Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Mit voller weiblicher Kraft gegen die Flammen

von Dieter Nödl, HSt

Trotz bestem Freibadwetter fanden sich viele Interessierte rund um das Leingartener Feuerwehrmagazin an der Südstraße ein. Sie wollten den Floriansjüngern bei deren Tag der offenen Tür über die Schultern schauen. Am Nachmittag gab es Spannung bei den Vorführungen.

Gleißendes Sonnenlicht liegt über dem Festplatz in Leingarten. Feuerwehrmänner in voller Montur hetzen schwitzend über den ausgedörrten Rasen: letzte Vorbereitungen für die erste Vorführung.

Mitten auf dem Platz brennt plötzlich ein aus alten Paletten und Wellpappe zusammengezimmertes Häuschen. Eine betagte Handsirene heult auf, das Startzeichen für die beiden Einsatzfahrzeuge.

Mit tatü-tata und Blaulicht donnern sie zum hell lodernden Zielobjekt. Mitglieder der Jugendfeuerwehr springen heraus, treten kurz in Formation an, und ab geht es zu den Schläuchen.

„Rohr eins Wasser marsch“, „Rohr zwei Wasser marsch“, „Rohr drei Wasser marsch“, hallt es über den Platz. Wasserfontänen schießen aus den Strahlrohren, der Feuerwehrnachwuchs kämpft gegen die Eigendynamik der prall gefüllten Wasserschläuche, damit das Wasser auch in Richtung Brand spritzt.

Eine riesige Wasserdampfwolke steigt auf und hüllt den Festplatz in Nebelschwaden. Zwei Minuten später ist der Spuk vorbei. Von dem brennenden Häuschen sind nur noch ein paar verkohlte Holzstücke übrig, aus denen letzter Rauch züngelt. Die Schläuche werden zusammengerollt und in den Feuerwehrautos verstaut, das Kommando zum Abrücken ertönt.

Die Zuschauer, die unter den Schatten spendenden Bäumen am Rande des Platzes die Vorführung der Jugendfeuerwehr verfolgt haben, spenden Applaus. Die Leingartener Wehr ist eine der wenigen im Landkreis, die auch weiblichen Nachwuchs in ihren Reihen hat.

Die größte Erfahrung hat Stefanie Schütz. Sie ist 16 Jahre alt und seit sechs Jahren dabei. Maren Hoffmann war das zweite Mädchen, das sich traute, zusammen mit beinahe 30 Jungs zu üben. Sie ist 14 und inzwischen fünf Jahre lang dabei. Auf die Frage, ob die Jungs sie als Feuerwehrfrauen respektieren, antwortet Maren kess: „Die haben wir voll im Griff.“ Die dritte im Bunde ist die elfjährige Melissa Göbl. Ihr wurde das Hobby praktisch in die Wiege gelegt.

Schließlich ist Vater Andr der Chef der Leingartener Floriansjünger. Komplettiert wird das Damenquartett durch Corina Otterbach. Die jungen Damen wollen, wenn sie 18 Jahre alt sind, auf jeden Fall in den aktiven Feuerwehrdienst übernommen werden.

Stefanie Schütz: „Es macht riesig Spaß, richtig zuzupacken.“ Melissa Göbl gefällt es in den Übungsstunden deshalb so gut, weil nicht nur das Einmaleins der Feuerwehr gebüffelt wird. Das Jugendleiter-Team um Jürgen Fritz sorgt für Abwechslung. Melissa: „Zu Pfingsten haben wir einen Ausflug nach Dinkelsbühl gemacht, um Kajak zu fahren. Das war Spitze.“

Um den Nachwuchs muss sich Kommandant Andr Göbl derzeit keine Gedanken machen. Nur bei den aktiven Feuerwehrleuten klaffen manchmal Lücken - trotz der 69 Mann starken Truppe. Auch die „großen“ Leingartener Feuerwehrmänner zeigten beim Tag der offenen Tür eine tolle Vorführung: Sie zerlegten mit der Rettungsschere auf eindrucksvolle Weise ein Altauto, um zu demonstrieren, welche komplizierten technischen Geräte bei der Unfallrettung zum Einsatz kommen.

16.07.2003