Hand in Hand in realistischem Szenario
Die interkommunale Zusammenarbeit der Freiwilligen Feuerwehr Bad Rappenau, Abteilung Wollenberg, und der benachbarten Wehr aus Hüffenhardt funktioniert schon seit Jahren. Um Abläufe zu üben und zu verbessern, gab es am jetzt eine gemeinsame Übung in Fürfeld.
Es ist Freitagabend. Das Thermometer zeigt 33 Grad Celsius, als aus einem Anwesen in der Fürfelder Hölderlinstraße weißer Rauch dringt. Den Griff zum Telefonhörer, um die Rettungskräfte zu alarmieren, können sich die Anwohner sparen. Patrick Wagner, Abteilungskommandant in Wollenberg, und Torsten Heiß, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Hüffenhardt, haben diesen Rauch selbst erzeugt. „Da drin sieht man die Hand vor Augen nicht mehr“, stellt Wagner nach ein paar Minuten zufrieden fest. Der Übung in dem verrauchten Objekt mit Personensuche steht also nichts mehr im Wege. Es soll realistisch sein.
Deshalb schlüpft Heiß in die Rolle des Hausbesitzers, der beim Nachhausekommen Rauch aus den Fenstern quillen sieht, den Notruf absetzt und dann aufgeregt auf die Rettungskräfte zustürmt und sie ins Haus zerren will, weil seine Frau und die Kinder noch drin sind. „Wir haben einen Brand in beiden Etagen des Zweifamilienhauses angenommen“, wird Einsatzleiter Ilja Woitaschek später erzählen. „Nach der Erkundung haben wir festgestellt, dass es in einer größeren Ausdehnung brennt und die Abteilung Wollenberg an ihre Grenzen stößt. Deshalb wurde die Feuerwehr Hüffenhardt nachalarmiert.“ Während sich die Männer aus dem Neckar-Odenwald-Kreis auf der Anfahrt befinden, machen sich die Wollenberger daran, die vermissten Personen zu suchen und den Löschangriff zu starten. Ein Rauchvorhang wird an der Abschlusstür zur unteren Etage gesetzt, Wehrmänner mit Atemschutz sind zu sehen, die im Inneren des Hauses für Rauchabzüge sorgen und die Fenster öffnen. Schnell ist einer der drei Übungsdummys gefunden und wird ins Freie gebracht, wo die Erstversorgung und die Übergabe an den – an diesem Abend nur fiktiv anwesenden – Rettungsdienst erfolgt. Als die Hüffenhardter Wehr eintrifft, sucht sie die beiden weiteren Vermissten. Einer muss reanimiert werden. Mit Herzdruckmassage und Mund-zu-Nase-Beatmung wird dem Dummy neues Leben eingehaucht. Während sich zwei Hüffenhardter um die gerettete Person kümmern, bringen andere Einsatzkräfte einen Druckluftlüfter in Stellung und blasen den letzten Rauch aus dem Gebäude. Nach gut einer Stunde ist die Übung beendet, die Übungsbeobachter sind zufrieden.
Schwere Schläuche Warum gehen Wollenberg und Hüffenhardt zu einer Übung nach Fürfeld? Woitaschek erklärt: „Übungsobjekte gibt es nicht wie Sand am Meer. Hier können wir so realitätsnah wie möglich üben.“ Da das Haus sehr oft zu Übungszwecken genutzt wird, müssen die Übenden auf den Einsatz von Löschwasser im Inneren verzichten. Um den Angriffstrupps jedoch einen Eindruck von der Schwere wassergefüllter Schläuche zu geben, wurden die Hydranten geöffnet, die Schläuche angeschlossen und auch Wasser auf die Schläuche gegeben. Dass die Hüffenhardter Wehr die Möglichkeit hatte, mit Wollenberg in Fürfeld zu üben, begrüßt auch Jörg Kirschenlohr. Der Kreisbrandmeister des Neckar-Odenwald-Kreises: „Wir müssen froh sein, wenn wir solche Übungsobjekte haben, und wenn wir das angeboten bekommen, greifen wir zu. Bei uns wird das oft gemacht, und dafür nehmen wir auch weitere Anfahrten in Kauf.“ Auch die interkommunale Zusammenarbeit stellt Kirschenlohr heraus. „Die funktioniert. Auch im Ernstfall werden Wollenberg und Hüffenhardt gemeinsam alarmiert.“ Apropos Ernstfall. Damit das Wollenbachtal am Freitagabend nicht ohne Rettungskräfte der Feuerwehr war, wurde eine Ersatzalarmierung mit der Freiwilligen Feuerwehr Helmstadt-Bargen eingerichtet.
Übungsobjekt:
Am Ende der Fürfelder Hölderlinstraße befand sich früher die Gärtnerei Reuss. Nach der Geschäftsaufgabe erwarb die Stadt Bad Rappenau das Objekt samt den dazugehörigen Flächen und stellt das Areal nun der Freiwilligen Feuerwehr zu Übungszwecken zur Verfügung. Für die Wehr ein Glücksfall, wie die Verantwortlichen unisono betonen. Für die nahe Zukunft äußert Abteilungskommandant Patrick Wagner einen Wunsch. „Vielleicht erlaubt uns die Stadt ja eine Übung im Rappsodie, bevor es abgerissen wird.“