Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Vorbereiten auf das große Wasser

Heilbronnvon Wolfgang Müller, HSt

Rund 400 Einsatz- und Rettungskräfte trainieren bei großangelegter Katastrophenübung effektiven Einsatz bei Hochwasser

Rund 400 Einsatz- und Rettungskräfte haben am Samstag in Heilbronn den Ernstfall geprobt. In der großangelegten Katastrophenübung „Aqua alta“ (Hochwasser) haben sie den angenommenen gestiegenen Wasserpegel gebändigt. Feuerwehr, THW, Polizei und Rettungsdienste beteiligen sich an der Aktion. Auch die Bundeswehr ist vor Ort. Die Koordination übernimmt die Berufsfeuerwehr. „Es ist wichtig, das Zusammenwirken aller Hilfsorganisationen zu üben“, sagt Kommandant Fabian Müller.

Alarmstufe Rot. Der Pegel des Neckars hat in Lauffen die 7,50-Meter-Marke erreicht. Heilbronn hat keinen Pegelmesser. Für die Einsatzkräfte vor Ort ist aber klar: Ein Jahrhunderthochwasser ist auf dem Weg in die Käthchenstadt. Viel Zeit bleibt den Einsatzkräften nicht.

Fässer „So viele Hilfskräfte zu koordinieren, ist nicht einfach“, sagt Müller, während seine Männer unterhalb der Erwin-Fuchs-Brücke das neue Hochwassersystem „Aqua Riwa“ aufbauen. Dabei handelt es sich um Glasfaserplatten, die sich zu Fässern zusammenrollen lassen. „Sie sind einfacher zu transportieren als Sandsäcke“, sagt Feuerwehrsprecher Jürgen Vogt.

Nachdem die Platten zusammengerollt, aufgestellt und auf gut 200 Metern aneinandergereiht sind, kleiden sie die Feuerwehrleute innen mit Folien aus und füllen sie mit Wasser. Damit die Barriere das Gewicht hat, um dem Hochwasser-Druck standzuhalten. „Wir bekämpfen Wasser mit Wasser“, so Vogt.

Währenddessen brausen Feuerwehrfahrzeuge mit Blaulicht über die Otto-Konz-Brücke. Das ist keine Übung, sondern ein echter Alarm. Die Einsatzkräfte rücken zu einem Wohnungsbrand in der Werderstraße aus. „Es gibt eine verletzte Person“, hat Vogt über Funk erfahren.

Für die Übung wird auch das Hochwasser-Sperrtor in der Badstraße heruntergelassen. Der 30 Meter lange Stahlbau aus den 1950er Jahren bewegt sich mit zwei Millimetern pro Sekunde im Schneckentempo nach unten. Nach rund 45 Minuten hat das Tor den Wasserspiegel erreicht. Damit ist der alte Neckararm beim Abzweig zum Neckarkanal von Hochwasser abgeschnitten. Die Fluten bahnen sich ihren Weg an der Innenstadt vorbei. Wenige Meter danach werden sie von dem Hochwassersystem daran gehindert, übers Ufer zu treten.

Zwei Tage zuvor hielt die Verwaltung eine Stabsübung ab. Für Bürgermeisterin Agnes Christner ist es wichtig zu sehen, welche Auswirkungen die Anweisungen der Stabsstelle haben. Auch Oberbürgermeister Harry Mergel ist vor Ort. „Aufgrund des Klimawandels werden die Wetterlagen extremer“, so Mergel. Die Hochwasser in Braunsbach und im Ahrtal hätten gezeigt, „dass auch wir nicht vor Katastrophen geschützt sind“, sagt Mergel. „Aber auch wenn wir hoffen, dass wir nie in so eine Situation kommen, müssen wir vorbereitet sein.“

Volle Keller Die Innenstadt bleibt vom Wasser des Neckars verschont. Trocken bleibt sie aber nicht. Der Druck in der Kanalisation spült das Wasser an die Oberfläche. Keller laufen voll. Betroffen soll auch das Seniorenzentrum Johanniter-Haus in der Mozartstraße sein. Die Rettungskräfte des DRK lassen sich die Situation schildern. Demnach ist der Keller voll. 65 Personen sind im Haus. Davon ist eine bettlägrig.

Andreas Giel vom DRK-Kreisverbandes koordiniert, was zu tun ist. Die Bewohner werden evakuiert. Für eine Person ist eine Drehleiter der Feuerwehr nötig. Etwa zeitgleich ist die Rettungshundestaffel in der Stauwehrhalle in Horkheim im Einsatz. Dort üben die Hunde, eine vermisste Person aufzuspüren.

Die Stuttgarter Regierungspräsidentin und ehemalige Heilbronner Stadträtin Susanne Bay ist bei der Übung auch vor Ort. Sie zeigt sich nicht nur davon beeindruckt, „wie hier eines ins andere greifen muss“.

Organisationen
Bei der Hochwasserübung in Heilbronn waren neben der Feuerwehr, dem Rettungs- und Sanitätsdienst, das THW, die Rettungshundestaffel, die Notfallseelsorge, das DLRG, die Polizei, der Kommunale Ordnungsdienst sowie das Johanniter-Haus beteiligt. Unter den Einsatzkräften sind viele Ehrenamtliche. „Sie verbringen ihren freien Samstag hier, damit sie möglichst viel für die Sicherheit der Bevölkerung tun“, sagt die Stuttgarter Regierungspräsidentin Susanne Bay.