Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

Suchergebnis löschen

"Die Entdeckung eines Feuers sollte man nicht bestrafen"

Landkreis Heilbronnvon Angela Groß, HSt

Zündelnde Kinder: Oft genug rufen sie die Feuerwehr auf den Plan. Vor einer Woche war es wieder soweit – in Neckarwestheim und in Möckmühl lösten Kinder Brände aus. „Verbote bringen nichts“, sagt Uwe Vogel: „Eltern müssen frühzeitig mit der Brandschutzerziehung beginnen.“ Angela Groß hat sich mit dem Kreisbrandmeister darüber unterhalten.

Herr Vogel, wie viele Brände werden durch Kinder im Landkreis Heilbronn im Durchschnitt verursacht?

Uwe Vogel: Für den Landkreis Heilbronn gibt es keine konkrete Zahlen. Allerdings geht man bundesweit davon aus, dass jeder dritte Brand durch zündelnde Kinder verursacht wird.

Das ist eine sehr hohe Zahl.

Vogel: Ja, ohne Frage. Im Jahr 2006 hatten wir im Landkreis Heilbronn 750 Brände. Nimmt man die bundesdeutsche Statistik als Grundlage, hätten ungefähr ein Drittel – also 250 – etwas mit Kindern zu tun.

Feuer fasziniert Kinder. Wie kann man vermeiden, dass sie heimlich zündeln?

Vogel: Die wenigsten Kinder erleben heute noch Feuer, vielleicht mal brennende Kerzen bei einem Geburtstag oder im Advent. Sie wachsen mit der Warnung auf, dass sie die Finger vom Feuer lassen sollen. Das Problem ist aber, dass sie die Gefahren nicht einschätzen können, weil sie nie gelernt haben, mit Feuer umzugehen. Das reine Verbot ist allerdings überholt. Eltern sollten früh beginnen, im häuslichen Bereich bestimmte Verhaltensregeln zu beachten. Sie sollten dieses Thema nicht verschweigen, nicht tabuisieren. Denn genau das führt nur zu Heimlichkeiten.

Ab wann sollte eine Brandschutzerziehung einsetzen?

Vogel: Die kann bereits im Kindergartenalter beginnen, in der Vor- oder Grundschule. Man sollte versuchen, Kindern die Gefahren, die durch Feuer entstehen, spielerisch zu vermitteln.

Wie macht man das?

Vogel: Indem man mal einen Finger in die Nähe einer Kerzenflamme bringt und dem Kind zeigt, dass es warm wird. Man kann die Tochter oder den Sohn ein Bild malen lassen und das Papier ans Feuer halten. Dann wird klar, was Feuer anrichten kann. Dann sollte man dem Kind klar machen: ‚So etwas kann auch mit deinen Spielsachen passieren oder mit dem ganzen Haus.’ Streichhölzer und Feuerzeug sollten für die Kleinen nicht zugänglich sein.

Sollten Eltern ihrem Nachwuchs beibringen, wie man ein Streichholz entzündet?

Vogel: Unbedingt. Die Funktion von Feuerzeug und Streichhölzern sollte man vermitteln, den Kindern erklären, dass ein Streichholz lang genug sein muss, und wie man es richtig hält, wenn es abbricht. Jeder sollte außerdem Bescheid wissen, wie schnell heute Kleidung, die ganzen Vlies- oder Polyesterstoffe, brennen können, und dass Feuer auch durch eine glühende Herdplatte verursacht werden kann. Auch Kinder sollten wissen, wie sie sich im Brandfall verhalten müssen, und wie man ein Feuer löschen kann.

Manche Kinder haben auch Angst davor, ihren Eltern Bescheid zu sagen, dass sie ein Feuer angezündet haben.

Vogel: Die Entdeckung eines Feuers sollte man nicht unter Strafe stellen. Man sollte Kindern klar machen, wie wichtig es ist, dass sie auf jeden Fall Alarm schlagen. Ich würde es über die Schiene Belohnung versuchen. Kinder setzen in der Regel nichts vorsätzlich in Brand.

Wie sieht die Brandschutzerziehung im Landkreis Heilbronn aus?

Vogel: Die Feuerwehren gehen zur Brandschutzerziehung in Schulen und Kindergärten. Der Kreisfeuerwehrverband hat einen Anhänger mit Material, um Kinder spielerisch an dieses Thema heranzuführen.

Falls Schulen und Kindergärten das in Anspruch nehmen wollen. Wer hilft ihnen weiter?

Vogel: Es wäre sehr wünschenswert, dass sie sich bei der jeweils örtlichen Feuerwehr melden.

Zündelnde Kinder: Wie ist der Schadensfall geregelt?

Vogel: Gebäudeschäden, die sogenannten Elementarschäden, sind durch eine privatrechtliche Gebäudeversicherung gedeckt. Das ist keine Pflichtversicherung. Wer sich für sie interessiert, muss einen Vertrag abschließen.

 

Bild: „Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug“: Im Struwwelpeter zeigt Autor Dr. Heinrich Hoffmann in Wort und Bild, was mit Paulinchen passierte, die trotz Warnung mit dem Feuer spielte und sich selbst verbrannte. (Quelle: Schwager Steinlein Verlag)