Latschau angereist.

Zu der Gegenfeier fuhren am Freitag 9 Personen, am Samstag weitere 6 Personen nach Tschagguns. Vor der Feier am Samstagabend wurde den Gästen unter Begleitung der Kommandanten Martin Wischenbart und Daniel Stüttler ein tolles Begleitprogramm geboten.

Am Vormittag zeigte Siggi Loretz den bereits am Freitag angereisten Gästen hautnah die im Juni 2014 eröffneten Schanzenanlage Montafon Nordic in Tschagguns. Zur Anlage gehören zwei kleine Schanzen mit 22 und 44 m Länge, eine mittlere Schanze mit 66 m Länge und eine Normalschanze mit 108 m Länge. Die vier Schanzen sind mit Matten belegt und stehen ganzjährig – vor allem zum Training und der Förderung des Springernachwuchses – zur Verfügung. Der Länge nach geordnet liegen sie aufgefächert um einen gemeinsamen Auslaufbereich im Hang. Es war beeindruckend an den oberen Punkten der Schanzen zu stehen und direkt an den Absprungpunkten die Springer mit einer Geschwindigkeit von ca. 90 Km/h „vorbeifliegen“ zu sehen. Auch bestand Gelegenheit Technik- und Juryräume zu besichtigen.

Am Nachmittag konnten dann alle Teilnehmer der Fahrt die „Alte Säge Mülli Ferdi„ am Rasafeibach in Latschau des Kameraden Hubert Loretz besichtigen. Die Familie Loretz erwarb 1849 die seit dem 18. Jahrhundert betriebene Säge. Der heutige Zustand entspricht im Wesentlichen dem von 1907.

Die hundert Jahre alte Säge wird vom Wasser des Rasafeibaches betrieben, das unterirdisch in eine Kammer fließt und von dort je nach Bedarf auf das Wasserrad gelenkt wird. Im gemauerten Untergeschoss befindet sich das hölzerne Wasserrad (Durchmesser 4 m), welches in der Radstube die Transmission antreibt. Diese sorgt über zwei exzentrische Schwungräder und die Stelzen für die Auf- und Abbewegungen des Venezianergatters, einem einfachen senkrechten Sägeblatt mit automatischem Vorschub. Über eine Handwinde werden die Baumstämme seitlich auf den Blochwagen geholt. Die Säge ist voll funktionstüchtig und wird als Museumssäge betrieben. Auch wenn die Kosten sich nicht rentieren, ist die Säge für Hubert Loretz ein Hobby. Im Anschluss an die Besichtigung lud Hubert Loretz die Teilnehmer zu einem gemütlichen Umtrunk ein.

Daniel Stüttler und ein Arbeitskollege von ihm führten anschließend durch die Räume des Kraftwerkes der Illwerke in Latschau. Das Lünerseewerk war bei seiner Inbetriebnahme im Jahr 1958 das leistungsstärkste Pumpspeicherkraftwerk der Welt. Die damalige Pionierleistung bestand darin, dass die Pumpen des Lünerseewerks Wasser von Latschau über einen 10 Kilometer langen Stollen und über 1.000 Höhenmeter zurück in den Lünersee pumpen können.

Das von 1954 bis 1958 errichtete Werk wird aus dem 974 Meter höher gelegenen Lünersee über Stollen und Druckrohre gespeist. Das Wasser wird anschließend im Staubecken Latschau aufgefangen und von dort an das Rodundwerk weitergeleitet, so dass das Wasser mehrmals genutzt werden kann bevor es in die Ill geleitet wird.

Das Lünerseewerk selbst ist ein freistehendes Krafthaus mit fünf vertikalachsigen Maschinengruppen, jede bestehend aus Motorgenerator, vierdüsiger Freistrahlturbine, hydraulischem Synchronisierwandler mit Zahnkupplung und fünfstufiger, einflutiger Speicherpumpe.

Die Vorarlberger Illwerke AG sind Stromlieferant und Vertragspartner der EnBW.

Highlight des Besuches war der Festabend im festlichen Turnsaal der Volksschule. Nach einem Empfang mit Aperitif begrüßte Martin Wischenbart die Festgäste. Es folgten Grußworte des Bürgermeisters Herbert Bitschnau, des Landesfeuerwehrinspektors Christoph Feuerstein und von Marcel Vogt für die Feuerwehr Bad Friedrichshall. Alle Redner gingen in ihren Ansprachen auf die beiden Jubiläen ein und überbrachten Glückwünsche. Marcel Vogt und Marco Semen überreichten dem Jubilar ein kunstvoll gestaltetes und verpacktes Geldgeschenk.

Nach einem exzellenten Abendessen vom Buffet wurden von Helmut Marent mit einem Film die 135 Jahre der Feuerwehr Tschagguns von der Gründung bis heute in einem Zeitraffer vorgeführt.

Kurt Semen zeigte in einer Präsentation die Geschichte der Feuerwehrpartnerschaft. Der erst vier Jahre alte Feuerwehrspielmannszug und der Löschzug Hagenbach machten 1958 nach Vorbesprechungen und Kontakten zur Feuerwehr Tschagguns und Landesfeuerwehrinspektor Josef Mittembergher einen Ausflug ins Montafon und konnten bei den Feierlichkeiten des 75- jährigen Gründungsfestes der Feuerwehr Tschagguns und dem 50- jährigen Gründungsfest der Feuerwehr Latschau, einem Teilort von Tschagguns, mit Fahnenweihe teilnehmen und mit dem Spielmannszug einen Beitrag zu dem Fest leisten. Der erste Gegenbesuch mit Feuerwehr, Harmoniemusik und Trachtengruppe erfolgte dann 1966 beim Kreisfeuerwehrtag in Bad Friedrichshall, wo 2 Gruppen der Feuerwehr auch das Leistungsabzeichen in Bronze erwarben. In Folge gab es bis heute viele gegenseitige Besuche bei Leistungsübungen in Deutschland und Vorarlberg, Jubiläen, Fahrzeugübergaben, Feuerwehrhauseinweihungen, Geburtstagen, leider auch bei Beerdigungen von Gründungsmitgliedern und Kommandanten.

Aus dieser Bekanntschaft entwickelte sich im Verlaufe von nunmehr 60 Jahren eine einmalige, ehrliche Feuerwehrfreundschaft über Ländergrenzen hinweg, die selbst die familiären Verhältnisse miteinander in Freud und Leid verbindet. Zwischen vielen Familien und Kameraden entstanden tiefe, freundschaftliche Verbindungen.

Neben zwei Landesehrungen für langjährige Dienste konnten Marcel Vogt und Kurt Semen den Ehrenkommandanten Herbert Marent mit der Medaille für Internationale Zusammenarbeit in Silber des Deutschen Feuerwehrverbandes ehren.

Nach dem offiziellen Teil sorgten eine Dreimann- Kapelle und zu später Stunde zwei dazu gestoßene Musiker für Stimmung und Unterhaltung bis in den frühen Morgen.