Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Wehr-Aktive in manchen Firmen unter Druck

Stadt- und Landkreis Heilbronnvon Reto Bosch, HSt

"Fußballer und Feuerwehrleute darfst Du nicht einstellen." Hermann Jochim, stellvertretender Kreisbrandmeister im Landkreis Heilbronn, weiß um die Vorbehalte, die manche Arbeitgeber Feuerwehr-Aktiven gegenüber haben. Er hält dagegen: Von den Kompetenzen der Wehr-Angehörigen profitierten auch die Unternehmen.

Brennt tagsüber ein Haus oder verliert ein Lastwagen Öl, müssen Feuerwehrleute ihren Arbeitsplatz notgedrungen verlassen. Viele Lehrgänge der Landesfeuerwehrschule - vor allem für Führungspersonal - nehmen mehrere Tage in Anspruch.

Wie oft die im Unterland insgesamt 4800 Männer und Frauen ihr Arbeitsgerät aus der Hand legen müssen, um mit Löschrohr oder Spreizer Hilfe zu leisten, können weder Reinhold Korb, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands, noch Kreisbrandmeister Hans-Wilhelm Hansmann genau beziffern.

Klar ist für Korb, dass dieser Fall nicht oft eintritt. Und dennoch hätten Feuerwehrleute manchmal Nachteile im Berufsleben. Obwohl das Feuerwehrgesetz klar regelt, dass die Aktiven freigestellt werden müssen. Die betroffenen Betriebe wiederum können sich von den Kommunen entschädigen lassen.

Laut Reinhold Korb gibt es Firmenchefs, die Druck auf ihre Beschäftigten ausüben. Etwa, einen Lehrgang abzusagen. Immer öfter erhalte die Landesfeuerwehrschule kurzfristige Abmeldungen, erklärt Korb. Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage und der Sorge um den eigenen Arbeitsplatz trauten sich viele Widerstand nicht zu.

Probleme mit dem Arbeitgeber würden auch innerhalb der Feuerwehr kaum thematisiert. Auch Kreisbrandmeister Hansmann glaubt, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt. Hermann Jochim hat von Fällen erfahren, bei denen Wehr-Aktive von der Karriereleiter gestoßen wurden.

Rolf Blaettner ist Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Heilbronn-Franken. Er sagt: Das Engagement der Feuerwehrleute stoße in den Betrieben auf "äußerst hohe Akzeptanz". Probleme gebe es dann, wenn die Leute für längere Zeit nicht arbeiten könnten.

Als Beispiel nannte Blaettner langwierige Hochwasser-Einsätze. Kreisbrandmeister Hansmann macht den Wandel hin zu einer modernen Produktionsstruktur für viele Schwierigkeiten verantwortlich.

Wenn ein Feuerwehrmann beispielsweise in einer Gruppe am Band montiere, könne er nicht einfach ausrücken. Ein Argument, das Blaettner nicht gelten lässt. Die Firmen würden genügend Personalreserven einplanen.

"Wir bemühen uns, die Arbeitgeber so weit wie möglich zu entlasten ", erläutert Hermann Jochim. Er ist auch Kommandant der großen Neckarsulmer Wehr. Viele Einsätze bestreitet er mit Aktiven, die bei der Stadt angestellt und tagsüber verfügbar sind. Das ist ein Weg, den auch Hans-Wilhelm Hansmann beschreiten möchte.

Er fordert, dass die Kommunen darauf drängen, mehr Feuerwehrleute in ihre Reihen zu bekommen. Lothar Oheim, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Feuerwehr im Gemeindetag Kreis Heilbronn: "Das wird auch verstärkt gemacht." Seinen Angaben zufolge dürfen Rathauschefs Stellenbewerber bevorzugen, die sich in der Wehr einsetzen wollen.

Reinhold Korb und Hermann Jochim sind sich einig, dass die Zusammenarbeit mit den meisten Betrieben - und da vor allem mit den Handwerkern - gut läuft. Das Etikett "Partner der Feuerwehr" dürfen sich solche Firmen an die Eingangstür heften.

Und den anderen geben die beiden zu bedenken, dass Feuerwehrleute wichtige Kompetenzen besitzen, die auch den Unternehmen nutzen. Führungsstärke, Verantwortungsbewusstsein, Engagement seien nur Beispiele.