Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Pfarrer Hans Peter Hecht: Es ist ein Schock für uns alle

Wüstenrotvon Sabine Friedrich, HSt

Es ist nur das verkohlte Gerüst übrig geblieben. Der Glockenturm in Wüstenrot-Finsterrot wurde am Donnerstagabend ein Raub der Flammen. Die Ursache ist noch nicht geklärt, der Schaden beläuft sich auf mehrere tausend Euro.

Um 21.42 Uhr heulen die Sirenen in Finsterrot und Wüstenrot los. Ein Anwohner der Evangelischen Kirche schaut aus dem Fenster, hört ein Knistern und sieht eine einzige Stichflamme.

Auch der Wüstenroter Gesamtkommandant Uli Stettner erkennt schon von der B 39 aus einen Feuerschein über Finsterrot.

Sechs Minuten nach der Alarmierung sind die Finsterroter Wehrmänner mit ihrem Tragkraftspritzenfahrzeug vor Ort. Es folgen die Abteilungen aus Wüstenrot, Neuhütten, Neulautern und Stangenbach.

Die Weinsberger Kollegen leistet mit ihrer Drehleiter Überlandhilfe. Insgesamt 45 Männer sind mit den Löscharbeiten beschäftigt - DRK und Rettungswagen sind vorsorglich angerückt.

Es wird aber glücklicherweise niemand verletzt.

Wie ein riesiges Lagerfeuer, so schildert Uli Stettner, brennt der über 16 Meter hohe, mit Schindeln verkleidete Glockenturm aus kanadischer Zeder, der etwa zwei Meter vor dem Kirchengebäude und neben dem Gustav-Vogelmann-Haus im Wendel-Hipler-Weg in der Ortsmitte steht. Die Hitzestrahlung ist so groß, dass Schindeln der Dachverwahrung des Kirchengebäudes zu brennen beginnen. Deshalb heißt es für die Feuerwehr, einen Riegel zwischen den brennenden Glockenturm und das Nebengebäude zu "legen", damit nicht auch der Gottesdienstraum ein Raub der Flammen wird. Dieses Manöver gelingt.

Von der Drehleiter aus wird die Standfestigkeit des pyramidenförmigen Turmes geprüft. Vorsorglich wird das Kupfer-Kreuz abmontiert.

Die beiden Glocken brechen aus ihrer Verankerung und stürzen auf das Zwischendach. Das Feuer im Turm ist kurz nach 22 Uhr gelöscht.

Eine viertel Stunde vor Mitternacht ist der Feuerwehr-Einsatz beendet.

"Es ist ein Schock für uns alle", sagt der Neuhüttener Pfarrer Hans Peter Hecht am nächsten Tag. Er muss mit ansehen, wie der Glockenturm, 1981 mit dem Gotteshaus gebaut, vollständig ausbrennt. "Der Turm hat lichterloh gebrannt", schildert er seine Eindrücke. Er sei der Feuerwehr dankbar, dass sie so schnell da gewesen sei. Froh ist der evangelische Pfarrer auch, dass niemand zu Schaden kommt. Dennoch seufzt er: "Es ist ganz furchtbar." Denn an diesem Sonntag ist Konfirmation, zwar nicht im Gottesdienstraum in Finsterrot, aber in Neuhütten.

Und da ist der Pfarrer mit den Vorbereitungen auf das Fest beschäftigt. "Es kommt alles zusammen", sagt Hecht. Ob an den folgenden Sonntagen das Kirchengebäude für den Gottesdienst genutzt werden kann, vermag er noch nicht zu sagen.

Auch nicht, ob der Turm wieder und in welcher Form aufgebaut wird.

Die Ursache des Feuers, das in einem der Stützfüße des Turms ausgebrochen sein soll, ist noch nicht geklärt. Da Kabelstränge von der elektrischen Schlag- und Läute-Anlage in diesem Bereich liegen, hält die Polizei einen technischen Defekt für möglich.

Brandstiftung wird zum derzeitigen Ermittlungsstand aber nicht ausgeschlossen.