Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Mitmachen ist Ehrensache

Brackenheimvon Marc Thorwartl, HSt

Es ist bitterkalt am Samstagmorgen. Die Temperaturen bewegen sich in Brackenheim im zweistelligen Minusbereich, die frische Luft sticht beim Einatmen. Wahrlich kein Wetter, um lange draußen zu bleiben. Das gilt nicht für die vermummten Jugendlichen, die sich gegen 10 Uhr am Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr eingefunden haben. Traditionell kurz nach dem Dreikönigstag sammelt die Feuerwehrjugend die Christbäume der Theodor-Heuss-Stadt ein.

Domäne „Früher war das Einsammeln der Weihnachtsbäume eine Domäne der Pfadfinder", erklärt Jugendleiterin Anja Mannsperger. Dann nahmen immer mehr Brackenheimer den Dienst zur Entsorgung ihrer Nordmanntanne in Anspruch. Ein Ansturm, dem die Pfandfinder alleine nicht mehr gewachsen waren. „Da haben sie bei uns nachgefragt, und seitdem teilen wir uns das Gebiet auf. Wir sind in der Kernstadt, in Botenheim und Haberschlacht unterwegs, die Pfadfinder in den Außenbezirken."

Gegen eine geringe Gebühr - zwischen zwei und fünf Euro - werden die Bäume abgeholt. Das Geld wandert komplett in die Jugendkasse und wird für Unternehmungen verwendet. Die Brackenheimer entrichten ihren Obolus gerne für die Aktion. „Früher war das Geld sogar an die zu entsorgende Tanne angebunden, das geht heute nicht mehr", erinnert sich die Jugendleiterin etwas wehmütig an vergangene Zeiten zurück.

Die Bereitschaft des Nachwuchses, an der Aktion teilzunehmen, ist enorm. Knapp 20 Jugendliche warten auf Instruktionen. „Es verschiebt sich alles etwas, zwei der Traktoren sind nicht angesprungen", teilt Matthias Buyer, stellvertretender Jugendleiter, mit. Die Kälte fordert Tribut. Der Dieselkraftstoff läuft nicht so geschmeidig, eine Batterie hat den Geist aufgegeben.

„Es gibt schlimmere Dinge", sagt die 17-jährige Julia Stahl lapidar. Gegen die Kälte ist sie bestens gewappnet. „Ich habe mich heute nach dem Zwiebelprinzip angezogen. Falls es wärmer wird, kann ich Kleidungsstücke ablegen."

Kaum vorstellbar, angesichts der Tatsache, dass die Jugendlichen auf dem offenen Hänger mitfahren. Julia ist bereits ein erfahrener Hase. „Ich bin zum fünften Mal dabei." Das prädestiniert sie als Kassenwart. Auf jedem Hänger fährt ein älterer Jugendlicher mit, der dann an den Wohnungstüren klingelt und das Geld in Empfang nimmt. Tabea Wagner ist 14 und seit 2005 bei der Jugendfeuerwehr. „Egal, wie kalt es ist, das Weihnachtsbaumsammeln macht einfach Spaß."

Seine Premiere feiert hingegen Sven Fischer. Vor ein paar Monaten ist er der Jugendfeuerwehr beigetreten. Es ist für ihn Ehrensache, bei der Sammlung mitzumachen. „Im Moment habe ich kalte Finger, ich hoffe, das ändert sich, wenn wir kräftig zupacken."

Belohnung 50 Bäume passen auf jeden Hänger. Diese kommen auf den Häckselplatz der Stadt. Als Belohnung gibt es für die Jugendlichen im Anschluss an die Sammlung ein deftiges, schwäbisches Essen: Maultaschen für alle.

„Solche Aktionen kann ich prinzipiell nur begrüßen", sagt Feuerwehrkommandant Harald Zeyer. „Sie stärken den Zusammenhalt der Gruppe." Und außerdem werde es Zeit, die trockenen Bäume aus der Wohnung zu holen. Kommandant Zeyer erinnert: „In Ludwigsburg hat man gestern leidvoll erfahren müssen, wie schnell ein brennender Baum ein ganzes Haus zerstören kann."

Bild: Mit dem Traktor in der Heuss-Stadt unterwegs. Etwa 50 Bäume passen auf den Anhänger. Sie werden zum Häckselplatz gefahren. (Foto: Marc Thorwartl)