Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Heilbronnvon Helmut Buchholz, HSt

Was Autofahrer zu ihren schlimmsten Horrorvisionen zählen, hat die Heilbronner Feuerwehr Wirklichkeit werden lassen: Sie versenkte gestern Mittag zwei Menschen mit einem Peugeot 205 im Neckar. Ein gewagtes Experiment, das zeigen soll, wie sich Passagiere am besten selbst aus ihrer lebensbedrohenden Lage befreien können.

Der Außenborder zerrt an der roten Leine. Die 60 PS haben viel zu tun, um den kleinen Peugeot in den Neckar zu ziehen. Robert Schieker und Frank Zimmermann haben keine Angst. Sie winken, obwohl sie gleich das erleben, was Autofahrer als ihren Alptraum bezeichnen würden. Sie stürzen mit dem Wagen unter der Neckarsulmer Autobahnbrücke ins Wasser.

Starke Strömung

Unter ihnen fünf Meter Tiefe. Das Nass ist trüb. Etwa zehn Zentimeter weit kann das Auge hier sehen. Oben geht Wind, der die Strömung auf 3,6 Stundenkilometer beschleunigt. Doppelt so schnell wie im Schnitt. Sonst fließt der Neckar mit 1,5 Stundenkilometern.

Viel Zeit abzutreiben, hat das Auto nicht. Nach einer Minute reicht das Wasser schon fast bis zur Windschutzscheibe. Das Heck des Wagens steht steil nach oben. So wie die Titanic kurz vor ihrem Untergang. Was die Zuschauer dieser Katastrophe überrascht: Fahrer und Beifahrer öffnen mehrere Male die Türe gegen das Wasser. Bis der Neckar das Auto vollends verschluckt, wäre der Ausstieg möglich gewesen – etwa eine Minute lang.

„Genau das wollten wir der Öffentlichkeit demonstrieren“, sagt Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim. Denn dies sei bei den Bürgern noch zu wenig bekannt. „Man muss sich damit beschäftigen.“ In der „Schwimmphase“ bestehe eine gute Chance zur Rettung durch Autotür oder Fenster. „Das ist der Königsweg hinaus“, ergänzt der stellvertretende Kommandant Achim Gruber. Ist das Auto erst untergegangen, ist eine gehörige Portion „Coolness“ nötig, um sich zu befreien. Jochim: „Und wer hat die schon, wenn er nicht ausgebildeter Feuerwehrtaucher ist?“

Wahnsinnsgefühl

Doch selbst die beiden ausgebildeten Versuchspersonen waren ziemlich aufgeregt, bevor ihre Taucherkollegen sie aus dem Auto auf dem Grund befreiten – neun Minuten nachdem das „Unglück“ begann. Robert Schiekers Armmuskeln zitterten noch lange nach der Rettung. „Es war ziemlich kalt da unten.“ Eine Extremsituation wie diese „erhöht immer den Puls, ein Wahnsinnsgefühl da unten“.

Rund zehn bis 15 Mal im Jahr spüren die Rettungstaucher diese besondere Aufregung. So oft werden sie im Schnitt zu Notfällen im Wasser gerufen. Etwa drei Mal im Jahr lautet der Alarm „Pkw im Wasser“. Für ein bis zwei Menschen kommt pro Jahr jede Rettung zu spät. Auch darum bringen sich die Taucher bei dieser „gefährlichen Übung“ (Jochim), die laut Kommandant noch keine andere Berufsfeuerwehr im Land in dieser Form wagte, selbst in Gefahr. Damit die Rettungsversuche nicht noch öfter vergeblich sind.

 

Bild 1: Ernstfall - In diesem Auto ließen sich zwei Feuerwehrleute gestern im Neckar versenken, um zu zeigen, wie man sich am besten daraus befreien kann.Bild 2: Gerettet - Frank Zimmermann lässt sich von Tauchern und Feuerwehrleuten an Land ziehen. Mehrere Minuten war er im Auto und im Fluss eingeschlossen.

(Fotos: Andreas Veigel, HSt / Grafik: HSt und Feuerwehr Heilbronn)