Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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"Schlafen? Das brauchen wir nicht"

Landkreis Heilbronnvon Klaus Thomas Heck, HSt

Fünf Tage ohne Eltern? Steffen Barho grinst bis über beide Ohren: „Das muss man ausnutzen.“ Von Mittwoch bis Sonntag war der 13-Jährige quasi im Schlaraffenland: beim Kreisjugendfeuerwehr-Zeltlager in Schwaigern.

13 Wehren von Gemmingen bis Talheim, 220 Jugendliche, Betreuer und Helfer. Ein solches Projekt hat es für den Löschnachwuchs seit Jahren nicht gegeben. Kreisjugendfeuerwehrwart Knut Steinbauer schmunzelt: „Beim letzten Zeltlager war ich selbst noch jung.“Jetzt ist er 37 und muss mit ansehen, wie die nächste Generation einen Heidenspaß hat. Rund um den Sportplatz und die Horst-Haug-Halle wird gelacht, geschäkert und gespielt.

Dabei steht das Fest zwischenzeitlich kurz vor dem Abbruch. Am Donnerstag und Freitag gießt's in Strömen, auch samstags lässt der Nieselregen kaum nach. Auf dem Fußballfeld, das einem Acker gleicht, sammeln sich tiefe Pfützen. Die Widderner Feuerwehrtruppe muss ihr Zelt kurzerhand ab- und nebenan wieder aufbauen. Die ursprünglich geplante Nachtwanderung wird verschoben. Marcel Karger vom Organisationsteam seufzt: „Das Wetter könnte besser sein.“

Die Stimmung ist trotzdem prima. Es gibt Spiele und Feuerwehr-Wettbewerbe, Kino und Sketche und das „Wigwam“, die täglich frische Lagerzeitung.

„Ist doch cool“, sagen Tanja (14), Jasmin (17) und Jill (15) von der Wimpfener Feuerwehr. Drei von nicht mal drei Dutzend Mädchen, die sich unter so viel Jungs pudelwohl fühlen. „Vor allem die Franzosen sind sehr locker“, sagt Jasmin.

Die Franzosen, das sind die Zwölf aus Servian, der Partnergemeinde von Bad Wimpfen, einem 4000-Seelen-Ort nahe der Mittelmeerküste. „Schlafen? Das brauchen wir nicht“, sagt Francois Errougani (17). Und deshalb machen Francois, Jerome, Fabienne, Vincent und Co. die Nacht zum Tag, tanzen und quatschen. Auch wenn sie kein Deutsch sprechen und sich nur mit Händen, Füßen oder Englisch verständigen - die Franzosen sind überall willkommen. Und Organisationschef Knut Steinbauer kapituliert schon am ersten Abend. Der Zapfenstreich wird von 23 Uhr auf 2 Uhr verlegt. Oder so ähnlich.

Jedenfalls viel zu früh, findet Steffen Barho von der Nordheimer Jugendfeuerwehr, den seine Kameraden kurzerhand auf dem Feldbett vors Zelt tragen. Sonst wäre er wohl gar nicht mehr aufgestanden.

Dabei gibt's tagsüber eine Menge zu tun. Freitags besichtigt jede Gruppe eine andere Stadt. Die Bad Friedrichshaller schauen in Pfaffenhofen beim Feuerwehrmagazin vorbei, die Nordheimer auf dem Rathaus in Offenau - und stehen spontan bei einer Hochzeit Spalier.

Betreuer Dieter Hassis (24) und seine Neuenstadter verschlägt der Ausflug nach Brackenheim. „Die bessere Ausrüstung haben sie schon“, sagt er, aber tauschen möchte er trotzdem nicht. „Neuenstadt ist besser.“ Ob er seine Jugendlichen noch im Griff hat? „Ja, klar.“ Doch die feixen: „Der einzige, der nicht spurt, bist doch du selbst.“

Den Zusammenhalt stärken soll das Zeltlager. Etwa samstags mit einer Lagerolympiade, für die die Gruppen gemischt werden. Beim „Schlauchkegeln“ Wasserflaschen umstoßen, Rettungsknoten legen, Sackhüpfen oder Saugschläuche aneinander koppeln? Alles kein Problem. Vor allem die Franzosen haben hier die Nase vorn. Steinbauer: „Die sind sehr diszipliniert.“

Die Heilbronner Feuerwehrjugend marschiert unterdessen im Gänsemarsch über den Fußballplatz: „Links, zwo, drei, vier.“ Vielleicht machen sie das nur aus Spaß, vielleicht aber auch, um sich das viele Regenwasser aus den Schuhen zu treten. Wer weiß? Anja Mannsperger von der Brackenheimer Delegation schaut ihnen kopfschüttelnd hinterher: „Ich glaube, die stehen auf Drill.“ Den haben andere zum Siegen gar nicht nötig.

Bild:
Viel zu lachen gab's beim Geschicklichkeitslauf in der Sporthalle. (Fotos: Klaus Thomas Heck)