Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Hütchenparcours und Korbwurf

Oedheimvon Ute Plückthun, HSt

Feuerwehrjugend erhielt Einblicke in das Leben eines Rollstuhlfahrers

Die Bodenmatte ist gerade einmal sechs Zentimeter hoch. Und doch stellt sie ein schwieriges Hindernis dar. Konzentration, Körperbalance und Fingerspitzengefühl sind gefragt, während die 16 Mädchen und Jungs der Oedheimer Jugendfeuerwehr sie kichernd und zielsicher in ihren Rollstühlen anfahren. Mit unterschiedlichem Erfolg: Viele sind mit einem Schwups darüber, andere mühen sich etwas länger ab und manche kippen mitsamt ihrem Gefährt um. Unwägbarkeiten, auf die Axel Amlung im Alltag an Bordsteinen oder Türschwellen andauernd stößt.

Ein Moment vor 31 Jahren veränderte sein Leben einschneidend: Seit einem Autounfall im Feuerwehreinsatz sitzt der 52-Jährige im Rollstuhl. Doch unterkriegen lässt sich der gebürtige Hesse davon nicht. Während der Umschulung zum Bürokaufmann 1986 in Heidelberg hat der gelernte Schreiner seine Frau Renate kennengelernt. Beim Rollstuhlsportverein Heilbronn (RSV), den er vor 26 Jahren gegründet hat, spielt er Basketball. Auch der Feuerwehr ist er weiter treu geblieben: Das Wettenberger Ehrenmitglied ist seit zwölf Jahren in der Oedheimer Altersabteilung dabei. Funk, Computer und Telefon sind im Alarmfall bei ihm in guten Händen.

Inklusion Der Oedheimer Jugendfeuerwehr ermöglicht er in der Sporthalle der Heilbronner Dammrealschule Einblicke, wie sich das Leben mit Handicap anfühlt. Bei der sozialen Übung geht es um Inklusion und das Abbauen von Berührungsängsten, kurz „um Wertevermittlung in der Praxis“, wie Betreuer Peter Mall sagt. Denn die Nachwuchskräfte in Baden-Württemberg haben sich seit 2013 ausdrücklich „Kameradschaft, Respekt, Verantwortung und Toleranz“ auf die Fahnen geschrieben.

Schon der Anfang hat es in sich: Luka Maksimovic hat sich freiwillig zum realitätsnahen Kleiderwechsel im Rollstuhl gemeldet. Die sonst fast nebenbei erledigte Tätigkeit läuft längst nicht so flott wie sonst und „ist schwierig, denn man darf ja seine Beine nicht bewegen“, sagt der 13-Jährige. Also muss er sich mit den Armen hochdrücken und auf der Lehne absetzen, um die Hosenbeine anzuziehen. Der junge Feuerwehrmann schlussfolgert: „Man sieht es mit anderen Augen, wenn man es selbst ausprobiert hat.“

Wettrennen Nach ersten Rollversuchen machen sich die Jugendlichen unter Anleitung von Axel Amlung und seinem durch einen Motorradunfall ebenfalls querschnittsgelähmten Vereinskollegen Thomas Rommel an das Umrunden von Hütchen und kleine Wettrennen, schließlich an das Basketballspiel. Der Oedheimer verrät ihnen den richtigen Rhythmus im Rollstuhl: zweimal ziehen, um vorwärts zu kommen, dann einmal prellen. „Relativ anstrengend, das geht vor allem in die Oberarme“, stellt Luka Cidic (14) fest.

Bei Mannschaftsspiel und Korbwurf im Rollstuhl sind die Jugendlichen voll im Element. „Es macht Spaß“, versichert Janina Mann. Trotzdem ist die 13-Jährige am Ende froh, als sie wieder auf eigenen Beinen steht.

Bild: Die Jungen und Mädchen der Jugendfeuerwehr versuchten sich unter Anleitung von Axel Amlung (rechts) im Rollstuhlsport. (Foto: Ute Plückthun)