Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Rettender Sturm in Flammenhölle

von Reto Bosch, HSt

Skeptische Mienen machten bald beeindrucktem Staunen Platz: Eine Vorführung in Neuenstadt am Freitagabend gab eine Vorstellung davon, wie der neue Mobile-Groß-Ventilator (MGV) des Landkreises Heilbronn Feuer in Tunneln und Hallen bekämpfen kann. Das Gerät ist in dieser Form nach Angaben der Hersteller in Europa einzigartig.

Langsam steigern die Feuerwehrleute die Drehzahl des einem Düsentriebwerk ähnelnden Ventilators. Das Jaulen des Motors wird lauter, der Luftzug immer stärker. Der von Menschenhand erzeugte Orkan packt rund 50 Meter entfernt stehende Bäume und schüttelt sie. Im Ernstfall würde dieser Luftkegel einen Überdruck erzeugen und den Rauch aus einem Tunnel drücken.

Folge: Gefährdete Menschen können flüchten, die Feuerwehrmänner effektiv den Brand bekämpfen. Und: Die Temperatur in der Röhre sinkt. Bis zu einer Million Kubimeter Luft kann der MGV pro Stunde bewegen. Langsam senkt sich die Nacht über den Rübenplatz in Kochertürn. Die Stimme von Kreisbrandmeister Hans-Wilhelm Hansmann - er erläutert die technischen Details des Geräts - kämpft gegen das Brummen des Motors an.

Dann muss er eine Pause einlegen. Zu laut wird der Ventilator. Der MGV peitscht einen dichten Wassernebel über den Platz. Beifall der vielen fachkundigen Besucher. Die Bäume, die sich gerade wieder beruhigt hatten, schwanken erneut im nassen Wind. Der Ventilator ist auf einem Fahrgestell montiert, das wiederum auf einem Lastwagen platziert ist. So kann der MGV rasch zu den Straßenröhren Schemelsberg in Weinsberg oder dem Hölzerner Autobahntunnel transportiert werden.

Das einzigartige des Landkreis-Geräts: Mit einem Kran kann die Feuerwehr das Fahrgestell auf Schienen setzen und so Feuer in den Eisenbahntunneln in Weinsberg, Kirchheim und Gundelsheim-Böttingen bekämpfen. Kreisbrandmeister Hansmann erklärt den Gästen, dass sich der insgesamt 3,7 Tonnen schwere MGV allein durch den von ihm selbst produzierten Schub auf der Schiene fortbewegen kann.

Da blicken manche Zuschauer doch etwas skeptisch drein. Aber nicht lange. Kurz nachdem die Männer das Ventilator-Fahrgestell präzise auf die Eisenbahnschienen gesetzt haben, beginnt sich das Gerät tatsächlich zu bewegen - und das zügig. Landrat Klaus Czernuska erklärt bei der offiziellen Fahrzeugübergabe am Freitagabend, dass die verheerenden Tunnelbrände in Europa den Ausschlag für die Beschaffung des MGV gegeben haben. 196 000 Euro kostet das Gerät.

Der Landrat weist darauf hin, dass das baden-württembergische Innenministerium solche Ventilatoren zwar für sinnvoll hält, diese finanziell aber nicht fördert. Rund ein Drittel der Summe übernimmt Kaufland-Logistik in Möckmühl. Das Unternehmen hätte für seine neuen Betriebshallen einen - natürlich kleineren - Lüfter gebraucht. Vor diesem Hintergrund beschlossen Kreis und Firma zu kooperieren.

Der Groß-Ventilator ist bei der Feuerwehr Neuenstadt stationiert. Bürgermeister Rolf Bernauer macht deutlich, dass dies der Stadt Kosten verursacht habe und zusätzlicher Aufwand für die Neuenstädter Wehrleute entstehe. "Wir erfüllen diese Aufgabe für die Allgemeinheit aber gerne."